Fachkräfte - Together we are stark!
Das war das Motto des Bergischen Fachkräftebündnisses zur Bergischen Expo Anfang September. Zusammen mit Workstadt GmbH hielt die Initiative ein besonderes Angebot bereit.
Das Angebot am Gemeinschaftsstand: ein Informationsgespräch für Fachkräfte aus dem Ausland. In intensiven Gesprächen ging es darum, den Menschen, seine Fähigkeiten, Ideen und Wünsche zu identifizieren. „Wir wollten ermitteln, was den Menschen hinter dem Lebenslauf ausmacht, um zu schauen, wie wir später möglicherweise mit Unternehmen matchen können“, berichtet Josephine Roderburg von Workstadt, einem Start-up, das Unternehmen und deren ausländische Fachkräfte betreut.
Schon im Vorfeld der Bergischen Expo konnten sich Interessierte Gesprächstermine sichern. Innerhalb von wenigen Tagen war der Terminkalender der Kolleginnen von Workstadt voll. Die Fachkräfte sollten einen Lebenslauf einreichen und vorab einen Fragebogen ausfüllen. „Welche Faktoren haben deinen Umzug nach Deutschland primär beeinflusst? In welchem Land wurde der Abschluss erworben? Verfügst du über eine deutsche Übersetzung deines Abschlusses? Welche weiteren relevanten Berufserfahrungen bringst du mit? Was waren deine Verantwortungsbereiche bei der letzten Stelle? Besuchst du derzeit einen Deutsch-Sprachkurs?“ All die Antworten halfen bei den Gesprächen. Spontane Besuche während der Fachkräfte Expo gab es auch. So „überwiesen“ Vertreterinnen und Vertreter des Fachkräftebündnisses, zu dem auch etwa Jobcenter, Wirtschaftsförderungen und die Regionalagentur Bergisches Städtedreieck gehören, vor Ort Fachkräfte mit Fragen direkt zum Gespräch.
Es ging bei den Gesprächen mit den Fachkräften um ein erstes Feedback zum Lebenslauf, es ging auch darum, festzustellen, warum bisher kein Arbeitsverhältnis zustande gekommen ist, ob es in der interkulturellen Kommunikation Probleme gegeben hat, wo und in welchem Umfang ein Arbeitswunsch besteht, ob ein Kita-Platz benötigt wird usw. Die meisten von ihnen sind hochqualifizierte Fachkräfte aus dem IT-Bereich, Softwareentwickler, dabei waren Supply Chain Manager, Metall-Fachkräfte, Mathematiker – viele von ihnen aus der Ukraine, aus Indien oder Spanien. Sie alle brachten umfangreiche Erfahrungen mit. Ihr Alter: 30 bis 60 Jahre – Menschen mit Fähigkeiten, die hier dringend gesucht werden. Der Fachkräftemangel ist zwar auch überregional ein großes Thema, doch im Bergischen Städtedreieck ist er aufgrund der Vielzahl von produzierenden Unternehmen besonders dramatisch.
„Unsere Arbeit auf der Bergischen Expo hat uns viel Erkenntnisgewinn gebracht und uns erstaunt. Was als kleines, erstes Experiment zusammen mit dem bergischen Fachkräftebündnis angedacht war, hat unglaublich gut funktioniert. Sehr viele internationale Fachkräfte haben mit uns in den Beratungsbussen intensive Einzelgespräche geführt, was uns wiederum für unsere Arbeit viel an Information zurückgegeben hat. Ich hoffe, dass wir damit einen kleinen Beitrag zur Internationalisierung der Region beisteuern können“, so Esther Königes von Workstadt.
Die Mitgründerin des Start-ups befasst sich mit der anderen Seite der Beschäftigungsverhältnisse: mit den Unternehmen der Region. Sie sucht den Kontakt zu interessierten Unternehmen und berät sie dazu, wie sie internationale Fachkräfte rekrutieren, onboarden und langfristig binden können. Sie erlebt viele Unternehmen, die zunächst Sorgen bei der Einstellung von Fachkräften aus dem Ausland haben, da oft wenig Wissen und kaum Erfahrungen in den Unternehmen vorliegen. In solchen Fällen gilt es, einfach einmal ein paar Möglichkeiten durchzuspielen: Welche Ressourcen sind schon da? Welche Kulturen und Sprachen sind vorhanden und in welcher Fachabteilung könnte eine internationale Kraft einfacher starten? Es gibt ausreichend Beispiele, wo sich solche Ansätze als sehr tragfähig erwiesen haben.
Um von den Erfahrungen anderer Unternehmen zu profitieren, hat Workstadt die Masterclass internationale Fachkräfte aufgebaut. In unterschiedlichen Modulen werden Unternehmen gemeinsam befähigt, im internationalen Recruiting erste Schritte zu gehen und insbesondere auch die eigene Kultur auf die neuen Herausforderungen auszurichten. Die vielfältigen Transformationsprozesse, die die Region derzeit und zukünftig zu bewältigen hat, werden nicht ohne gut ausgebildete Fachkräfte aus dem Ausland umzusetzen sein. Die Masterclass richtet sich daher an Unternehmen, die in internationale Fachkräfte als weiteren Lösungsansatz investieren möchten.
Im Nachgang zur Bergischen Expo gab es daher eine Zusammenschau. Welche Fachkraft passt möglicherweise zu welchem Unternehmen? Gute Kenntnisse und Empathie für die Menschen und Situation in den Unternehmen bieten die besten Voraussetzungen für ein, erfolgreiches Matching.
„Die Bergische Expo hat die drängenden arbeitspolitischen Themen im Bergischen Städtedreieck sehr gut und pointiert visualisieren können. Tausende Menschen konnten sich über zwei Tage zu Arbeitsklima und -möglichkeiten im Städtedreieck informieren – eine gute Begegnungsplattform von Arbeitnehmern mit Fachkenntnissen und bergischen Unternehmen“, fasst Oliver Francke, Leiter der Regionalagentur Bergisches Städtedreieck, zusammen. Die Regionalagentur gehört zum Bergischen Fachkräftebündnis. „Ich glaube, wir konnten mit unserem Angebot auf der Messe dafür sensibilisieren, dass alle beteiligten Institutionen kooperativ an dem Thema arbeiten müssen.“
Die Bergische Expo war ein Beitrag zur „Fachkräfteoffensive NRW“, die das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales gemeinsam mit dem Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration, dem Ministerium für Schule und Bildung sowie dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen umsetzt.
Das Bergische Fachkräftebündnis ist eine Initiative von arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitischen Akteuren im Bergischen Städtedreieck. Dazu gehören: Agentur für Arbeit Solingen-Wuppertal, Arbeitgeber-Verband von Remscheid und Umgebung e. V., Bergische IHK Wuppertal-Solingen-Remscheid, Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH / Regionalagentur Bergisches Städtedreieck, Bergische Universität Wuppertal, Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Jobcenter Remscheid, Jobcenter Wuppertal AöR, Kommunales Jobcenter Solingen, Kreishandwerkerschaft Remscheid, Kreishandwerkerschaft Solingen-Wuppertal, Quallianz e. V., Stadt Remscheid, Vereinigung Bergischer Unternehmerverbände e. V., Wirtschaftsförderung Solingen GmbH & Co. KG, Wirtschaftsförderung Wuppertal AöR
Text: Anette Kolkau