Oberflächenveredelung - Fünf Generationen
Der Name Ebbinghaus ist in Solingen ein Begriff. Schließlich besteht das Unternehmen schon seit 100 Jahren. Und hat sich immer wieder neu erfunden.
„Ich habe überhaupt keine Sorge, dass sich die Welt da draußen dreht. Wir finden hier immer die richtigen Antworten und sind damit vertraut, uns dynamisch zu entwickeln“, sagt Marco Ebbinghaus, geschäftsführender Gesellschafter der Ebbinghaus Verbund Management- und Dienstleistungs GmbH und in vierter Generation Chef des Familienunternehmens mit Hauptsitz in Solingen-Ohligs.
Im Jahr 1923 legte sein Urgroßvater Ernst den Grundstein für den heutigen Erfolg. Mit einer Scherenhärterei in der Schwanenstraße, keine 100 Meter entfernt vom heutigen Hauptsitz des Verbunds. Schnell erkannte Ernst Ebbinghaus damals, dass er mit seinen Ideen der Oberflächenbeschichtung den Solinger Schneidwaren-Unternehmen einen Benefit bieten konnte. Zunächst kam schwarzer Asphaltlack zum Einsatz, wurde mit dem Pinsel aufgetragen und härtete in Öfen. Später wurde dies durch Spritzlackierungen abgelöst – Ebbinghaus lieferte Oberflächenschutz auch für Rasenmäher-Teile, Fahrrad- und Motorrad-Rahmen sowie Felgen.
Unter Sohn Erich und Enkel Ernst-Paul Ebbinghaus expandierte das Unternehmen, weitete seine Geschäftstätigkeit weit über Solingen hinaus und erweiterte sowohl seine Kapazitäten als auch die Anzahl der Mitarbeitenden. „Während die Gründergeneration von Pioniergeist und Ehrgeiz geprägt war, vollzog die zweite Generation den Wandel zum Industrieunternehmen. Für die dritte Generation galt es dann, sich in einer etablierten Marktsituation zu behaupten und die notwendigen Kapazitäten und Verfahren zu entwickeln, um in der Automobilindustrie zu wachsen“, fasst Marco Ebbinghaus zusammen. Heute hat der Beschichtungsspezialist unter seiner Führung unter anderem Werke in Graz/Österreich und Hagenbach/Rheinland-Pfalz und beliefert neben der Autoindustrie auch andere Branchen.
Spezialisiert hat sich Ebbinghaus auf die elektrochemische KTL-Beschichtung. Marco Ebbinghaus, gelernter Laborant und Betriebswirt, verbringt auch selbst schon mal Zeit im firmeneigenen „Technikum“, wo unter anderem die Forschung betrieben wird: „Wir verfügen über eine Vielzahl an Prüfgeräten und Mikroskopen, die uns dabei helfen, unsere Produkte auf Herz und Nieren zu prüfen. So können wir unseren Kunden beste Qualität liefern und arbeiten stetig daran, unsere Anlagentechnik nachhaltiger und effizienter zu gestalten.“
Dass das Unternehmen wandlungsfähig ist, bewies Marco Ebbinghaus etwa 2009. Durch die Folgen der Weltfinanzkrise musste er für das Solinger Werk Insolvenz anmelden. „Wir hatten uns damals zu viel auf Fremdkapital verlassen und mussten verkaufen. Aber alle anderen Standorte konnten ja weitermachen. Das fand damals leider zu wenig Beachtung“, blickt Marco Ebbinghaus zurück. „Gern hätte ich auf diese Erfahrung verzichtet. Dennoch hat sie uns viel gelehrt. Seither investieren wir konservativer. Und wir haben uns intern neu aufgestellt.“ Unter anderem erhielt Jörg Schröer, der seit 25 Jahren im Unternehmen ist, mehr Verantwortung, ist heute Mit-Gesellschafter im Ebbinghaus Verbund.
Eine weitreichende Veränderung war auch der Ausbau des Hauptstandortes in Ohligs zu einem modernen Hub, wo es seit 2015 viel Raum für Veranstaltungen gibt und neben dem Ebbinghaus-Team auch andere Unternehmen, unter anderem Start-ups, Tür an Tür im Coworking Space arbeiten. Das „Ebbtron“ war der erste Anbieter dieses neuen Arbeitens in Solingen. Auch Mirko Novakovic mietete hier Arbeitsplätze für bis zu 40 Mitarbeitende ein paar Jahre lang an. Ebenso die CBS Cologne Business School, die im Ebbtron seit 2021 für ihre Studierenden duale Studiengänge anbietet.
Mit Katrin Kronenberg als Geschäftsführerin des Ebbtron hat die nächste Generation das Zepter in die Hand genommen. Ihr Bruder Alexander Ebbinghaus ist als Key Account & Projektmanager bei Ebbinghaus Styria Coating eingestiegen. Marco Ebbinghaus möchte auch weiterhin Innovationen selbst vorantreiben: „Ich liebe es, Neues auszuprobieren und unter Beweis zu stellen, dass es funktioniert. Manchmal denke ich zu weit nach vorn. Aber dafür habe ich hier tolle Leute, die mich immer wieder einfangen.“
Text: Liane Rapp