Modellbau in Wuppertal - Historie im Mini-Format
Wer das Wuppertaler Miniaturland Wumila besucht, wird direkt im ersten Ausstellungsraum sprachlos sein: Auf einer Spur-N-Anlage ist die Wuppertaler Innenstadt als zeitgeschichtliches Dokument mit filigranen Details zu entdecken.
Dieser Nachbau der Wuppertaler Innenstadt rund um den Döppersberg mit Gleisen und Zügen, altbekannten Geschäften, Gebäuden wie dem Sparkassenturm und der Bahnhofsdirektion zeigt Wuppertaler Verkehrsgeschichte der frühen 80er Jahre. „Die Anlage stammt von dem Privatmann Guido Ehmann, der sie über viele Jahre lang in seinem Keller gebaut hat. Vermutlich fotografierte er die Gebäude und errichte sie dann mit vielen kleinen Details“, erzählt Andreas Bergermann. Er ist gemeinsam mit Reinhard Clasen Geschäftsführer der Wuppertaler Miniaturland GmbH.
Die Anlage auf einer Fläche von 2,40 x 3,60 Metern wird zurzeit restauriert und ist mit der „Castrop-Anlage“ verbunden. Deshalb heißt sie „CasDöpp“. Gegenüber ist auf einer über acht Meter langen Anlage die schweizerische Lötschberg-Südrampe zu sehen. Hier wurden unter anderem die Bietschtalbrücke und Abschnitte des Bahnlehrpfades maßstabgetreu nachgebaut. Auch dabei machen die Besucher spannende Entdeckungen: Die Landschaft entspricht der Realität – sogar kleine Steinböcke wurden in die Berge gestellt, damit alles authentisch wirkt. „Ich selbst bin jeden Meter mit dieser Bahn gefahren; sie ist wirklich sehr detailliert nachgebaut worden.“ Erworben hat Wumila diese Bahn, nachdem einer der beiden „Erbauer“ verstorben war. „Ohne seinen Kumpel wollte der Mann nicht weiterarbeiten. Dadurch sind wir an diese wunderschöne Modellbahn gekommen.“
Auf zahlreiche solche beeindruckenden Anlagen und Modelle kann sich also der Besucher freuen: von Schweizer Bahnstrecken, der Müngstener Brücke mit Gleisen in über zwei Metern Höhe bis hin zur Barmer Bergbahn, Deutschlands erster elektrisch betriebenen zweigleisigen Zahnradbahn. Der Verein „Barmer Bergbahn e.V.“ hat Wumila einige Modelle und viele Informationen für die Ausstellung geliehen. Und beim Modellbau der Rheinischen Strecke im Maßstab 1:87 erinnern sich die Besucher an deren große Bedeutung damals. Auch Modelle der Wuppertaler Straßenbahnen sind ausgestellt – immerhin besaß Wuppertal das sechstgrößte Straßenbahnnetz Deutschlands.
Die Idee für das Miniaturland ist vor acht Jahren entstanden: Andreas Bergermann nahm an einem VHS-Kurs in Remscheid teil, in dem es um Eisenbahnplanung am Computer ging. Jeder Teilnehmer wollte etwas anderes bauen, hatte sein eigenes Thema. „Ich erzählte, dass ich mit meiner eigenen Sammlung rund 100 Quadratmeter bebauen könnte.“ Und so fanden sich schnell weitere fünf Modellbauer, die seit drei Jahren begeistert an der Ausstellung mit eigenen Modellen, Leihgaben oder Schenkungen arbeiten. Bald soll die Ausstellung eröffnen, ein Termin steht bei Redaktionsschluss aber noch nicht fest.
Untergebracht ist die Modelleisenbahnausstellung mit neun Schauanlagen unterschiedlicher Größen in einem barrierefreien Büro- und Gewerbegebäude im Osten Wuppertals, das Andreas Bergermann vor sieben Jahren kaufte. Hier bauen mittlerweile elf Männer und zwei Frauen an den Modellen – detailverliebt, ruhig und leidenschaftlich. Fantasie gehört dazu: „Sehen Sie dort den Hamburger Fernsehturm?“, zeigt Andreas Bergermann. „Wir haben einfach die Uhr vom Düsseldorfer Rheinturm eingebaut.“ Neben den Ausstellungsräumen hat das Wumila auch an ein Bistro gedacht: natürlich mit 1. Klasse Eisenbahnsitzen und Sitzgruppen, die aus der eigenen Schwebebahn ausgebaut wurden.
Zu Wuppertal gehört selbstverständlich die Schwebebahn: Tatsächlich „schwebt“ auf Stahlträgern vor dem Haupteingang ein barrierefrei begehbarer Gelenktriebwagen von 1972, der GTW 72 Nr. 1. Er wurde als Ausstellungsraum mit vielen Informationen, Exponaten und Modellen ausgestattet. Besonderheit ist die sechs Meter lange Schwebebahnanlage. Außerdem sind Videos und Multimediapräsentationen zu sehen. „Wir möchten unsere Besucher einladen, in diese besondere Welt einzutauchen und sich auf diesen filigranen Charme einzulassen“, sagt Andreas Bergermann. „Das ist unser Ziel.“
Text: Eva Rüther