Innovationsrunde - Mobil per Wasserstoff

Megatrend Wasserstofftechnologie: Ende September konnten interessierte Unternehmen „mitgenommen“ werden in sehr konkrete Anwendungsbereiche, die Perspektiven aufzeigen und Mut machen.

Es wird viel geforscht, entwickelt und erprobt – auch im Bereich der Mobilität. Um konkrete Anwendung in den Bereichen öffentlicher Verkehr und Tank-Infrastruktur ging es in der Innovationsrunde, dem Informations- und Netzwerkformat des Nationalen Transformations-Hub für wasserstoffbasierte Antriebssysteme „cH2ance“, zu dem auch „automotiveland.nrw“ gehört. Das Hub soll Transparenz in das Thema Wasserstoffmobilität bringen. Denn im Windschatten der Elektromobilität bleibt noch viel Wissen in Insiderkreisen.

Jan Andreas von dem mittelständischen Unternehmen Argo-Anleg GmbH aus Wesel berichtete von zahlreichen Speziallösungen, die unter seinem Dach entwickelt wurden, um unterschiedlichste Fahrzeuge mit Wasserstoff auf die Straße zu bringen. Argo-Anleg befasst sich schon seit zwei Jahrzehnten mit Wasserstofflösungen und hat Wasserstoffantriebe in OEMs integriert, Wasserstoff-Tanks in Trucks eingebaut und erprobt, ebenso in Spezialfahrzeuge wie Zugmaschinen. Erste Erfahrungen wurden mit einem umgebauten VW-Crafter gemacht, in drei bis vier Minuten war das Fahrzeug betankt und überzeugte mit guter Reichweite. Das Unternehmen hat mobile Wasserstofftankstellen gebaut und besitzt auch einen eigenen Elektrolyseur, der mittels Photovoltaik betrieben wird. Allerdings sind die H2-Antriebe noch immer etwas teurer als Diesellösungen; umso wichtiger ist es, weitere Entwicklungsschübe durch Fördermittel zu ermöglichen, um perspektivisch den Markthochlauf zu erzeugen.

In Wuppertal fährt bereits eine erste Flotte von 20 wasserstoffbetriebenen Bussen. Das Wasserstoffprojekt der WSW mobil GmbH startete im Juni 2020. Die Fahrzeuge werden mit eigenem Wasserstoff betankt, der in einem Elektrolyseur der WSW-Konzerntochter AWG produziert wird – mit Strom, der im Müllheizkraftwerk produziert wird. Die Busse fahren bis zu 280 Kilometer täglich. Die WSW haben mit dieser Initiative mittlerweile viel wertvolle Erfahrung in der Anwendung von H2-Bussen in der speziellen Wuppertaler Topographie gesammelt. Sie sind von dem gut speicherbaren Energieträger Wasserstoff überzeugt und schätzen Kostenaufwand und Instandhaltung in etwa ähnlich ein wie bei einer Dieselflotte.

Auch im Bereich H2-Infrastruktur gibt es Unternehmen, die Wasserstoffmobilität voranbringen: Die H2 Mobility Deutschland GmbH & CO.KG hat mittlerweile ein erstes Netz von 100 Wasserstoff-Tankstellen für die unterschiedliche Bedarfe im Individualverkehr und der Transportlogistik installiert.

Die Innovationsrunde hat deutlich gemacht, wie viel Entwicklungsdynamik im Aufbau der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland steckt. Erst vor wenigen Wochen hat die Bundesregierung die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie veröffentlicht. Wasserstoff kommt eine Schlüsselrolle bei der CO2-Reduktion in den Sektoren Energie, Industrie und Verkehr zu. Es ist das Ziel des Projekts „cH2ance“, größtmögliche Transparenz für das Thema zu organisieren, damit sich die Zulieferindustrie zeitig mit dem Trend befassen kann, um mit neuen Produkten und Geschäftsmodellen an zukunftsträchtigen Wertschöpfungsketten partizipieren zu können. Das gelingt jedoch nur, wenn weitere Entwicklungsarbeit gefördert wird, um alle Komponenten – von der Effizienz der Brennstoffzelle bis zum Recycling einzelner Materialien – zu optimieren, wirtschaftlicher zu machen und damit die Verbreitung und Akzeptanz zu fördern.

Zu den Projektpartnern gehören neben „automotiveland.nrw“: HZwo e. V. aus Chemnitz, das ZBT Zentrum für Brennstoffzellen-Technik GmbH aus Duisburg und das AMZ Sachsen als Netzwerk der Automobilzulieferer. Das Vorhaben „cH2ance“ ist Bestandteil der Strategie der Bundesregierung zur Transformation der deutschen Automobilindustrie und wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Text: Anette Kolkau

Ein Workshop des „TRAIBER.NRW“-Teams half, unterschiedliche Ansätze und Bedürfnisse zu sammeln: Bausteine für eine regionale Transformationsstrategie der Automobilzulieferindustrie.

Eingeladen hatte zu dem Workshop das Projektkonsortium, zu dem auch „automotiveland.nrw“ gehört, Vertreter aus kommunalen und regionalen Wirtschaftsförderungen und aus den Kommunen des Traiber-Gebiets – die projektbezogene Bergische Region – ebenso Vertreterinnen und Vertreter der Industrie- und Handelskammern, der Arbeitgeberverbände, der IG Metall, der Bergischen Universität.

Der Workshop war ein erster Schritt, um gemeinsam Handlungsperspektiven für die Bergische Region als Automotive-Standort zu entwickeln. Dabei ging es insbesondere darum, zu identifizieren, wo und wie Maßnahmen auf regionaler Ebene umgesetzt werden können: Es wurden „Vor-Ort-Ansätze“ gesucht, die die Regions- und Beschäftigungsattraktivität und die langfristige Fachkräftesicherung und natürlich die Zukunftsfähigkeit der Zulieferunternehmen in der Bergischen Region ausbauen und sichern sollen.

Alle Teilnehmenden lernten einander auf dem Workshop kennen – ein erster guter Schritt, um auch weiterhin im Gespräch zu bleiben. Sie trugen zahlreiche Ansätze zusammen, die helfen können: Kooperation der Wirtschaftsförderungen, fortlaufender Austausch, Vernetzungen, Know-how-Input könnte gemeinsam organisiert werden, und das Bewusstsein für notwendige und lebenslange Weiterbildung muss geschärft werden – bei Arbeitgebern und Arbeitskräften gleichermaßen. Außerdem sollte die schulische Bildung auf die zukünftigen Job-Bedarfe der Automotive-Unternehmen vorausschauend zugeschnitten werden, um bedarfsgerecht Fachkräfte für die Region auszubilden. Vorstellbar sind schulische Kooperationen mit Unternehmen und eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit, die die Automotivebranche mit ihren Jobchancen entsprechend kommuniziert. Eine weitere Idee: einfach einmal Foren organisieren, in denen Nachwuchskräfte ihre Ideen und Ansätze für die Zukunft der Unternehmen zusammentragen.

Die entstandenen Ideen und Themenfelder werden sorgfältig ausgewertet und für die weitere Arbeit der regionalen Transformationsstrategie geprüft. Am 7. November findet der Strategiedialog „Workshop #2: Vorstellung geschärfter Ergebnisauswertungen und Ausarbeitung einer gemeinsamen Strategie“ statt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert.

Text: Anette Kolkau

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