Industrieklingen - Mehr als nur Klingen
In Solingen ist die Mozart AG seit 100 Jahren eine feste Größe. Das Unternehmen fertigt feinste Industrieklingen, die in mehr als 60 Ländern Verwendung finden. Mehr als 100 Millionen der rasiermesserscharfen Produkte laufen hier pro Jahr vom Band.
Es war im wahrsten Sinne des Wortes ein klingender Name, der das Unternehmen in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts bekannt gemacht hat und heute noch prägt. Die Mozart Rasierklinge begründete den Erfolg des Bergischen Traditionsbetriebs, der damals noch Steinbrück und Drucks hieß. In den 1990er Jahren wurde daraus der heutige Firmenname. Die Mozart AG ist nach wie vor ein weltweit führender Hersteller für hochpräzise Schneidwerkzeuge. Die technischen Klingen werden in vielen Bereichen im Handwerk und in der Industrie eingesetzt. Dazu gehören unter anderem Trapez- und Hakenklingen für Profi-Bodenleger, Abbrech- und Schaberklingen für Maler sowie Präzisionsmesser für die Kunststoffindustrie. Dazu kommen speziell gefertigte Klingen für die Faser- und Vliesstoffverarbeitung, Klingen zum Schneiden von Folien und Filmen und eine Vielzahl von Sonderklingen für kundenspezifische Spezialanwendungen.
„Wir verstehen uns als Problemlöser für unsere Kunden“, sagt Vorstandsvorsitzender Sebastian Schlipköter. Er führt das von seinem Urgroßvater gegründete Familienunternehmen in der vierten Generation. Sein Vater Dr. Michael Schlipköter hatte zuvor über 40 Jahre die Firma geleitet und bleibt der Mozart AG als Mentor erhalten. Komplettiert wird das Führungsteam vom technischen Vorstand Dr. Thorsten Birk.
„Wir sind uns der langen Firmentradition und der daraus resultierenden Verantwortung für unsere 130 Mitarbeiter sehr bewusst“, betont Sebastian Schlipköter. Daher wird auch im Jubiläumsjahr weiter nach vorn geschaut. Das Unternehmen hat in den vergangenen Jahren bereits viel bewegt. Unter anderem wurde in eine große Photovoltaikanlage und in Dämmmaßnahmen investiert, um möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern wie Gas zu werden. „Der Wille zur Veränderung ist da und wir sind bereit, große Hebel in Bewegung zu setzen“, erklärt Thorsten Birk.
Auch bei der Produktion bemüht sich das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 15 Millionen Euro weiterhin darum, in der Klingenbranche Maßstäbe zu setzen. Eine hohe Mitarbeiterkompetenz sorgt dafür, dass beim fein abgestimmten Prozess vom Stanzen, Härten, Schleifen und Vereinzeln bis zum Verpacken alles reibungslos läuft. Wichtig ist der Mozart AG zudem eine hohe Wertschöpfungstiefe. „Durch die Vielseitigkeit unserer Anwendungen sind wir breit aufgestellt und relativ krisensicher“, sagt Sebastian Schlipköter. Die Palette reicht von einzelnen Prototypen, die mit dem Laser gefertigt werden, bis zu millionenfachen Stückzahlen eines Klingentyps. Auch speziell angepasste Griffe für Schneidwerkzeuge werden auf Kundenwunsch konstruiert und zur Marktreife gebracht. „Diese Flexibilität, auch kurzfristig auf wechselnde Marktanforderungen zu reagieren, zeichnet uns aus. Wir arbeiten daher kontinuierlich daran, unsere Stärken gezielt und strukturiert auszubauen“, sagt Thorsten Birk.
Die Mozart AG bleibt in der Region fest verwurzelt. „Abwanderung ist für uns kein Thema“, betont Sebastian Schlipköter. Gleichwohl kritisiert er deutlich die zunehmenden bürokratischen Hürden und Vorgaben hierzulande, die einem mittelständischen Unternehmen das Leben schwer machen. „Das kostet sehr viel Zeit und Energie, die wir lieber in die Arbeit für unsere Kunden investieren würden“, so Schlipköter. Das neue Lieferkettengesetz und noch striktere Datenschutzvorgaben seien dafür nur einige Beispiele. Auch die Energiewende könne nicht von heute auf morgen umgesetzt werden. „Wir haben natürlich Verständnis für Transformationsprozesse und möchten unseren Teil dazu beitragen“, sagt Thorsten Birk. Idealismus und Realität müssten dabei aber abgleichbar bleiben.
Text: Eike Birkmeier