Verpackung - Auf Holz gebaut
Von Solingen aus ist OKS gerade nach Wuppertal-Langerfeld gezogen. Neben dem Bau von Schwergutverpackungen berät Moritz Kalkum auch Familienunternehmer.
Das Problem kennen viele bergische Mittelständler: Über die Generationen wurden mal hier eine Halle, mal dort ein paar Büros angebaut. In den verschachtelten Gebäuden ist eine moderne Produktion jedoch kaum möglich. So erging es auch der Otto Kalkum & Söhne GmbH & Co. KG in Solingen. „Wir hatten zwar große Freiflächen, aber die Zufahrt war ein Nadelöhr und die Produktion war auf mehrere Hallen aufgeteilt“, erzählt Moritz Kalkum. Lange suchte er nach einer zeitgemäßen Produktionsstätte im Bergischen Land. Ihm war es wichtig, nahe an seinen Kunden zu bleiben. Schließlich ist OKS darauf spezialisiert, große und empfindliche Maschinen und Industrieanlangen sicher für den Transport zu verpacken. Dafür reichen elektronische Daten nicht – die Mitarbeiter vermessen beim Kunden die Maschinen und entwerfen dann eine individuelle Verpackung, die alle Anforderungen erfüllt. Auch, wenn unterwegs der Zoll in die Verpackung gucken möchte oder wenn es auf hoher See schaukelt. Anschließend bauen sie beim Kunden die Verpackung um die Maschine. Exakt passend, damit auf dem Lkw oder Schiff kein Platz verschwendet wird.
In Wuppertal-Langerfeld wurde Kalkum schließlich fündig. Seit Oktober produziert der Spezialist für Paletten und Sonderverpackungen jetzt auf insgesamt 6.000 Quadratmetern mit Blick auf die A1, davon 1.200 Quadratmetern Halle. „Hier sparen wir Ressourcen, weil wir die Abläufe optimieren konnten“, freut sich Moritz Kalkum. Waren etwa vorher mehrere Zuschnitt-Bereiche in den einzelnen Abteilungen nötig, so gibt es jetzt nur noch einen zentralen Zuschnitt. Der Hof bietet genügend Platz, um Holz und Paletten zu lagern. Schließlich wirkten sich in der Corona-Zeit die Lagerhaltung sowie die langjährigen Beziehungen zu Lieferanten positiv aus. Standard-Paletten lässt OKS bei Partnerwerken in Polen fertigen. Doch Sonderanfertigungen mit ungewöhnlichen Maßen oder besonderen Anforderungen an Qualität und Traglast bauen die Mitarbeiter in Langerfeld selbst. Kunden finden sich in vielen Branchen – so fertigt OKS Industrieverpackungen für die Metallbranche genauso wie für Medizintechnik-Hersteller. Die Mitarbeitenden haben den Umzug zum größten Teil positiv aufgenommen. „Viele haben Fahrgemeinschaften gebildet. Und sie freuen sich auch über die moderneren Arbeitsbedingungen“, sagt Moritz Kalkum, der das 1899 gegründete Unternehmen in fünfter Generation leitet.
Ursprünglich wollte Moritz Kalkum die Familienfirma gar nicht übernehmen, studierte Architektur. Als er 25 Jahre alt war, starb sein Vater jedoch plötzlich. Moritz Kalkum musste nicht lange überlegen. Er wollte OKS eine Zukunft geben. Gleichzeitig baute er sich jedoch ein zweites Standbein auf: Aus seiner eigenen Erfahrung heraus und dank einer mehrjährigen Coachingausbildung berät er heute Menschen, die ein Familienunternehmen übernehmen werden oder bereits übernommen haben. „Die Nachfolge in Familienunternehmen ist hoch emotional – und zwar immer“, erzählt Moritz Kalkum. Es seien oft die kleinen Dinge, die Neu-Chefinnen und -Chefs stressen: sich vor die Belegschaft stellen, die man von Kind an kennt, Alltagskonflikte zwischen abgebender und übernehmender Generation, die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit. „Es ist immer spannend in Familienunternehmen, denn jedes funktioniert anders.“ Deshalb macht es ihm Spaß, zwischen Holz-Kalkulation und Abendritual mit den drei Kindern die Situation anderer junger Unternehmer zu reflektieren.
Text: Tanja Heil