Vermietungsprojekt - Innenstadt neu belebt

Anmietungsfonds WIN „Wagen – Investieren – Nutzen“ heißt ein Programm, bei dem leerstehende Ladenlokale für einen bezuschussten Betrag vermietet wurden. Miriam Macdonald und Katrin Ohme sind in Solingen dafür zuständig.

Wie viele Ladenlokale wurden in dem Projekt vermietet und an wen?

Von 2021 bis 2023 konnten 17 Mietverträge mit neuen Nutzern abgeschlossen werden. Hierzu gehören unter anderem die Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche „Between the Lines“, sowie eine Beratungsstelle und ein Vereinstreff des Christopher Street Days Solingen e.V. in der „Bunten Bude“, eine Buchhandlung und das „Wunder Eiscafe“. Andere Ladenlokale fanden eine neue kreative Nutzung, etwa das Flippermuseum, oder im Dienstleistungssektor. Zu nennen ist auch die Salzkiste, wo sich Familien mit Kindern im Spielbereich erholen können oder/und die Vorteile der Salzinhalation in der Salzkiste genießen können. Zudem wurde auch ein bestehen-der Nutzer unterstützt, um einen Leerstand und eine mögliche Geschäftsaufgabe zu vermeiden.

Wie viele der Mieter haben das Mietverhältnis nach Auslaufen des Projekts fortgesetzt?

13 Teilnehmende haben einen Folgemietvertrag mit dem Eigentümer abgeschlossen. Sie wer-den weitermachen und damit zur Belebung der Innenstadt beitragen. Zwei der Untermietverträge wurden vorzeitig beendet, zwei weitere nicht verlängert. Mit dem Anmietungsfonds konnte nicht nur die Miete reduziert, sondern auch Teile der Herrichtungskosten erstattet werden. Das haben einige in Anspruch genommen.

Sind die Mieten grundsätzlich zu hoch in den Innenstädten?

Die Mietpreisvorstellungen der Eigentümer in der Innenstadt liegen oft oberhalb des im Grundstücksmarktbericht festgelegten und realistischen Mietpreisspiegels, da diese am alten Status Quo der Innenstadt festhalten wollen. Den gibt es aber nicht mehr. Die Teilnahme am Anmietungsfonds WIN setzte jedoch voraus, dass die Eigentümer mit einer Reduzierung der Altmiete um 30 Prozent einverstanden waren. Hierdurch erfolgte automatische eine Marktanpassung entsprechend der Empfehlung des Grundstücksmarktberichtes aus dem Jahr 2022/2023. Lediglich vereinzelt mussten zusätzliche Verhandlungen mit Eigentümern geführt werden. Die Mehrheit war jedoch bereit, zu reduzieren, und passten den tatsächlich zu erzielenden Mietpreis für die Projektlaufzeit entsprechend der Lage und finanziellen Möglichkeiten der Teilnehmenden an.

Wie hoch war die Bereitschaft der Vermieter, an dem Projekt mitzuwirken?

Das Interesse war trotz der Mietpreissenkung groß. Die Teilnehmenden waren gesprächsbereit und offen gegenüber neuen Nutzungsideen. Sie haben das Instrument Anmietungsfonds genutzt, um einen dauerhaften Leerstand ihres Ladenlokals zu vermeiden, in ihre eigene Immobilie und damit auch in die Innenstadt investiert. Das ist ein großer Erfolg.

Was für Erkenntnisse ziehen Sie aus dem Projekt?

Mit dem Anmietungsfonds erhielten die Kommunen ein Instrument, mit dessen Hilfe ein schnelles Eingreifen zur Bekämpfung des Leerstands möglich wurde. Durch einen niedrigschwelligen Zugang mit vereinfachten Antragsverfahren konnten unkonventionelle und neue Lösungsansätze erprobt werden. 17 abgeschlossene Mietverträge innerhalb der vergangenen zwei Jahre zeigen, dass das Instrument funktioniert. Dabei sollte der Erfolg nicht allein auf die Reduzierung des Leerstandes heruntergebrochen werden. Durch das Programm konnten Kontakte zu den Eigentümern geknüpft und gefestigt werden, sowie Mietpreisvorstellungen reguliert werden. Trotz allem ist der Anmietungsfonds WIN kein Selbstläufer. Das erreichte Ergebnis ist das Resultat vieler intensiver Gespräche durch das Innenstadtmanagement sowie die Stadtentwicklungsplanung. Die Voraussetzungen der einzelnen Beteiligten und die damit verbundenen Rahmenbedingungen waren in Teilen sehr unterschiedlich. Das hat den Betreuungs- und Beratungsbedarf im Rahmen der Vermietung der Ladenlokale oftmals erhöht. Das Ergebnis ist, und bleibt auch zukünftig, vor allem von der Bereitschaft zur Mitwirkung von Dritten abhängig.

Konnten Sie durch die neuen Mieter eine Belebung der Innenstadt feststellen?

Eine Vielzahl an Leerständen verstärkt den Trading Down Effekt und führt dazu, dass das Sicherheitsgefühl abnimmt. Somit trägt fast jede Neuvermietung zu einer Belebung der Innenstadt bei, vorausgesetzt man versucht, einen Branchenmix zu berücksichtigen. Mit den oben genannten Neuanmietungen konnten Nutzungen aus den Bereichen Kultur, Soziales, Gastronomie und Dienstleistung gefördert werden. Auch wenn zu Beginn des Förderprogramm innovative und überwiegend kreative Nutzungsideen im Fokus lagen, sind wir mit dem Ergebnis des Anmietungsfonds zufrieden. Das Sofortproramm leistete einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Stärkung unserer Innenstadt und hat das ISEK City 2030, in dessen Rahmen in den nächsten Jahren noch eine Reihe von Projekten umgesetzt werden sollen, ergänzt.

Gibt es ein Folgeprojekt für WIN?

Da das Sofortprogramm der Landesregierung zeitlich und finanziell begrenzt ist, haben wir den Mietern empfohlen, frühzeitig in Verhandlungen mit den jeweiligen Eigentümern einzusteigen. Diese Gespräche haben wir auch unterstützt. Zusätzlich geben wir mit einer Verstetigungsprämie guten Konzepten noch etwas mehr Zeit. Hierdurch konnten die Nutzer für weitere vier Monate eine Unterstützung erhalten. Sechs der Projektteilnehmer haben von diesem Angebot Gebrauch gemacht. Die anderen sieben haben es ohne unsere finanzielle Unterstützung geschafft. Die Stadtentwicklungsplanung sowie das Innenstadtmanagement unterstützen selbstverständlich weiterhin in allen Fragen rund um die Anmietung eines Ladenlokals. Parallel werden Gespräch mit anderen Städten sowie der Wirtschaftsförderung Solingen und dem Handelsverband Nordrhein-Westfalen geführt, um neben der Beratung ein Solinger Modell zur finanziellen Unterstützung von Existenzgründern zu entwickeln. Wagen – Investieren – Nutzen – wir bleiben dran!

Das Gespräch führte Tanja Heil.

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