Chancengleichheit - Potenzial fördern

In NRW entscheiden sich im deutschlandweiten Vergleich wenige Frauen für eine Gründung. Frauen, die gegründet haben, erzählen.

Was haben Bill Gates, Elon Musk und Marc Zuckerberg gemeinsam? Sie sind männlich, Gründer und stehen als Sinnbild für Erfolg. Damit untermauern die drei unbewusst ein über Jahrhunderte gewachsenes, internationales Stereotyp: Unternehmerische Rollen- und Vorbilder sind männlich geprägt. 1911 veröffentlichte der Ökonom Joseph Schumpeter seine „Theorie der wirtschaftlichen Entwicklung“, bis heute eines der bekanntesten wirtschaftswissenschaftlichen Werke, das eine Unternehmerwelt rein aus Männern zeichnet. Gegenwärtig bilden Männer die Wirtschaftswelt zwar nicht mehr zu 100 Prozent ab. Doch Unternehmerinnen bleiben, gerade wenn es um Start-ups und Nachfolge geht, selten. In NRW lässt die Entwicklung im Vergleich zu anderen Wirtschaftsstandorten besonders viel Luft nach oben. Die Anzahl der Neugründungen und potenziellen Unternehmensnachfolgenden sinkt seit Jahren ohnehin, und 2023 lag der Anteil an Start-up-Gründerinnen unter dem Bundesdurchschnitt: bei 20 Prozent.

Warum, wenn doch Untersuchungen zufolge Frauen, die gründen, erfolgreicher sind als Männer, die gründen? Eindrucksvoll zeigt das die US-amerikanische Studie „Why Women-Owned Startups Are a Better Bet“ (Boston Consulting Group und MassChallenge, 2018). Demnach erwirtschafteten von Frauen (co-)gegründete Start-ups binnen fünf Jahren zehn Prozent mehr Einnahmen im Vergleich zu ihren männlichen Pendants. Aus einem investierten Dollar generierten Frauen 78 Cent Umsatz, Männer 31 Cent. Dabei lag bei den Frauen eine deutlich geringere Finanzierung zugrunde, im Mittel waren das 935.000 Dollar im Vergleich zu 2,1 Millionen Dollar. Trotz Unterfinanzierung also ein besserer langfristiger Erfolg. Laut einer Kfw-Studie gehen Frauen zudem agiler und flexibler vor: In der Pandemie passten 52 Prozent der Gründerinnen, aber nur 39 Prozent der Gründer ihr Geschäftsmodell an die Krise an.

Was passt denn bislang nicht im Gründerinnen-Prozess? Die Studie „Gründen und Nachfolgen durch Frauen in NRW“, ein Projekt der IHK NRW in Kooperation mit dem UNESCO-Lehrstuhl für Entrepreneurship und interkulturelles Marketing der Bergischen Universität Wuppertal (2023), lässt betroffene Frauen sprechen. Und zeigt: Gründerinnen sehen sich vor allem strukturellen Barrieren gegenüber. Für mehr als jede zweite (53 Prozent) gehören dazu bürokratische Hürden. 35,5 Prozent vermissen Unterstützungssysteme, 29,7 Prozent Netzwerke. Für 21,9 Prozent stellt das Thema Finanzierung eine Herausforderung dar.

Die Erfahrungen von Gründerinnen im Bergischen Städtedreieck spiegeln zahlreiche Ergebnisse der Kooperationsstudie. Melanie Scholz beispielsweise bekam ihr erstes Darlehen von einem ihrer Lieferanten – 2013, vier Jahre nach ihrer ersten Gründung im Anbau eines bergischen Schieferhauses. Ihre Finanzierungsanfragen bei Banken waren nicht erfolgreich gewesen. „In einer der Beratungen konnte mein Berufsfeld nicht eindeutig zugeordnet werden“, erinnert sich Scholz, die in Remscheid über frischfuettern.de (bergischgrün GmbH) Hundenahrung mit regionalen Zutaten nach dem Barf-Prinzip (biologisch artgerechtes rohes Futter) herstellt und vertreibt. Gravierender war aber: Sie verfügte damals nicht über Eigenkapital. Dass sie nur ihren Gewinn investierte, verunsicherte die Finanzberater. Ihr steigender Umsatz allerdings führte früh dazu, dass sie ihren Halbtagsjob als Softwaretesterin aufgeben und sich voll ihrer Selbstständigkeit widmen konnte.

Problematisch sei es geworden, als 2015 die Zwölf-Quadratmeter-Futterküche für sie und ihre damals drei Mitarbeitenden nicht mehr reichte. „Räumlichkeiten zu mieten, war unmöglich. Meist gab es nur riesige Gewerbehallen. Oder wir konnten vor Ort die Auflagen des Veterinäramts nicht oder nur aufwendig umsetzen“, sagt Scholz. Ihre Lösung: selbst bauen. Ihr Motto: Wer wagt, gewinnt. Komplikationen wie die sehr beschwerliche Suche nach einem passenden Gewerbegrundstück, trotz in Aussicht gestellter elterlicher Kapitalspritze mehrere ergebnislose Baufinanzierungsgespräche und die Tatsache, dass ihr Kundenstamm rein aus Platzgründen stagnierte, trieben sie eher an. „Seit 2018 sind wir mit dem Bau fertig und wachsen.“ Zuletzt hatte sich doch noch eine finanzierende Bank gefunden. In den nächsten zwei Jahren plant Scholz, ihren Umsatz zu verdoppeln.

Melahat Dinc aus Solingen träumt davon, in fünf Jahren noch mehr Personal zu beschäftigen und eine Filiale in Hamburg zu eröffnen. 2018 startete die 41-Jährige den Meladi-Assistenzdienst für Menschen mit Behinderung mit derzeit 17 Mitarbeitenden und Sitz im Gründer- und Technologiezentrum Solingen. Die ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin machte sich aus der Arbeitslosigkeit heraus selbstständig. Als Alleinerziehende fand sie keinen Teilzeitjob, um Berufstätigkeit und Mutterrolle übereinzubringen. Nach einem Studium fand sie ihre neue Berufung eher zufällig – und arbeitet seither stetig an ihrem Start-up-Erfolg. „Ich hatte nichts zu verlieren“, begründet sie ihren Mut und ihre Zähigkeit. Inspiration hinsichtlich des Unternehmertums fand sie überwiegend in Literatur und Online-Videos internationaler Management-Keynotes. Praxiserfahrung kam Schritt für Schritt im Tun, finanzielle Starthilfe vom Arbeitsamt.

Während einer Gründerberatung wehrte sich Dinc gegen die ihr kommunizierte vermeintliche Start-Prämisse, eine hohe fünfstellige Kreditsumme aufzunehmen. „Ich habe das über einen Anwalt geklärt und Recht bekommen.“ Ihr späterer sechsstelliger Umsatz habe sie darin bestätigt. Andere hätten angesichts dieser langwierigen bürokratischen Auseinandersetzungen womöglich aufgegeben, vermutet Dinc. „Man muss sich wehren können, aber auch seine Zahlen kennen und weitsichtig wirtschaften.“ Letzteres habe ihr auch über Engpässe in schlechteren Zeiten hinweggeholfen. Ihre Tochter sei heute längst volljährig, doch in der Vergangenheit empfand Dinc es nach eigenen Angaben als schwierig, zwei Aufgaben – Mutter wie auch Unternehmerin zu sein – gerecht zu werden. Ihre Situation ist kein Einzelfall: Laut IHK-Kooperationsstudie haben 48,4 Prozent der Frauen zum Zeitpunkt ihrer Gründung Nachwuchs.

Diesen Zwiespalt löst Gründerin Martina Braasch mit Disziplin. Ihr Wecker klingelt um 3 Uhr morgens, ihr Arbeitstag mit Schwerpunkt innovativer Unterrichtsgestaltung mit digitalen Medien endet um 14 Uhr. Danach nimmt sich die 36-Jährige Zeit für sich und ihre Familie. Schlafen geht sie zeitgleich mit ihren drei kleinen Kindern. „Unsere Bedürfnisse nehmen wir sehr ernst“, sagt die Wuppertalerin. Sie optimiert jeden Tag darauf, was ihr Start-up voran- und ihr darüber hinaus Freude bringt. Sinnstiftende Arbeit sei ihr genauso wichtig wie ein erfülltes Privatleben inklusive achtsamer Kindererziehung. Eltern-Sein sei ein ernstzunehmender Vollzeitjob. „Aber von Frauen wird erwartet, dass sie Business und Care-Arbeit so managen, als gäbe es das jeweils andere nicht. Will man beidem entsprechen, braucht man Struktur. Und Geduld.“ Martina Braaschs Einzelunternehmen – statistisch gesehen mit 71,4 Prozent die typischste Unternehmensform bei Neugründungen durch Frauen – besteht seit 2021 unter ihrem eigenen Namen. Geplant war de facto eine akademische Laufbahn: Die promovierte Bildungswissenschaftlerin arbeitete in einer Festanstellung an der Fernuniversität Hagen, wollte habilitieren. „Ich dachte, als Professorin am Lehrstuhl erreiche ich Menschen mit meinem Herzensthema am besten. Gründen hatte ich nicht im Blick. Bis ein Weg sichtbar wurde, Menschen noch gezielter weiterzubilden. Und mir dabei mehr Selbstbestimmung zu verschaffen.“ Prompt startete sie nebenberuflich – wie jede zweite Gründerin in NRW. Im Gegensatz zu ihrem Mann, der klassisch über eine EXIST-Förderung eine GmbH gegründet hatte, nutzte sie Instagram als Plattform für Marktforschung und erste Akquise. Ihr Business wuchs organisch, sie testete ein Jahr lang viel, veranstaltete Gratis-Fortbildungen. Ihr erstes selbst entwickeltes Onlinekurs-Programm für Lehrkräfte generierte Umsatz. Seitdem vergrößert sie ihren Kundenstamm strategisch.

Selbstbestimmt zu arbeiten ist laut IHK-Kooperationsstudie für 79 Prozent der Befragten ein Gründungsmotiv. Knapp 68 Prozent wollen ihre Ideen verwirklichen, 62 Prozent unabhängig sein. Auch Laura Weiner liebt es, wie knapp 55 Prozent der Studien-Probandinnen, über ihr Start-up ihre Passion auszuleben. Mit 19 Jahren, aus dem ersten Corona-Lockdown heraus, machte sich die Solingerin mit eigenen Kollektionen für personalisierte Mode und Accessoires selbstständig. Als kreativer Geist hatte sie aus Spaß begonnen, Textilien zu besticken, an denen ihr privates Umfeld ernsthaftes Interesse zeigte und sie mit der Zeit motivierte, daraus ein Geschäft zu machen. „Es konnte gut oder schlecht ausgehen – mehr Möglichkeiten gab es nicht“, sagt Weiner, deren Haltung ist, Dinge anzugehen. Sie gründete im Januar 2021 ein Gewerbe, Laurelle’s, öffnete kurz darauf ihren Onlineshop und kaufte eine Stickmaschine. Für Handarbeit gab es bereits zu viele Bestellungen. Nahezu zeitgleich hatte sie ein Kommunikationsdesign-Studium angefangen und erfolgreich ein Gründerstipendium beantragt. Sechs Monate nach dem Auftakt ihres Gewerbes erreichte Weiner mit einer ersten relevanten Stückzahl ihren ersten Meilenstein.

Inzwischen lässt die heute 23-Jährige Pullover in Portugal sowie Beanies und Schals in Deutschland nachhaltig produzieren. Das Besticken leistet sie lokal mit eigenen Maschinen, bei besonders hohem Bestellaufkommen arbeitet sie mit regionalen Partnern zusammen. Expertise in ihrem Gewerbe eignet sie sich autodidaktisch an, im Rahmen des kürzlich abgeschlossenen Bachelor-Studiums verdichtete sie ihre Interessen-Schwerpunkte. Persönlich entwickelte sie vor allem Lösungsorientierung, mehr Selbstbewusstsein und -vertrauen. Derzeit fokussiert sie sich auf das Marketing und lernt parallel, sich Netzwerken anzuschließen, um sich Unterstützung zu holen. Zugang zu spezifischen Gruppen und Events zu finden, sei nicht unbedingt leicht, sagt sie. „Aber superwichtig: Ich habe in Gruppen, in denen sich Frauen gegenseitig unterstützen, schon viel Neues gelernt und Richtungen gefunden, die ich ausbauen kann.“ Weiners Wunsch: mehr Acceleratorenprogramme und Gründerinnen-Netzwerke, insbesondere in Wohnortnähe.

Mit diesem Anliegen ist die Gründerin nicht allein. Alle Protagonistinnen dieses Artikels wie auch die teilnehmenden Gründerinnen der Kooperationsstudie halten regelmäßigen, methodischen und engmaschigen Austausch unter Gleichgesinnten für essenziell für ihre Weiterentwicklung: etwa bei Netzwerk-Events und spezifischen Netzwerk-Angeboten. Gleiches gilt für Gründungspatenschaften und Mentorinnen-Konzepte mit weiblichen Rollenvorbildern. Letztere fehlen, und mit ihnen die bewusste Wahrnehmung und Wertschätzung von Frauen als Unternehmerinnen.

Einer der Gründe dafür sei Homosozialität, also die Vorliebe sozialer Beziehungen zwischen Menschen gleichen Geschlechts beziehungsweise sozialer Ähnlichkeiten, erklärt Prof. Christine Volkmann, Inhaberin des UNESCO-Lehrstuhls für Entrepreneurship und interkulturelles Management der Bergischen Universität Wuppertal sowie Leiterin des Projekts WES, Women Entrepreneurs in Science (siehe Expertinnen-Interview, Seite 22). „In männlich dominierten Gründungs- und Investoren-Netzwerken ist es für Frauen oft schwierig, Sichtbarkeit zu erlangen.“ Auch dem Thema Finanzierung wohnt der sogenannte Same-Gender-Effekt inne: Geldgeber bevorzugen Studien zufolge die Vergabe von Finanzierungsmitteln an das gleiche Geschlecht. Und bisher sind die meisten Gründungsfinanzierenden Männer. Das können die wenigen existierenden Investorinnen nicht ausgleichen. An diesem Effekt hat auch der Gender-Pay-Gap einen Anteil, denn solange Frauen weniger verdienen als Männer und zudem weniger Aufstiegsmöglichkeiten haben, dauert die Kapitalbildung länger, um in Start-ups zu investieren. Bei Gründungs-Pitches zeigen Studien ebenfalls ein Gender Bias: Gründer werden nach ihrer unternehmerischen Vision befragt, Gründerinnen nach konkreten Finanzprognosen und Kundenstamm-Details – Zukunftsfähigkeit versus Überlebensstrategie. Die Kluft zwischen Gründerinnen und der Investment-Szene thematisiert der „Female Founders Monitor 2022“ mit folgenden Zahlen: Es gibt weniger als halb so viele weibliche aktive Business Angels (6 Prozent) als männliche (15,6 Prozent). Mit Business Angels und Venture-Capital-Gebenden sind nur knapp 68 Prozent der Frauen-Teams, aber mehr als 82 Prozent der Männer-Teams zufrieden oder sehr zufrieden.

„Frauen schätzen Räume außerordentlich, in denen sie sich mit Verbündeten in ähnlichen Situationen vernetzen können“, bestätigt Birgit Frese vom Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck in Wuppertal. „Bergisch Competentia“ ist ein vom NRW-Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration gefördertes Projekt und wendet sich an kleine und mittelständische Unternehmen. Themen sind Vereinbarkeit von Beruf und Familie respektive Pflege, Frauen in Führungspositionen, mehr Mädchen in MINT- und Handwerksberufen. Demnächst kommt ein Schwerpunkt hinzu: Existenzgründerinnen und Unternehmensnachfolgerinnen. Im Juni beispielsweise beginnt das nächste Mentoring-Programm, bei dem erfahrene Frauen und weibliche Nachwuchs-Führungskräfte im Tandem zusammenarbeiten. „Über Fachgespräche von Frau zu Frau lernen die Mentees, Dinge zu hinterfragen und anders zu bewerten“, sagt Frese.

Ein weiteres Angebot von Bergisch Competentia: Die Win-Win-Beratung. Sie geschieht vor Ort in Unternehmen zum jeweils vorab ermittelten Bedarf wie etwa Wiedereinstiegs-Management. Zweimal jährlich schließlich wird ein Workshop angeboten, in dem sich Frauen im kleinen Kreis vertraulich austauschen und unter anderem ihre Erfahrungen rund um Führung teilen. Jährlich gibt es zudem den Wettbewerb „Frau mit Profil“, um besonders engagierte, vorbildliche Frauen auszuzeichnen. Die Preisverleihung findet auf Einladung der drei Bergischen Oberbürgermeister statt. „Damit schaffen wir Aufmerksamkeit und zeigen die große Bandbreite an tollen Unternehmerinnen in unserer Region – und auch ihre Herausforderungen bei der Gründung oder Nachfolge“, sagt Roswitha Bocklage, Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und Antidiskriminierung bei der Stadt Wuppertal. „Indem wir diese zum Thema machen, können wir hoffentlich zu einem Umdenken in der Gesellschaft, der Wirtschaft und in den Institutionen beitragen.“ Interaktion und gegenseitige Unterstützung rein unter Gründerinnen sind also maßgeblich.

Schaut man auf die einzelnen Start-ups, zeigen Studien, dass auch der gemischtgeschlechtliche Austausch ein Treiber sein kann: Mix-Teams sind bisher am erfolgreichsten. Saskia Splittgerber gehört zu den Frauen, die mit Männern gegründet haben, um ihre Idee zu verwirklichen. Zu dritt etablierten sie 2021 Crossworks, eine digitale Plattform, welche die Trendthemen New Work und Sharing Economy verbindet. Gemeinsam nahmen Splittgerber, Philipp Roszykiewicz und Kai Niebes im Vorfeld an Ideenwettbewerben und Start-up-Events teil, um in den Austausch zu kommen, wie die 29-Jährige erzählt. Schnell realisierten sie den ersten Prototyp einer App, die deutschlandweit gemeinsames Arbeiten in flexiblen Coworking-Spaces im privaten Raum ermöglichen soll. Parallel entwickelten sie die Idee fort, bauten an Produkt, Logo, Website und – mit anwaltlicher Hilfe – an AGBs, recherchierten zu Recht und Fördermitteln. „Wir haben das Gründerstipendium NRW bekommen“, sagt Splittgerber. „Das war hilfreich, da ich während der Förderphase in Teilzeit arbeiten und mich so besser auf unser Start-up konzentrieren konnte.“ Solange das Unternehmen jedoch nicht genug Umsatz macht, sind die drei auf eine Vollzeitbeschäftigung angewiesen. „Wir wollen jetzt unsere Nutzerzahlen erhöhen und einen Premiumbereich in die App integrieren. Um zu werben, brauchen wir Kapital. Toll wäre, Investoren zu finden.“

Die um sich greifende Digitalisierung kommt speziell Gründerinnen zugute. Das beobachtet Andre Scheifers vom Geschäftsbereich Starthilfe, Unternehmensförderung und Recht der Bergischen IHK. „Ortsunabhängig digitale Geschäftsmodelle aufbauen zu können, ermöglicht eine neue Flexibilität und schafft Perspektiven. So lassen sich Vorhaben weitaus besser realisieren und mit Familienaufgaben vereinen als bei herkömmlichen, nicht-digitalen Modellen.“ Zwar fehle Frauen aufgrund des traditionellen Rollenverständnisses überwiegend immer noch der notwendige Freiraum für eine vollumfassende Selbstständigkeit, aber: „Seit ein paar Jahren zeichnet sich ein positiver Trend ab“, sagt Scheifers. „Wir müssen weiter daran arbeiten, noch mehr Frauen zur Unternehmensgründung zu motivieren.“ Dazu gehöre, die bestehenden zentralen Hemmnisse zu überwinden und unter anderem Chancengleichheit sowie die Wahrnehmung weiblicher unternehmerischer Rollen zu fördern, etwa, indem Gründung als Karriereoption schon Schülerinnen und Schülern nahegelegt werde. Bisher, so steht es in der Kooperationsstudie, fühlen sich fast 44 Prozent der befragten Frauen in ihrer Position schlecht oder sogar sehr schlecht gesehen. Und welche Tipps geben unsere bergischen Gründerinnen? Die Antworten sind deckungsgleich: mutig sein, nicht aufgeben, sich anderen Frauen anvertrauen und Hilfe holen, lieber etwas größer denken, sich auch für den einen oder anderen Fehltritt feiern und auf die eigenen Bedürfnisse hören.

Text: Tonia Sorrentino

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