Innovatives Familienunternehmen - Auflösbares Plastik

Der Spritzguss-Spezialist Periplast hat einen biologischen Kunststoff entwickelt, der in Kontakt mit Wasser zerfällt. Jetzt arbeitet er an der Vermarktung.

Mit Spritzguss hat Periplast viel Erfahrung. Seit 1978 gießt das Unternehmen in Wuppertal-Nächstebreck Spulen und Hülsen in unterschiedlichen Größen für Garne und Drähte. Doch Dr. Timo Porsch, Sohn des Firmengründers und seit 2015 im Unternehmen, ist promovierter Chemiker. Und interessiert an Nachhaltigkeit. Er suchte ein Material, das nicht nach Gebrauch jahrzehntelang die Weltmeere verunreinigt. Seine Idee: Ein Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen, der sich im Kontakt mit Wasser schnell auflöst, und der im Spritzgussverfahren bearbeitet werden kann. „Bisher vorhandene Kunststoffe haben mich nicht überzeugt, weil sie nicht wirklich gut abbaubar sind“, erklärt Timo Porsch.

Jahrelang experimentierte er, probierte aus, entwickelte weiter. Dann schließlich hatte er sein Material Periamyl: Es besteht aus Maisstärke und anderen nachwachsenden und günstigen Rohstoffen und kann in beliebig bunten Farben eingefärbt werden. In der Herstellung benötigt es wenig Energie. Bei Kontakt mit Wasser löst sich Periamyl innerhalb von wenigen Stunden bis Tagen auf. „Und es ist in normalen Spritzgussmaschinen verwendbar, hat eine hohe Wiederholgenauigkeit“, betont Timo Porsch. Das ist nicht selbstverständlich: „Nach technischen Daten ist das Material in der Spritzgussmaschine nicht verarbeitbar.“ Deshalb gebe es bisher kein Konkurrenzprodukt auf dem Markt. Durch viel Ausprobieren und die große Erfahrung in der Verarbeitung schafften es Porsch und sein Team entgegen der Daten, ein funktionierendes Material zu entwickeln. Ein weltweites Patent ist angemeldet.

Wie schnell es sich in Wasser zersetzt, demonstriert der Juniorchef gerne seinen Besuchern: Er stellt einen Eislöffel aus Periamyl in ein Glas Wasser, und nach einer Stunde ist schon deutlich sichtbar, wie die äußeren Schichten des Materials zerfallen. Deshalb beschichtet Periplast die Produkte mit Schellack, damit sie der Benutzung standhalten. Das Material eignet sich für alle Dinge, die nur kurz in Gebrauch sind.

Die ersten Produkte, die Periplast aus dem biologischen Kunststoff herstellt, sind Einmalprodukte mit hoher Wahrscheinlichkeit, dass sie in der Natur landen: Eislöffel, Einmalbesteck, Golf-Tees. Letztere halten den Golfball beim Abschlag kurz über dem Boden und bleiben anschließend oft im Boden stecken. Ein weiteres Anwendungsbeispiel sind Urnen. „All unsere Zutaten bestehen komplett aus nachwachsenden Rohstoffen“, betont der Chemiker. „Gleichzeitig sind sie geschmacksneutral und lebensmittelecht.“ Produkte aus Periamyl dürfen sogar auf den Kompost. Für das neue Material möchte Timo Porsch jetzt ein eigenes Unternehmen gründen und sucht dafür einen Partner, der neben Geld auch Know-how im Marketing einbringen kann. Denn bisher ist der Mitarbeiterstamm von Periplast eher klein: In Wuppertal arbeiten zwölf Menschen in Verwaltung und Produktion, weitere 32 Mitarbeiter gehören zum rumänischen Firmenstandort. „Die Garne werden in Osteuropa hergestellt, also mussten wir dorthin folgen“, erzählt Timo Porsch. 2007 gründeten seine Eltern das Tochterunternehmen S.C. periplast production SRL und eröffneten 2014 in der Textilstadt Odorheiu Secuiesc eine eigene Produktionsstätte. Dort sollen weiterhin die traditionellen Kunststoffspulen hergestellt werden. Außerdem werden in Rumänien die Werkzeuge für den Spritzguss gebaut. Wuppertal soll künftig immer mehr die Produktion der Periamyl-Produkte übernehmen. Die Produktion lasse sich problemlos hochskalieren, betont der Geschäftsführer.

Text: Tanja Heil

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