Handel - Mode als Berufung
Es ist seit 35 Jahren eine der bekanntesten Adressen für modebewusste Menschen im Bergischen Land. Das Wuppertaler Unternehmen Freaky & Nuts Style bietet eine große Auswahl an Kleidung, Schuhen und Accessoires für junge und junggebliebene Kunden.
Schon als Ende der 80er Jahre der erste Laden der Brüder Reza und Daryoush Ghaderi eröffnet wurde, war dieser weit mehr als nur eine weitere Einkaufsmöglichkeit für Hemden oder Hosen. Bei Maniac Fashion an der Friedrich-Engels-Allee gab es stylische Marken, die damals kaum zu finden waren. Dazu wurden die passenden Vinyl-Platten angeboten. Mode und Musik waren untrennbar verbunden. „Wir wollten damals auch ein Gefühl der Freiheit transportieren, und daran hat sich nichts geändert“, erinnert sich Mitinhaber Reza Ghaderi an den Start. Ein Jahr zuvor hatte er in London die neuesten Trends erkundet und für seinen Laden ein entsprechendes Angebot zusammengestellt. Das Konzept ging auf. Kultige Dr. Martens-Schuhe oder Converse-Sneaker finden bis heute guten Absatz. Außerdem gehören T-Shirts, Polohemden, Jerseys, Jeans, Jacken und Kappen zum Angebot. Früh wurde der Firmenname zu Freaky & Nuts Style geändert. Nach mehreren Standortwechseln befindet sich das Hauptgeschäft seit Anfang 2021 in den City-Arkaden.
„Wir sind hier recht zufrieden, da die Rahmenbedingungen für uns stimmen“, sagt Reza Ghaderi. Über zwei Jahrzehnte lag das Herz der Firma im Gebäude des Elberfelder Rathauses. Hier war wegen Umbauarbeiten 2015 Schluss. Es folgte eine Übergangsphase im Bereich der Rathaus-Galerie und schließlich der Umzug in die City-Arkaden. Mittlerweile sind die Inhaber froh, dass sie hier eine dauerhafte Heimat gefunden haben. „Die Atmosphäre muss passen und die Situation in der Elberfelder Innenstadt ist eine Katastrophe“, findet Daryoush Ghaderi. Allein das traurige Bild in der Poststraße und der Kaufhof-Leerstand hätten sehr negative Auswirkungen auf das Kaufverhalten. Dabei wurde das Unternehmen schon durch die Coronazeit stark in Mitleidenschaft gezogen. „Glücklicherweise kommen jetzt wieder mehr Kunden“, sagt Daryoush Ghaderi. Er und sein Bruder sind es gewöhnt, immer wieder für ihre Vision zu kämpfen.
„Man braucht ein gutes Gespür, denn die Artikel müssen mindestens sechs bis neun Monate im Voraus bestellt werden“, berichtet Reza Ghaderi. Die Kundschaft wolle eine möglichst große Auswahl. Um immer am Puls der Zeit zu sein, besuchen die Brüder Messen in Düsseldorf, Mailand, London, Berlin und Paris. „Die Arbeit hält mich jung“, sagt der 1960 im Iran geborene und dort aufgewachsene Reza Ghaderi.
Für ihn bleibt das Geschäft eine Berufung. Schon in seiner Jugend interessierte er sich für Mode und populäre Musik. Vor der Übernahme der Macht durch das islamistische Mullah-Regime 1979 wurde der Iran zwar durch den Schah bereits autoritär regiert. Kulturell zeigte sich das Land aber dem Westen gegenüber aufgeschlossen. Bunte Hemden, Schlaghosen und Miniröcke waren im Straßenbild nichts Ungewöhnliches. Das änderte sich in den 80er Jahren schlagartig. Reza Ghaderi wurde ins Militär eingezogen und entschied sich, auszuwandern, sobald sich die Gelegenheit bot. Das Schicksal verschlug ihn nach Wuppertal, wo er auch die Universität besuchte. Danach gestaltete sich die Arbeitssuche aber schwierig. „Da entstand die Idee, ein eigenes Geschäft aufzumachen“, so Ghaderi. Er holte seinen jüngeren Bruder nach, der eigentlich Zahntechniker werden sollte. Gemeinsam brachten sie spannende Mode nach Wuppertal. „Das bleibt für uns eine Herzensangelegenheit“, betont Daryoush Ghaderi. Er möchte das Geschäft noch möglichst lange erhalten. „Wenn es nach mir geht, machen wir noch 20 Jahre weiter“, so sein Ausblick.
Text: Eike Birkmeier