Blick über den Tellerrand - Die Mutmacherin
Tanja Natalizi gibt Gas. Als Innovationstreiberin und als Vordenkerin für das Quartier Mitte. Vor drei Jahren übernahm sie das Fachgeschäft für Augenoptik, Optometrie & Hörakustik, Wollenhaupt.
Als umtriebige Einzelhändlerin und Handwerkerin mit einem guten Gespür für Marketing ist Tanja Natalizi bekannt „wie ein bunter Hund“, zumal sie ein Faible für auffällige Frisuren und grelle Haarfarben hat. Ihr Fachgeschäft Wollenhaupt hat eine große Bekanntheit weit über die Innenstadt hinaus erlangt und sie ist eine gefragte Expertin zum Thema Augenoptik, Optometrie und Hörakustik.
„Mit Perfektion und Leidenschaft“ und „Wir nehmen uns Zeit für Ihre Sinne“ lauten die Claims von Wollenhaupt, das es in der Solinger City seit 1929 gibt. Vor drei Jahren übernahm sie als langjährige Angestellte das Traditionsgeschäft und hat es nicht bereut. „Die grundsätzliche Richtung haben wir beibehalten, das Ganze nur ein wenig upgegradet“, sagt die verheiratete Mutter von zwei Kindern, 12 und 15 Jahre alt, lachend. Tradition und Innovation würden nach wie vor großgeschrieben.
Wollenhaupt, das sei das älteste Augenoptik-Fachgeschäft in Solingen, so die gelernte Augenoptikermeisterin, Optometristin, Kinderoptometristin, Spezialistin für vergrößernde Sehhilfen und Kontaktlinsen. Gleichzeitig stehe der Name für hohe Qualität und Expertise. „Bei uns gibt es nix von der Stange“, sagt sie. Entsprechend seien sowohl Brillen als auch Hörsysteme „bewusst abseits des Mainstreams“. Ende 2021 ließ sie alle Räume umfassend renovieren, Wände versetzen und die Deckenhöhe verändern. So konnte mehr Platz geschaffen werden, es entstand ein helleres Ambiente. Die entscheidende Veränderung war die Erweiterung um das zuvor weniger genutzte erste Obergeschoss, wo nun unter anderem Werkstätten und die Kinder-Optometrie untergebracht sind.
Bis auf wenige Ausnahmen werden alle im Geschäft bestellten Gläser auch dort geschliffen – seit einigen Monaten mit einem neuen, hochmodernen CNC-Schleifsystem, in das die Inhaberin 75.000 Euro investierte. Nun setzte sie noch einen drauf und schaffte für 12.000 Euro zusätzlich ein spezielles Filtersystem an, mithilfe dessen man Mikroplastik, das beim Schleifen der Brillengläser entsteht, bis zu einer Größe von 80 Mikrometern aus einem geschlossenen Kühlwasserkreislauf entnehmen kann. „Das entlastet die Umwelt. Und der gewonnene Rohstoff soll mittelfristig in die Weiterverwendung gehen, das hat mich überzeugt“, erklärt die 40 Jahre alte Unternehmerin.
Auch sonst setzt sie, wo es geht, auf Nachhaltigkeit, ließ etwa beim Umbau des Ladenlokals auf sparsame Beleuchtung und Heizungstechnik umrüsten. Im Podcast-Format „Der digitale Frühschoppen“ wurde sie zum Thema „lebenswerte Innenstadt“ befragt und bekannte freimütig: „Es funktioniert nur über das Thema Einkaufserlebnis. Wenn die Menschen, die zu uns in die City kommen, das vermissen, kommen sie nicht wieder.“ Sie selbst setzt neben der hohen Qualität auf Dienstleistungsbereitschaft: „Am besten man behandelt alle Kunden so, wie man es sich selbst auch wünscht, als Kunde oder Kundin behandelt zu werden. Es geht nur über Persönlichkeit. Wir alle verkaufen auch Emotionen, egal, ob beim Hosen- oder eben beim Brillenkauf.“
Am Ende sei wichtig, „an sich und sein Team zu glauben“, betont sie. Auch deshalb werde sie in letzter Zeit viel auf ihre Karriere angesprochen und zu Veranstaltungen eingeladen. Unter anderem hat sie bei den „Unternehmerfrauen im Handwerk“ Verantwortung übernommen und sich auch bei den aktuellen Diskussionen rund um die Entwicklungen in der Solinger Innenstadt engagiert. „Man muss auch mal den Mund aufmachen und vorangehen, um Dinge zu ändern. Das mag anstrengend sein und kostet auch Zeit. Aber wenn man weiß, wofür man es tut, ist es das wert.“
Text: Liane Rapp