Volles Haus bei Betreuungsgipfel - Diskussion über Kita-Mangel
Der Mangel an Kinderbetreuungsplätzen ist nicht nur im Städtedreieck eine Belastung für die Wirtschaft. Die IHK hat daher zu einem Gipfel bei der Firma Knipex geladen, um Lösungsansätze zu diskutieren.
Dass das Thema Kinderbetreuung gerade an allen Ecken und Enden mit Problemen behaftet ist, hat der Gipfel der Bergischen IHK bei der Firma Knipex in Wuppertal deutlich gemacht. Zu dem Termin in Cronenberg kamen mehr als 100 Gäste aus Politik, Verwaltung, von Freien Trägern und aus Betreuungseinrichtungen, um Vorträgen, einer Diskussion und damit einer Lösungssuche zuzuhören. Eine Demonstration von Eltern und Kindern vor dem Knipex-Forum zeigte allen Gästen, um wen es bei der Diskussion eigentlich geht. Henner Pasch, IHK-Präsident und Geschäftsführer bei Fourtexx, schickte deutliche Worte in Richtung der Politik, in dem Fall Lorenz Bahr (Staatssekretär aus dem NRW-Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration). „Es ist für mich unbegreiflich, dass der Staat erst eine Betreuungsgarantie gibt und sich dann erst damit befasst, wie das funktionieren kann.“ Pasch sagte, dass die Unternehmen bereit seien, flexibel zu reagieren und zu investieren – allerdings müssten die bürokratischen Hürden fallen, ebenso wie die Standards, etwa für die Ausstattung der Räume und Gebäude. Pasch versucht gerade selbst, eine Möglichkeit zu schaffen, in seiner Firma die Betreuung der Kinder von Mitarbeitenden anzubieten. Sein Personalleiter und Vorstand der Solinger Wirtschaftsjunioren, David Viehweger, erklärte, dass bereits Bewerber abspringen würden, weil ein Betreuungsplatz in Solingen nicht sicher sei.
Moderiert von Kerstin von der Linden gab es Vorträge von Marion Grünhage, Geschäftsführerin Diakonie Wuppertal, Kai Wiedemann, Personalleiter Knipex, und Dagmar Becker, Stadtdirektorin von Solingen. Sie zeigte auf, wie die Stadt versucht, die Kinderbetreuung für alle zu realisieren und wo es Herausforderungen und Probleme gibt: etwa bei fehlendem Personal und den Kosten – für den laufenden Betrieb, ebenso wie für Neubauten – aber auch, wenn etwa Nachbarn gegen Neubauten Klage erheben.
Rüdiger Theis (Winzig Stiftung) forderte gerade für den Bereich der Kinder bis drei Jahre deutlich mehr Personal in der Betreuung – unter Beifall der anwesenden Erzieherinnen und Erzieher. Lorenz Bahr räumte ein, dass Personalmangel, hohe Krankenstände und Finanzierung die zentralen Themen seien – betonte aber, dass Personalgewinnung aus seiner Sicht der entscheidende Faktor ist. „Wenn wir das Personalproblem nicht stabilisieren, können wir das System nicht halten.“ Er brachte einen Vorschlag der Bertelsmann Stiftung ein, der beinhaltet, Betreuungs-Kernzeiten für alle zu reduzieren, um mit dem bestehenden Personal eine verlässlichere Betreuung sicherzustellen – erweiterte Zeiten sollen dann zusätzlich gebucht werden können. „Wir werden anfangen müssen, ein temporär anderes System einzuführen.“
In einer Diskussionsrunde mit Henner Pasch, Lorenz Bahr, Markus Götte (Mitglied der Geschäftsleitung Kita Concept) und Helena Grimm-Knorr (Fachreferentin Tagesangebote für Kinder, Der Paritätische NRW-Kreisgruppe Wuppertal) brachte Sozialdezernent Stefan Kühn (Stadt Wuppertal) die Idee ein, dass Firmen Tagespflegepersonen beschäftigen oder mit ihnen kooperieren. Das sei leichter zu realisieren und kostengünstiger als eine voll ausgestattete Kindertagesstätte zu bauen oder einzurichten.
Text: Eike Rüdebusch