Internationale Unternehmen - Mut zum Ausbilden

Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationsgeschichte fit machen als Ausbilderin und Ausbilder – dabei helfen die „KAUSA“-Botschaftenden: ein Beispiel, das Mut macht.

Inhalte vermitteln, umfassende Betreuung, Unterstützung bei der Umsetzung des Erlernten – Ausbilden will gelernt sein. Viele Unternehmerinnen und Unternehmer bilden nicht aus, weil ihnen zum einen der Befähigungsnachweis dazu fehlt, zum anderen, weil sie einen hohen bürokratischen Aufwand vermuten.

Die „KAUSA“-Landesstelle Nordrhein-Westfalen – Koordinierungsstelle Ausbildung und Migration – hat daher „Botschaften“ installiert, um Unternehmen als Ausbilder zu gewinnen und ihnen den Weg in Richtung „Ausbilderin/Ausbilder“ zu weisen. Das erfordert einige Gespräche, aber die „KAUSA“-Botschaftenden Arzu Gül und Andreas Dummer, die bei der Regionalagentur Bergisches Städtedreieck angesiedelt sind, können mittlerweile auf erste Erfolge blicken. Die Idee hinter dem Projekt: Mehr Unternehmerinnen und Unternehmer mit Zuwanderungsgeschichte für die duale Ausbildung zu gewinnen und damit die Zahl der migrantengeführten Unternehmen im dualen Ausbildungssystem zu erhöhen. Zielgruppe des Projektes sind also Unternehmen mit internationaler Gründungsgeschichte, die erstmalig, nach längerer Pause und kontinuierlich ausbilden möchten.

Da ist zum Beispiel Ramije Idrizi aus Wuppertal, Geschäftsführerin des gemeinnützigen Mentor-Bildungswerkes in Wuppertal. Sie hat sich durch den Prozess der „Ausbildung für die Ausbilder“ navigieren lassen. In diesem Jahr wird sie den ersten jungen Menschen in ihrem Unternehmen ausbilden können. Sie selbst hat auch einmal als Auszubildende begonnen – unter nicht ganz einfachen Umständen. Aber sie hat gekämpft, probiert, viele Erfahrungen gesammelt, sie hat ihren Weg gesucht und gefunden.

Mit 14 Jahren kam die heute 51-Jährige aus Mazedonien nach Deutschland, ihr Vater war bereits seit den 1960er Jahren hier. Sie musste Deutsch lernen und besuchte zeitgleich die Regelschule. Sie machte Praktika, startete eine Ausbildung zur Industriekauffrau, hat dann aber doch erst einmal in der Produktion Geld verdient, um ihren Mann nachholen zu können und eine Wohnung einzurichten. Sie war unter anderem Schichtführerin bei einer Fast-Food-Kette und absolvierte schließlich eine Ausbildung zur Versicherungskauffrau. Als solche hat sie dann gearbeitet, aber sie war immer auf der Suche nach einer Position, die sie mit Herzblut und ihrer ganzen Energie ausfüllen konnte. Sie bewarb sich initiativ beim Mentor Bildungswerk. Es klappte: Sie arbeitete zunächst in der Buchhaltung, wurde dann Mitgesellschafterin und entwickelte in dem interkulturellen Team ein erweitertes Bildungsangebot. Von Zeit zu Zeit betreut sie Praktikanten. Ihre Erfahrungen weiterzugeben, jungen Menschen zu vermitteln, ein Ziel im Auge zu behalten – das war ihr wichtig. Und dann kam sie eines Tages am Rande einer Veranstaltung ins Gespräch mit Arzu Gül und Andreas Dummer. Die erzählten ihr im vergangenen Jahr, was zu tun ist, wenn man junge Menschen ausbilden und gut geschult längerfristig an sich binden möchte. Ramije Idrizis Interesse war geweckt. Sie trat auf Vermittlung der beiden in Kontakt mit der Bergischen IHK. In einer Vorprüfung wurden ihr Unternehmen und sie persönlich als sehr geeignet eingestuft. Sie wurde in einen gemeinsam von der „KAUSA“-Landesstelle Nordrhein-Westfalen und Konzept Bildung und Services GmbH organisierten Vorbereitungskurs für die Ausbildereignungsprüfung vermittelt – mit theoretischen und praktischen Teilen. Seit dem 12. Dezember 2023 hat sie nun ihre Eignung als Ausbilderin schwarz auf weiß vor sich liegen. Und ist damit ihrer Berufung gefolgt. Sie kann in diesem Jahr eine Ausbildung zum/r Kaufmann/frau für Büromanagement anbieten, gerne in Teilzeit, zumal die Bildungseinrichtung nur nachmittags geöffnet ist.

Die „KAUSA“-Botschaftenden freuen sich über den Weg, den Ramije Idrizi eingeschlagen hat. 2023 haben die beiden eine Vielzahl von Gesprächen geführt: Nach systematischer Kontaktaufnahme zu 120 migrantisch geführten Unternehmen haben sie rund 30 von ihnen intensiv beraten und dabei insgesamt 14 Ausbildungsplätze generiert. Den Lehrgang zur Ausbildereignungsprüfung (AEVO – Ausbildereignungsverordnung) durch die IHK haben sie gemeinsam mit der Konzept Bildung und Services GmbH in Wuppertal organisiert. „Wir sind dafür da, den Unternehmen, die noch nie ausgebildet haben, zunächst einmal den Weg in einen Lehrgang zur Erlangung der Ausbilderqualifikation zu ebnen. Denn wer ausbilden möchte, braucht nicht nur den Nachweis der betrieblichen Eignung und der fachlichen Kompetenz, sondern auch berufs- und arbeitspädagogische Kenntnisse“, so die beiden „KAUSA“-Botschafter für das Bergische Städtedreieck, Arzu Gül und Andreas Dummer.

Im eigenen Betrieb auszubilden heißt, dass junge Menschen sukzessive für die speziellen Bedarfe des Unternehmens qualifiziert werden und zu Fachkräften heranwachsen. Sie kennen durch ihren Ausbildungsweg den Betrieb von innen, und es gibt weniger Fehlbesetzungen als bei zeitaufwändigen Neueinstellungen. Ausbildung hilft bei der Gewinnung von Nachwuchskräften.

Die „KAUSA“-Botschaft im Bergischen Städtedreieck unterstützt interessierte Unternehmen also dabei, Ausbildungsfähigkeit zu erwerben, Auszubildende zu gewinnen, die Ausbildung durchzuführen und schließlich kontinuierlich eigenständig auszubilden.

Die „KAUSA“-Landesstelle Nordrhein-Westfalen wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative Bildungsketten in Kooperation mit der Landesregierung Nordrhein-Westfalen.

Text: Anette Kolkau

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