Fachkräftemangel begegnen - Inklusion als Chance
Inklupreneur Rheinland will Unternehmen ermutigen, mehr Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen. Begleitet werden sie dabei von Amrei Feuerstack, Mechthild Kreuser und ihrem Team vom „found it = e. V.“
Was ist das Ziel von Inklupreneur Rheinland?
Amrei Feuerstack: Wir wollen Unternehmen dazu befähigen, mehr Menschen mit Behinderung einzustellen. Es geht nicht nur darum, geeignete Arbeitsorte zu schaffen, an denen alle Menschen partizipieren können, sondern die Unternehmenskultur zu prägen, so dass von Anfang an barrierefrei und inklusiv gedacht wird.
An welche Unternehmen richtet sich das Angebot?
Mechthild Kreuser: Unser Einzugsgebiet ist der Bereich des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), der das Projekt seit dem 1. Januar 2024 für drei Jahre fördert. Das Projekt wurde von der Hilfswerft gGmbH entwickelt und wird jetzt gemeinsam mit Found it aus Wuppertal im gesamten LVR-Gebiet umgesetzt. Dazu gehört auch das Bergische Städtedreieck. Wir wollen Unternehmen, speziell Start-ups aus der Technologie-, IT- und Logistik-Branche sowie das Dienstleistungsgewerbe ansprechen. Interessenten können sich bis Ende Mai für den ersten Durchgang bewerben. Insgesamt sind drei Durchgänge geplant, so dass wir 30 bis 35 Unternehmen, also jährlich zehn bis zwölf, auf ihrem Weg zum inklusiven Arbeitgeber begleiten.
Wie läuft ein solcher Durchgang ab?
Amrei Feuerstack: Im ersten Schritt unterzeichnen Unternehmer unseren Pledge. Durch diesen erklären sie, die Grundhaltung von Inklupreneur zu teilen, gesellschaftlich Verantwortung übernehmen zu wollen und als Arbeitgeber inklusiver zu werden. Beim Starter-Camp, erarbeiten wir mit allen Pledge-Unternehmensvertretern die Grundlagen der Inklusionsstrategie, die dann in sechs bis neun Monaten im Rahmen eines Coaching-Programms umgesetzt werden. Mechthild Kreuser: In dieser Zeit werden die Unternehmen individuell von unseren Coaches und Mentoren betreut. Sie durchlaufen ein sechs Säulen umfassendes Programm. Dieses beinhaltet etwa das Thema „Inklusive Stellenausschreibung und digitale Barrierefreiheit“ zuzüglich einer Bewerbungssimulation. Zudem werden der Bewerbungsprozess und der Außenauftritt, beispielsweise die Webseite, unter die Lupe genommen und Empfehlungen formuliert, wie mehr Barrierefreiheit realisiert werden kann. Per „Disability Awareness“ wollen wir sensibilisieren und das Bewusstsein für Inklusion durch Einblicke in das Leben von Menschen mit Behinderung stärken. Das kann Unsicherheiten und Ängste auf beiden Seiten abbauen.
Warum sollten Unternehmen auf Inklusion setzen?
Amrei Feuerstack: Menschen mit Behinderung sind überdurchschnittlich von Arbeitslosigkeit betroffen, aber zugleich meist besser qualifiziert. Inklusion bietet Unternehmen die Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen, und den Menschen zugleich eine Chance, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Zudem können Unternehmen vermeiden, die Ausgleichsabgabe leisten zu müssen, wenn sie keine oder nur wenige Menschen mit Behinderung beschäftigen. Diese wurde erst zum Anfang des Jahres erhöht. Auch ist vielen Unternehmen nicht bewusst, dass sie viele Unterstützungsangebote und Förderungen zur inklusiven Gestaltung von Arbeitsplätzen, etwa durch Assistenzen, erhalten können. Hierzu beraten wir ebenfalls. Mechthild Kreuser: Diverse Teams können intern Barrieren abbauen, die Arbeitsatmosphäre positiv prägen und Ziele besser erreichen – gerade vor dem Hintergrund, dass auch die Kundschaft divers ist. Zielgruppen können passgenauer erreicht oder neue erschlossen werden, etwa durch die Entwicklung von entsprechenden barrierefreien Angeboten. Durch mehr Barrierefreiheit profitieren am Ende alle Menschen.
Was motiviert euch persönlich, bei Inklupreneur Rheinland mitzuwirken?
Amrei Feuerstack: Wir möchten den ersten Arbeitsmarkt zugänglicher für Menschen mit Behinderung gestalten und dies als Win-Win-Situation, sowohl für Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber kommunizieren. Das hat Potenzial, unsere gesamte Gesellschaft zu verbessern.
Text: Martin Wosnitza