Auch für KMU - KI als Inspiration

Claudia Novak ist Expertin für Digitale Wirtschaft bei der Bergischen IHK. Sie kennt die Sorgen der Unternehmen in Sachen KI, sieht aber viele Chancen in der Nutzung der neuen Technik.

Frau Novak, welche Rolle spielt das Thema KI in der IHK-Technologie- und Innovationsberatung?

Wir befassen uns in unserem IHK-Ausschuss Digitale Wirtschaft Bergisches Land mit dem Thema und es findet in unseren Veranstaltungen Beachtung. Das Thema ist wichtig für unsere Wirtschaft und ist in der Unternehmerschaft angekommen. Laut der aktuellen DIHK-Digitalisierungsumfrage ist der Anteil der Unternehmen, die KI oder Machine Learning bereits einsetzen oder dies in Zukunft planen, um signifikante 24 Prozentpunkte gestiegen. Der Einsatz Künstlicher Intelligenz ist aber in der deutschen Wirtschaft unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Branche der Informations- und Kommunikationstechnik und die Finanzwirtschaft liegen bei der Nutzung derzeit an der Spitze.

Wo sehen Sie die größten Chancen für die Bergische Wirtschaft?

Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sehe ich große Chancen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in den Bereichen Mitarbeiterentlastung, Prozessoptimierung sowie in der Produktverbesserung. Nehmen Sie als Beispiel die Anomalie-Erkennung in der Produktion. Dabei handelt es sich um ein automatisiertes Verfahren zur Identifizierung verdächtiger Vorkommnisse. Das kann zum Beispiel ein fehlerhaft hergestelltes Produkt sein. Die vorausschauende Wartung von Maschinen ist ein weiteres Anwendungsbeispiel für den KI-Einsatz. In der Gesundheitswirtschaft, um eine weitere Möglichkeit zu nennen, kann KI zur Unterstützung der Diagnostik eingesetzt werden.

Und wo liegen umgekehrt die größten Herausforderungen, vielleicht sogar Risiken?

Die größte Herausforderung liegt in dem Umgang mit Daten. Überall dort, wo KI eingesetzt wird, müssen qualitativ hochwertige Daten vorhanden sein. Die Analyse und Aufbereitung dieser Daten ist zumeist ein aufwändiger Prozess, für den – insbesondere in kleineren Betrieben – häufig die Kapazitäten fehlen. Bei der Datennutzung bestehen außerdem rechtliche Unsicherheiten etwa in Bezug auf Datenschutzfragen, Urheberrecht oder technische Standards. Derzeit kommt die künstliche Intelligenz in vielen Bereichen nicht ohne Kontrolle durch eine natürliche, sprich menschliche Intelligenz aus – zumindest noch nicht. Ihr unterlaufen Fehler, bekannt als das so genannte „Halluzinieren“. Daher müssen die produzierten KI-Ergebnisse noch einmal überprüft werden.

Dennoch fürchten nicht wenige Menschen um ihre Jobs und Geschäftsmodelle, etwa in der Kreativbranche. Wie schätzen Sie das ein?

Wie bei allen technischen Innovationen werden sich die Berufsbilder sicherlich verändern. Manche Jobs entfallen eventuell langfristig, dafür entwickeln sich neue Berufsbilder, für die dann wieder Personal benötigt wird. KI stellt die Kultur- und Kreativwirtschaft vor Herausforderungen, beispielsweise im Hinblick auf den Erhalt menschlicher Kreativität. Die KI kann der Branche aber auch neue Horizonte eröffnen und als Inspiration dienen, oder auch bei der Suche nach Urheberrechtsverstößen unterstützen.

Was raten Sie kleinen Unternehmen, die jetzt erst langsam ins Thema einsteigen wollen?

Ich würde Unternehmen raten, sich selbst ein Bild darüber zu machen, was mit KI möglich ist. Es gibt mittlerweile zahlreiche Einstiegsangebote in Form von Webinaren und Veranstaltungen für Unternehmer, um das Thema kennenzulernen. Darüber hinaus sind viele auf KI spezialisierte Institutionen entstanden wie das Kompetenzzentrum KI.NRW, die kleinen und mittleren Unternehmen Hilfestellung zu dem Thema anbieten. Auch die Mittelstand-Digitalzentren verfügen über viele Angebote für KMU, was Künstliche Intelligenz betrifft. Erstberatungen zum Thema Künstliche Intelligenz bieten auch wir für kleine und mittlere Unternehmen, beispielsweise zu Fördermöglichkeiten. Oder auch Webinare, die Impulse zum Thema Künstliche Intelligenz bieten wie innerhalb unserer Webinar-Reihe „IHK4KMU“.

Das Gespräch führte Daniel Boss.

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