- Mit Dopamin ins Berufsleben

„So kann es nicht bleiben“, dachte sich Joachim Beck – und mischt seitdem die Weiterbildungsszene kräftig auf. Der Wuppertaler Unternehmensberater hat das „Escape-Center Bergisch Land“ erfunden: Berufsorientierung next level. Denn Althergebrachtes ist von gestern.

Was haben ein Flugzeugabsturz, ein mit Nebelschwaden durchzogener Regenwald und ein verlassenes Labor gemeinsam? Sie können die Schwelle zu einem neuen Lebens¬abschnitt darstellen – und selbst, wenn nicht, gibt es in diesem Konglomerat jede Menge zu lernen. Am meisten über sich selbst. Die Rede ist von einem Escape-Room, der in Kürze auf dem Wuppertaler Utopia-Campus stehen wird. Nicht primär fürs Freizeitvergnügen ist der gedacht, sondern um Schülerinnen und Schülern einen ganz neuen Zugang zu einem Ausbildungsunternehmen, zu den eigenen Kompetenzen und den Facetten ihres potenziellen Berufsstarts zu ermöglichen. Das Prinzip ist dabei immer dasselbe: In einem geschlossenen Raum muss ein Team in 60 Minuten schrittweise Rätsel lösen.

Endgame im Urwald-Szenario: ein imaginäres Solarflugzeug wieder aufladen. Dafür versteckt sich in einem Termitenhügel ein Objekt zum Öffnen der Labortür, eine Pumpe muss manuell betätigt werden, um Strom zu erzeugen, ein „heißer Draht“ verlangt Geschicklichkeit. Das Ausbildungsunternehmen, das besagten Escape-Room im Dschungel-Style mit seinen spannenden und teils durchaus schweißtreibenden Rätseln ausgeklügelt hat, ist in diesem Fall der Zangenhersteller Knipex mit Sitz in Wuppertal. Deren umgebauter High-Cube-Container ist einer von acht Escape-Rooms im Escape-Center Bergisch Land, das in Kürze eröffnen wird.

Seit Jahren entwickeln Joachim Beck und sein Team Strategien, Organisationen und Personal in Unternehmen, um bei Herausforderungen rund um Marketing und Vertrieb zu unterstützen, oft über eigene Methoden und Lösungen. „Angepasstes Lernen in Zeiten des Wandels ist so wichtig, weil unter anderem die Halbwertszeit des Wissens immer kürzer wird“, sagt Beck, Geschäftsführer des Wuppertaler Beratungsunternehmens BECK UND CONSORTEN GmbH.

2021 gründete er das „Zentrum für lustvolles Lernen“, in dem neue Ansätze der Weiterbildung erprobt werden. Denn: „Weiterbildung muss neu gedacht werden. Wir führen Lernende aus der Konsumhaltung hin zu erlebnisorientiertem Know-how-Erwerb. So regen kurze, spielerische Übungen zu einem Transfer in die jeweilige Berufswelt an. Life-Hack-Formate helfen, sich Inhalte besser zu merken. Lernen erler¬nen. Meta-Qualifikationen wie diese sind enorm wichtig“, sagt Beck.

Im Escape-Center erproben junge Menschen sich selbst und die Dinge um sie herum. Dabei strömt Dopamin ins Hirn – Gamification ist ein vielversprechender Ansatz für die Berufsorientierung von morgen. Digitalisierung spielt auch eine Rolle: Zur Besuchsvorbereitung ließ Beck einen kostenlosen Lebenslauf-Konfigurator entwickeln. „Der hilft, Stärken und Interessen auszuloten und ermöglicht es den Schülerinnen und Schülern, sich direkt vor Ort zu bewerben.“ Pro Tag können Gruppen von bis zu sechs Personen bis zu drei Unternehmen auf dem Utopia-Campus kennenlernen. „360 Schülerinnen und Schüler pro Jahr werden jeden Container mindestens besuchen.“

„Jeder Escape-Room ist firmenspezifisch“, erklärt Beck. Im Fokus: einzelne Berufe oder ein Arbeitgeber. Elektronische Rätselbäume, Benutzeroberfläche, Technik, mechanische Umsetzung, Raumgestaltung, Infrastruktur und Standplatz bietet das Beratungsunternehmen aus eigener Hand. Dafür bildete Beck sogar ein eigenes Team. Dazu berichtet Projektleiter Finn Schröder: „Eine reproduzierbare Systematik war uns sehr wichtig. Wir haben uns tiefstes Know-how angeeignet, damit wir mit der Elektronik-Architektur fach- und zielgruppenspezifische Escape-Räume bauen können.“

Die unerwartet lange Wartezeit auf die Genehmigung des Bauantrags überbrückte das Team „Escape-Center“ mit einem „Container Null“ am eigenen Standort. Dort baute man die späteren Kulissen vor und prüfte die Technik, um dann alles zu übertragen. Mit seiner Idee rennt Beck bei sämtlichen Schulformen offene Türen ein. Es gibt eine Warteliste – und Erweiterungspläne mit Blick auf Kommunen außerhalb des Bergischen Landes.

Text: Tonia Sorrentino

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