Elektrische Busse - Nachhaltig erfolgreich

Das Traditionsunternehmen Rheingold-Reisen-Wuppertal investiert in zehn vollelektrische Busse und damit in die eigene Zukunft. Das zeigt auch der Umzug des Betriebshofs. Die Firma setzt auf Flexibilität und kluge Entscheidungen.

Gerade erst hat der große Umzug von der Linderhauser Straße zum neuen Betriebshof für die Busbetriebe der Blankennagel-Gruppe stattgefunden. Ein paar Arbeiten müssen noch getätigt werden; Ende Mai ist alles fertig. „Wir liegen gut in der Zeit“, freut sich Axel Blankennagel, der gemeinsam mit den Söhnen Jörn und Tim die das Familienunternehmen leitet.

Der neue Busbetriebshof befindet sich auf dem ehemaligen Metro-Gelände an der Dieselstraße in Wuppertal-Langerfeld. Das Gelände ist 17.000 Quadratmeter groß. 85 Busse werden hier Platz haben. Unter ihnen werden in diesem Jahr fünf, im kommenden Jahr weitere fünf vollelektrische Busse an den Start gehen. Drei Jahre hat es von der Planung bis zur Anschaffung gedauert: „Wir haben den Markt sehr gut beobachtet“, erklärt Axel Blankennagel die Entscheidung. „Wir sind davon überzeugt, dass dieser Weg richtig ist. Und das, obwohl die Versorgungs-Situation der E-Busse schwer ist. Auch die Anschaffung selbst ist sehr teuer.“ Und er rechnet vor: Ein komfortabel ausgestatteter Dieselbus kostet 250.000 Euro, ein E-Bus bis zu 600.000 Euro. Gefördert wird die Anschaffung mit rund 80 Prozent, den Restbetrag muss das Unternehmen selbst finanzieren. „Sehr schade finde ich, dass die Wuppertaler Politik uns bei diesem zukunftsweisenden Projekt nicht unterstützt hat“, kritisiert er.

„Wir sind ein gesunder Betrieb; das größte Busunternehmen im Bergischen; allein mit unseren Schulbussen versorgen wir 22 Kommunen von Dortmund bis Neuss. Und dennoch: Es gibt auch für uns keine Garantie für den langfristigen Erfolg.“ Vielleicht wird es ja möglich, in den nächsten Jahren Dieselbusse mit HVO 100 Kraftstoffen fast emmissionsfrei betreiben zu können. HVO 100 (Hydrotreated Vegetable Oil 100 Prozent), ist der regenerative Ersatz für Diesel. HVO 100 wird aus erneuerbaren Grundstoffen wie pflanzlichen Ölen und Fetten hergestellt. Das Besondere an HVO ist, dass es in den meisten Dieselmotoren verwendet werden kann, ohne dass etwas am Motor geändert werden muss. Hier ist es für den Unternehmer wieder wichtig: „Wir müssen flexibel sein, schnell reagieren können und uns für die beste und wirtschaftlichste Technik entscheiden.“

Mit den zehn vollelektrischen Bussen hat Rheingold nun ein Produkt im Fuhrpark, auf das sich die Fahrer wegen des schnelleren Antriebs freuen, andererseits müssen sie aber auch darauf achten und planen, wann zum Beispiel der Akku leer ist.

Bei alledem spielt es für Axel Blankennagel eine große Rolle, mit anderen Unternehmern im Austausch zu sein. „Ich halte es für sehr wichtig, dass wir zusammenarbeiten und über den Tellerrand hinausschauen. Unternehmen in Deutschland fahren teilweise schon vollelektrisch und können uns Input geben – so wie wir ihnen natürlich auch Tipps geben können.“ Dieser Austausch ist für ihn der Schlüssel des Erfolgs.

Zukunftsfähig bleiben und sich auf Märkte einstellen – das spiegelt sich auch im Betriebshof wider, denn er ist hochmodern ausgestattet – unter anderem mit einer Solar- und Wasseraufbereitungsanlage. Bis zu fünfmal wird das Wasser aufbereitet – zum Beispiel, um die Busse zu waschen, bevor es dann ins Abwasser geleitet wird. Auch auf möglichst papierloses Arbeiten wird Wert gelegt. „In diesem Bereich ist für uns klar: Wir machen nicht jeden Hype mit, aber überlegen sehr genau, was wir umsetzen wollen.“

Umdenken können ist wichtig – das spürt Axel Blankennagel auch in der Mitarbeitersuche: „Früher haben sich die Menschen bei uns beworben. Mittlerweile muss ich mich als Unternehmen bei ihnen bewerben.“ Neben der Bezahlung sei das Umfeld wichtig: Möglichkeiten zu Schulungen, persönliche Ansprache, Social-Media-Auftritt, Bonus-Programme.

Gehört nicht zu alledem eine Menge Mut? „Unser Familienbetrieb besteht seit 1929. Jede Generation musste Mut haben und offen sein für Veränderungen.“ Und er ergänzt lächelnd: „Wir sind überzeugt von dem, was wir tun. Wir können alle gut schlafen.“

Text: Eva Rüther

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