Schmiedetradition - Mit Zuversicht in die Zukunft
Die Remscheider Firma Friedrich Halbach fertigt seit 1873 Spezialzangen, die in Schmiedebetrieben in ganz Deutschland im Einsatz sind. Außerdem werden Gesenkschmiedestücke bis zu acht Kilo hergestellt. Ein weiteres Standbein bilden Klingen für das akademische Fechten.
Die Luft ist aufgeheizt von rotglühenden Stahlstangen, die mit einer Temperatur von über 1.200 Grad verarbeitet werden. Zunächst werden sie in einer speziellen Walze vorbehandelt, um dann in dem Ober- und Untergesenk des hydraulischen Schmiedehammers ihre Form zu erhalten. Mit einem Druck von drei Tonnen werden aus dem Rohmaterial sogenannte Pressbacken zur Verbindung von Kupferrohren. Da das Eisen bekanntlich nur geschmiedet werden kann, solange es heiß ist, sorgen die Mitarbeiter mit geübten Bewegungen für einen zügigen Ablauf. In der anspruchsvollen Umgebung mit entsprechender Geräuschkulisse muss jeder Handgriff sitzen. Ein wichtiges Werkzeug sind dabei die speziellen Schmiedezangen, die selbst bis zu vier Kilo auf die Waage bringen. Im Unternehmen sind sie auch in der Produktion ein wichtiger Schwerpunkt. „Wir stellen allein über 500 Zangenvarianten für die Schmiedearbeit und andere Handwerkszweige wie Schlosser und Dachdecker her“, sagt Geschäftsführer Friedrich Halbach. Wie sein 85-jähriger Vater trägt er den Namen des Gründers, der ab 1873 in Remscheid den Schmiedebetrieb aufbaute. Ende der 1930er erfolgte der Umzug an den jetzigen Standort am Gründerhammer. In der 5. und 6. Generation kann der Familienbetrieb auf eine lange Tradition zurückblicken. Mit Sohn und Enkel Christian Halbach steht bereits die 7. Generation in den Startlöchern. Der 26-Jährige hat gerade seine Meisterprüfung abgelegt und möchte die Firma in die Zukunft führen.
„Ohne diese Entscheidung würde es uns nicht mehr geben“, stellt Friedrich Halbach Senior klar. Hintergrund ist die Hochwasserkatastrophe vor drei Jahren, die im Betrieb schwerste Schäden angerichtet hatte. Viele Maschinen mussten generalüberholt werden. „Wir haben dann gemeinsam Familienrat gehalten und uns für einen Wiederaufbau entschieden“, so Halbach. Auch im hohen Alter packt er im Unternehmen noch kräftig mit an, wenn es nötig ist. Mit starkem Willen gingen alle drei Generationen zusammen mit den 18 Beschäftigten die enorme Aufgabe der Schadensbeseitigung an. „Wir haben über ein Jahr lang jeden Tag zwölf Stunden gearbeitet“, berichtet Geschäftsführer Friedrich Halbach. Allein 20 Tonnen Schlamm mussten beseitigt werden. Ein Mammutaufgabe war die Reparatur der bis zu 100 Tonnen schweren Schmiedehämmern. Bis heute sei die Sanierung nicht komplett abgeschlossen. „Wir sind aber wieder auf Kurs“, berichtet der 55-jährige Firmenchef. Auch bei ihm ist der Einsatz für die Firma in Fleisch und Blut übergegangen. „Ich habe mir schon in den Schulferien mein Taschengeld etwas aufgebessert“, so Halbach.
Sein Sohn Christian Halbach will die Familientradition mit einem modernen Ansatz verbinden. „Wir haben uns schon weitgehend von Öl als Energieträger unabhängig gemacht und setzen auf grünen Strom“, erzählt er. Geplant sei außerdem eine größere Photovoltaikanlage. „Wir möchten unseren Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten“, so der 26-Jährige.
Die derzeitigen Absatzzahlen sind für das Unternehmen zufriedenstellend. Die Kunden schätzen die Vielfalt der Produkte und deren Qualität. „Mit unseren Zangen sind wir in fast jeder Schmiede in Deutschland zu Hause“, sagt Geschäftsführer Friedrich Halbach. Auch die Sparte des Gesenkschmiedens erfreue sich anhaltender Nachfrage. Seit einigen Jahren wird auch Ausrüstung für das akademische Fechten hergestellt. „Dort sind die Klingen stumpf“, erklärt Friedrich Halbach. Nach den Herausforderungen der letzten Jahre blicken sein Vater, sein Sohn und er wieder positiver in die Zukunft.
Text: Eike Birkmeier