Kraftverkehr - Volle Fahrt voraus
Bereits seit 100 Jahren bietet das Traditionsunternehmen Wiedenhoff Reisen und Buslogistik an. Gerade hat die vierte Generation die Leitung übernommen und setzt auf gute Ideen und Qualität, um sich den Herausforderungen der Branche zu stellen.
Der erste Bus der Firma Kraftverkehr Gebrüder Wiedenhoff, ein umgebauter Funkwagen, der im Ersten Weltkrieg zum Einsatz gekommen war, nahm am 1. Februar 1924 seine erste Fahrt auf und bot zehn nicht sonderlich bequeme Sitzplätze. Es ging von Witzhelden über Hilgen nach Solingen und zurück. Im Grunde hatten die Brüder Otto und Leo Wiedenhoff ganz andere Pläne: Das Fahrzeug hatte die Großfamilie, die in ländlicher Umgebung in Leichlingen-Flamerscheid wohnte, gekauft, um vor allem Butter von den umliegenden Bauernhöfen in die benachbarten Großstädte zu transportieren.
Doch der damalige Witzheldener Bürgermeister Gustav Marquardt konnte die beiden überzeugen, dass die Region unbedingt eine regelmäßige Anbindung Richtung Solingen benötigte und so kamen die drei Männer per Handschlag überein, dass man den Buttertransport aufgab und stattdessen auf das Betreiben einer Omnibuslinie setzte. Offensichtlich keine schlechte Idee, denn schon im April 1924 wurde ein neuer, moderner Dixi-Omnibus mit lederbezogenen Polsterbänken, elektrischer Innen- und Außenbeleuchtung, Entlüftungsklappen und einer Sirene angeschafft. Schon wenige Monate später folgten vier weitere „Dixis“ und das junge Unternehmen expandierte.
Seit gut 100 Jahren transportiert die Firma Wiedenhoff somit nicht Güter, sondern Menschen. Soeben ist die Geschäftsführung an die nächste, die vierte Generation übergegangen: Constantin Wiedenhoff (39) und sein Cousin Thilo Weltersbach (37) übernahmen das Unternehmen von ihren Vätern Holger Wiedenhoff und Ralf Weltersbach.
Kein ganz leichtes Erbe, denn Wiedenhoff Reisen ist im Wandel. Nicht nur verschärfte Umweltstandards bedeuten besondere Herausforderungen für das bergische Unternehmen, wie auch alle anderen der Branche, sondern auch die in den Augen von Constantin Wiedenhoff „überbordende Bürokratie“ sowie der Fachkräftemangel. Darüber hinaus habe sich das „allgemeine Reiseverhalten“ verändert, so Constantin Wiedenhoff. „Man muss sich einiges überlegen, um etwa die heutigen Best Ager für unsere qualitativ hochwertigen Busfahrten zu begeistern. Die meisten zwischen 60 und 80 sind selbst noch so mobil, dass sie vieles gern auf eigene Faust unternehmen.“
Die Zeiten, in denen an jedem Wochenende Dutzende der grünen Wiedenhoff-Busse voll besetzt in alle Himmelsrichtungen aufbrachen, scheinen vorbei. Zwar starten die rund 35 Busse auch heute noch gut gebucht zu Fahrten etwa nach Maastricht, Tirol und zu den Weihnachtsmärkten in Dresden und Süddeutschland, doch der Fokus hat sich verändert. „Heute sind unsere Busse vor allem im Buslinienverkehr oder als Schulbusse, teilweise in Kooperationen mit den umliegenden Städten und Gemeinden, unterwegs. Aber selbstverständlich bieten wir unseren Kunden und Kundinnen auch nach wie vor Tagesfahrten, Kurz- und Städtereisen sowie einwöchige Urlaubsfahrten zu ausgesuchten Zielen etwa in den Alpen oder an der Ostsee“, erklärt Constantin Wiedenhoff.
Es sind die große Erfahrung in Sachen Logistik und hohe Qualitätsstandards, die Wiedenhoff auch heute noch für viele zum beliebten Anbieter für Gruppenreisen, aber auch im B2B-Bereich zum festen Partner für Mitarbeiter- und Kundentransfers machen, so der Geschäftsführer. „Unsere modernen 3- und 4-Sterne-Reisebusse kommen nicht nur bei touristischen Fahrten zum Einsatz, sondern auch bei der Beförderung von Mitarbeitern und Kundengruppen vom Flughafen zum Hotel oder Produktionswerk. Dabei setzen wir auf Sicherheit, Zuverlässigkeit sowie eine gute Betreuung unserer Reisegäste.“ Dazu gehört, dass das Unternehmen über Busreisen hinaus regelmäßig auch begleitete Flugreisen nach Mallorca anbietet. Es gelte, so der Diplom-Kaufmann, sich einerseits auf die Geschäftsfelder zu fokussieren, die zukunftsträchtig sind, sich andererseits aber nach wie vor auch breit aufzustellen, um die unterschiedlichen Bedarfe sowohl von Privat- wie auch Geschäftskunden bestmöglich bedienen zu können. Er und sein Cousin möchten das Unternehmen und seine rund 60 Mitarbeitenden auch für die fünfte Generation zukunftsfit machen gemäß dem Motto des Jubiläumsjahres „Fortschritt aus Erfahrung“.
Text: Liane Rapp