Bergisches Städtedreieck - Modellregion für Cybersicherheit
Die Region und ihre Unternehmen werden sich gegen Cyberangriffe rüsten. Gefördert wird der Aufbau einer Anlaufstelle und zahlreicher Maßnahmen durch das NRW-Wirtschaftsministerium.
Eine weltweit durchgeführte Umfrage aus dem Jahr 2023 ergab, dass rund 58 Prozent befragter Unternehmen in Deutschland mindestens einmal Opfer einer Cyberattacke geworden waren. Im Zeitalter der Digitalisierung nimmt die Zahl von Cyberangriffen immer weiter zu. Bei einem erfolgreichen Angriff besteht meist ein umfassender und schneller Zugriff auf große Datenmengen. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm, Unternehmen können oft monatelang nicht arbeiten, und die Anonymität des Internets erschwert die Identifizierung und Verfolgung der Täter.
Auch im Bergischen Städtedreieck können nicht wenige Unternehmen Geschichten zu ihren leidvollen Erfahrungen mit Cyberangriffen erzählen. Für die typischen kleineren und mittelständischen Unternehmen der Region, die sich oft als Hidden Champions am Markt behaupten, können derartige Attacken existenzgefährdend sein. Gerade kleinere Unternehmen sind extrem gefordert bei Cyberangriffen und müssen für eine entsprechende IT-Sicherheit sorgen, größere Betriebe leiden unter dem IT-Fachkräftemangel. Vorsorge, Schulungen, entsprechende Software – all das kostet Zeit und Geld. Vor Jahren schon gab es einen ersten Austausch, eine erste Sensibilisierung zum Thema beim Netzwerk „automotiveland.nrw“. Cybersecurity wurde damit immer deutlicher auch ein Handlungsbereich für die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft. Erste Kontakte zu dem Themenbereich ins NRW-Wirtschaftsministerium wurden aufgebaut. Die Bergische Gesellschaft ist seitdem im Cybersecurity-Gremium des Ministeriums vertreten und brachte eine Projektskizze mit einem Maßnahmenpaket ein.
Im Rahmen des Spitzengesprächs „Cybersicherheit“ mit der NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur wurde schließlich im März 2024 das Projekt „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“ vorgestellt. Es geht aus der Initiative „Wirtschaft. Digital.Sicher NRW“ vom letzten Jahr hervor. Eine Studie zeigte damals, dass mehr als die Hälfte aller Unternehmen in Nordrhein-Westfalen keinen Notfallplan im Fall von Cyberangriffen hat. Fast ein Fünftel hat keinerlei Vorkehrungen getroffen. Landesregierung, Kammern, Branchenverbände und Netzwerke hatten daher die Initiative „Wirtschaft.Digital.Sicher NRW“ ins Leben gerufen. Ziel ist, IT-Sicherheit und Resilienz der nordrhein-westfälischen Wirtschaft zu stärken und Unternehmen bei der sicheren Nutzung digitaler Technologien zu unterstützen. Ministerin Neubaur: „Cybersicherheit geht jedes Unternehmen an, die Geschäftsführungen genauso wie die Mitarbeitenden. Für mehr digitale Sicherheit in der Wirtschaft bündeln wir in Nordrhein-Westfalen die Kräfte und setzen Hand in Hand ein starkes Zeichen.“ Bei allen Maßnahmen geht es um die Stärkung der „digitalen Abwehrkräfte“.
Unter anderem mit der „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Städtedreieck“ setzt die Landesregierung für die Unterstützung der Widerstandsfähigkeit gegen Cyberangriffe ein Zeichen. Das Projekt, für das die Bergische Gesellschaft den Zuschlag bekommen hat, konzentriert sich angesichts der vermehrten Cyberangriffe in der Region darauf, effektive Schutzstrategien zu entwickeln. Es zielt darauf ab, die Cybersicherheitskompetenzen zu stärken. Derzeit werden die Förderzugänge durch das NRW-Wirtschaftsministerium geklärt. Die Bergische Gesellschaft arbeitet parallel dazu einen entsprechenden Förderantrag aus.
Das Bergische Städtedreieck eignet sich gut als Modellregion, ist es mit 620.000 Einwohnern doch eher eine überschaubare Region, für die sich Prävention, Aufklärung, Information und Hilfspakete gut koordinieren und organisieren lassen. „Wir haben zudem mit „automotiveland.nrw“ zahlreiche Kooperationen mit Tech- und IT-Firmen in Israel geschlossen. Israel ist in Sachen Cybersicherheit hervorragend aufgestellt. Diese Kontakte können uns jetzt helfen“, so Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und von „automotiveland.nrw“. „Mit dem Projekt ,Cybersicherheit Modellregion Bergisches Land‘ setzen wir gezielte Maßnahmen ein, um die Cybersicherheitskompetenzen insbesondere bei KMU zu stärken. So sollen ein nachhaltiges Sicherheitsbewusstsein geschaffen und effektive Schutzstrategien in der Region etabliert werden, die als Vorbild für ganz NRW dienen können.“
Voraussichtlich im Frühsommer 2024 kann die Arbeit für die Modellregion beginnen. Dazu wird ein Projektbüro auf dem Change Campus in Solingen eingerichtet. Erster Arbeitsschritt wird eine Marktanalyse der Region sein. Welche IT-Dienstleister gibt es im Bergischen Städtedreieck? Was können diese Unternehmen leisten? Zudem sollen Kampagnen geplant werden, die über Cyberrisiken aufklären. Welche Arten von Attacken gibt es? Welche Vorkehrungen muss ein Unternehmen treffen? Wie müssen Mitarbeiter geschult werden? Wie kann ein Notfallplan aussehen? Für all diese Fragen wird das Büro Anlaufstelle sein. Vorgesehen ist auch eine Förderberatung.
Stephan A. Vogelskamp: „Wir wollen eine Austauschplattform für Unternehmen schaffen. Unternehmen können dort zum Beispiel darüber berichten, wie sie mit Cyberattacken umgegangen sind, was sie daraus gelernt haben. Geplant ist außerdem eine Transferstelle, bei der wir Unternehmen mit IT-Firmen und Sicherheitsexperten zusammenbringen.“
Mit dem Projekt „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“ werden auch bereits vorhandene Angebote und Maßnahmen identifiziert und gebündelt, um gezielt die Cybersicherheitskompetenzen insbesondere bei KMU zu stärken. So soll ein nachhaltiges Sicherheitsbewusstsein geschaffen und effektive Schutzstrategien in der Region etablieren werden, die als Vorbild für ganz NRW dienen können.
Text: Anette Kolkau