Wiedereröffnung - Gastro Burg 2.0
Ostern haben Banu und Thomas Willis das Café/Restaurant Zum Rittersturz in Solingen-Oberburg wiedereröffnet. Mit einem Soft Opening. Denn: Noch ist nicht alles perfekt. Das werde es aber bald, sagen sie.
Die Willis gehören zu einer wachsenden Community von Engagierten, Gastronomen, Hoteliers und Aktiven, die sich dafür stark machen, dass der Stadtteil, der sich einst im Schatten der Burg entwickeln konnte, nun auch auf eigenen Füßen stehen kann. Mit jährlich rund einer viertel Million Gäste ist der Ort ein Publikumsmagnet. Noch bis 2025 wird Schloss Burg saniert, kann nur eingeschränkt besucht werden. Umso wichtiger ist es den Mitgliedern der neuen „Interessengemeinschaft Burg“ sowie dem „Förderkreis Kulturstiege Burg“, dass der Stadtteil für sich selbst steht, mit guter Gastronomie und authentischen Events.
Schon 2019 hatten die Willis den Kaufvertrag für das Traditions-Café Zum Rittersturz unterschrieben. Verschiefertes Fachwerkhaus mit Sprossenfenstern – gebaut im Mittelalter. Ein besonderer Ort, wie sie auch heute noch meinen. Thomas Willis ist Immobilienmakler, bekam darüber die Info, dass Johanna Bunzel, die die Lokalität von ihren Eltern geerbt und zusammen mit ihrem Mann über 40 Jahre betrieben hatte, verkaufen wollte. Ein altes Haus zwar, das war ihm schon klar, aber eben mit Toplage an der Bergstation der Seilbahn.
Dass es dann fast fünf Jahre dauerte, bis die Willis die Gastronomie wiedereröffnen konnten, ist einerseits Corona geschuldet, andererseits aber auch dem Umstand, dass kaum ein Stein auf dem anderen bleiben konnte. Vieles war baufälliger, als es auf den ersten Blick wirkte. Nun aber erstrahlen die Räume in neuem Glanz. Wobei „Glanz“ das falsche Wort ist. Gemütlich ist es im Gastraum. Auch dank einer langen Bücherwand an der Rückseite, die sehr viel Auswahl zum Lesen bietet. „Wir wollten einerseits den Charme der Räume erhalten, andererseits eine weltoffene und einladende Atmosphäre schaffen“, erklärt Banu Willis. Die gebürtige Solingerin ist über ein Lehramts-Studium sowie eine abgebrochene Ausbildung in der Hotellerie zur Gastro gekommen. Ihr Mann, Jahrgang 1980, ist zwar gelernter Grafiker und in der Region auch als Künstler bekannt, hat aber auch an vielen Orten in der Gastro mitgewirkt – vom Kellnern in Solingen und Wuppertal bis hin zum Servicechef des Formel 1-Paddock-Clubs in Valencia oder am Londoner Flughafen Heathrow.
Die Eltern von drei Kindern haben sich einiges vorgenommen mit dem Rittersturz: Tagsüber gibt es Kuchen und Waffeln, abends Herzhaftes. „Wir wollen unseren Gästen an sieben Tagen in der Woche ein Angebot machen“, sagt Banu Willis. Noch, so bekennt sie freimütig, sei man da auf dem Weg, lerne jeden Tag dazu und versuche, sich zu verbessern. „Wir wollen dahinkommen, dass wir ein Team von 15 Leuten auf die Beine stellen. Derzeit sind es sieben, wobei da auch family und friends aushelfen. Wir suchen motivierte Menschen, die Lust auf Gastro haben“, ergänzt Thomas Willis.
Die Dröppelmina gibt es natürlich im Rittersturz. Die „Bergische Kaffeetafel“ aber möchten die beiden anders anbieten: „Vielleicht eher in Form einer Rittertafel oder wie eine Teatime. Denn die ‚normale‘ Kaffeetafel, die gibt es ja schon bei unseren Nachbarn.“
Sich ein wenig abheben, es anders machen – das ist eines der Credos von Banu und Thomas Willis. So ließen sie die schöne Glasvitrine aus den 1950er Jahren, in der unter anderem Kuchenspezialitäten präsentiert werden, restaurieren, im Nebenraum aber steht nun ein massiver Steinway-Flügel, der zu Konzerten einladen soll. „Wir haben einiges Alte erhalten können, kombinieren das aber mit Neuem“, erklärt Thomas Willis. Und Banu fügt lachend hinzu: „Der ausschlaggebende Punkt für mich war der Milchreis. Ich liebe Milchreis und hab mich immer daran erinnert, dass der hier besonders gut geschmeckt hat.“
Wichtig ist beiden nun erst mal, dass „der Laden“ läuft und die Gäste zufrieden sind. Gerade werden neue Kissen angeliefert sowohl für den 100 Menschen fassenden Innenraum als auch die Panoramaterrasse. Nach und nach wächst es, das „kleine Paradies“.
Text: Liane Rapp