- Bauen, wohnen, leben

Ercüment Aysever ist seit über 20 Jahren in der Projektentwicklung tätig und Mitglied im Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Im Interview spricht der Bauingenieur über hohe Ansprüche und wenig bekannte Förderungen für Kaufinteressenten.

Herr Aysever, Sie haben zahlreiche Bauprojekte im Bergischen Land erfolgreich abgeschlossen. Woran arbeiten Sie aktuell?

Zurzeit laufen zwei Projekte. In Vohwinkel, in der Nähe der Nordbahntrasse, entsteht ein energieeffizientes Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen und im Wuppertaler Norden entwickeln wir ein ähnliches Konzept. Beide Häuser sind auf die Bedürfnisse von jungen Familien mit Kindern sowie auf Senioren ausgerichtet.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?

Die bautechnischen Anforderungen sind heute deutlich komplexer als früher. Vor allem aus Gründen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. Es gibt inzwischen fast jedes Jahr neue Ge-setze und Verordnungen. Wir legen deshalb großen Wert auf die Zukunftssicherheit unserer Projekte. Teilweise übererfüllen wir sogar bewusst die heutigen Standards. Wir verzichten zum Beispiel schon seit über 15 Jahren auf Gasheizungen, alle unsere Neubauprojekte sind mit Direktwärmepumpen ausgestattet. Außerdem verzichten wir seit geraumer Zeit komplett auf Wärmedämmverbundsysteme an Fas-saden, um bauphysikalisch und energetisch besser aufgestellt zu sein. Dafür verwenden wir di-ckeres Mauerwerk, das dem vorgeschriebenen Dämmwert entspricht. Solche Umstellungen merkt man natürlich am höheren Preis. Allerdings muss man am Ende auch die Ersparnisse im laufenden Betrieb sehen. Energieeinsparungen machen sich auf lange Sicht durchaus bezahlt. Das sehen viele Interessenten nicht auf den ersten Blick, deshalb ist Beratung immer wichtiger geworden.

Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?

Die Preise für heute noch selten verwendete Baustoffe zur Energieeinsparung werden wohl bei größerer Nachfrage langfristig etwas sinken. Grundsätzlich sehe ich aber wenig Spielraum für Preissenkungen in der Zukunft. Besonders bei Neubauten nicht. Ausgenommen davon sind die spekulativen Preise, die durch Krisen wie die Pandemie oder den Ukrainekrieg in die Höhe getrieben wurden. Aber in der Gesamtbetrachtung werden die Kosten auf dem heutigen Niveau bleiben.

Warum ist das Bauen hierzulande so teuer?

Wir haben in Deutschland einen sehr hohen Anspruch an die Qualität. Das merkt man im direkten Vergleich mit den europäischen Nachbarländern wie den Niederlanden, Frankreich oder Großbritannien. Wenn man bereit ist, auf Qualität zu verzichten, wird es billiger. So einfach ist das.

Wie beurteilen Sie die Lage speziell in Wuppertal und dem Bergischen Land?

Wir haben einen Mangel an Bauland und das ist auch ein Kostenfaktor. Das bereits 2021 verabschiedete Baulandmobilisierungsgesetz wird in NRW leider kaum angewendet. In Sachen Preisgestaltung sind wir in den Bergischen Städten aber noch weit entfernt von dem Niveau in Köln oder Düsseldorf. Dabei sind die Kosten für den Bau gleich hoch. Allerdings ist der Preisdruck in unserer Region größer. Dem versuchen wir zum Beispiel dadurch zu begegnen, dass wir in der Vermarktung verschiedene Ausstattungspakete anbieten. Eine Premium-Variante mit voller Energiesparausstattung und eine Classic-Variante. Beide erfüllen aber mindestens den Energiestandard KfW 40.

Um den Preissteigerungen auf Käuferseite entgegenzuwirken, hat die Regierung diverse Zuschüsse und Förderungen auf den Weg gebracht. Wer profitiert am meisten davon?

In erster Linie profitieren davon Familien mit Kindern, die auf der Suche nach einem Eigenheim oder einer Eigentumswohnung sind. Dieses Jahr wurden zum Beispiel die Einkommensgrenzen deutlich erhöht, dadurch sind mehr Familien förderungsfähig. Und es gibt es ein NRW-Darlehen für selbstgenutztes Wohneigentum von bis zu 214.000 Euro mit bis zu 10 Prozent Tilgungszuschuss und einer Zinsgarantie von 0,5 Prozent auf 30 Jahre. Das ist schon ein echter Anreiz, allerdings scheint das noch nicht bei allen Interessenten angekommen zu sein. Für uns ist das ein Grund mehr, in Zukunft noch intensiver beratend tätig zu sein.

Herr Aysever, vielen Dank für das Gespräch.

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