Nachhaltigkeit - Berichte früh vorbereiten
Lennart Diepmans, Experte der Bergischen IHK zur ESRS-Berichtspflicht, empfiehlt eine frühzeitige Beschäftigung mit dem Thema – auch für kleine Unternehmen.
Können sich mittlere und kleine Unternehmen, die bisher nicht von der ESRS-Berichtspflicht betroffen sind, entspannt zurücklehnen?
Nein – auch viele kleine Unternehmen werden 2027 berichtspflichtig. Es lohnt sich für sie, schon jetzt mit den Vorbereitungen dafür anzufangen. Wichtig ist ein Bewusstsein dafür, welche quantitativen und qualitativen Daten erhoben werden müssen. Dafür müssen Verantwortliche benannt werden. Hinzukommt, dass viele Großkonzerne bereits heute von mittelständischen Zulieferern Daten zur Nachhaltigkeit verlangen, da sie in Kürze von den ESRS-Berichtspflichten betroffen sind.
Gibt es für den Nachhaltigkeitsbericht formale Vorgaben?
Wer nicht berichten muss, kann sein Format frei wählen. Wer zu einem Bericht verpflichtet ist, muss diesen in einem maschinenlesbarem Format (Single Electronic Reporting Format) im Lagebericht des Unternehmens veröffentlichen. Viele Vorgaben sind noch nicht final festgelegt. Die IHK setzt sich hier für eine praxistaugliche Umsetzung der EU-Vorgaben in Deutschland ein. Auf jeden Fall lohnt es sich, die Möglichkeit zu nutzen, positives Engagement nach außen zu tragen und das Unternehmensbild in der Öffentlichkeit zu verbessern.
Brauche ich für einen Nachhaltigkeitsbericht einen (internen oder externen) Spezialisten oder kann das jemand nebenher erledigen?
Bei größeren Unternehmen macht ein Nachhaltigkeitsbeauftragter Sinn, um die Maßnahmen voranzutreiben. Diese können ja langfristig auch Kosten einsparen. Außerdem werden durch die Maßnahmen Risiken abgefedert. Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind Innovationstreiber – das bietet ein großes wirtschaftliches Potenzial für neue Produkte und Kunden. Bei kleineren Unternehmen sollten die Verantwortlichkeiten geklärt und auf verschiedene Schultern aufgeteilt werden. Spezialisierte Dienstleister oder Softwarelösungen erleichtern häufig die Arbeit. Sonst schluckt es viel Zeit, sich in alle Details erst einmal einzuarbeiten.
Macht ein Nachhaltigkeitsbericht jedes Jahr die gleiche Arbeit?
Der zweite Bericht und die darauf folgenden gehen häufig deutlich schneller, weil die Zuständigkeiten klar sind und viele Daten schon vorliegen. Am Anfang müssen viele Strukturen und auch die Voraussetzungen zur Datenerhebung erst einmal geschaffen werden.
Wo kann ich mich über das Vorgehen für den Nachhaltigkeitsbericht informieren?
Wir haben auf der Internetseite der Bergischen IHK viele Informationen zur ESRS-Berichtspflicht zusammengestellt und verweisen auch auf sinnvolle Tools. Darüber hinaus bietet die IHK immer wieder Veranstaltungen und Seminare zur Nachhaltigkeitsberichterstattung an. Ein guter erster Schritt ist auch eine Teilnahme bei den Projekten Ökoprofit (Austausch zur Nachhaltigkeit auf regionaler Ebene) oder EMAS (geprüftes Umweltmanagement).
Das Gespräch führte Tanja Heil.