Mobilität von morgen - Zukunft ohne Verkehrsunfälle
Das Technologieunternehmen Aptiv gehört zu den führenden Zulieferern der Automobilindustrie. Die Europa-Zentrale in Wuppertal feiert in diesem Jahr nicht nur ihr 150-jähriges Bestehen, sondern erweitert die Produktion und ist wegweisend beim Einsatz von KI zur Sicherheit im Straßenverkehr.
Die Geschichte des Wuppertaler Standortes von Aptiv geht zurück bis ins späte 19. Jahrhundert. Sie begann 1874 in Ronsdorf, wo das Textilunternehmen Reinshagen und Hüttenhoff gegründet wurde. Zu dessen späteren Geschäftsmodell gehörte die Ummantelung von Kupferkabeln, anfangs im Zuge der Elektrifizierung, später im Telekommunikations- und Automobilbereich. Im letzteren Segment, in der Herstellung von Kabelbäumen für Autos, entwickelte sich das Unternehmen, das zeitweise von Philips übernommen wurde und später unter Packard (General Motors) und Delphi firmierte, zu den wichtigsten Zulieferern der Branche. Schon unter Packard wurde Wuppertal zur europäischen Zentrale und zog 2002 von Ronsdorf zum heutigen Unternehmenssitz im Süden Elberfelds. Bis 2017 zierten die Buchstaben von Delphi den Haupteingang des Sitzes, bevor die von Aptiv folgten. „Delphi Automotive wurde aufgeteilt, und Aptiv legt seitdem den Fokus auf die Weiterentwicklung der Fahrzeugelektronik und insbesondere auf die Vernetzung der Mobilität und das autonome Fahren“, erklärt Matthias Laumann, Geschäftsführer der Aptiv Services Deutschland GmbH. Schon 2016 erhielt das Unternehmen die Erlaubnis, autonom fahrende Autos im öffentlichen Straßenverkehr Wuppertals auf der Landstraße 418 zu testen.
Im über 20.000 Quadratmeter großen „Technical Center“ auf den Wuppertaler Südhöhen, dessen Mietvertrag erst 2023 bis Ende 2034 verlängert wurde, arbeiten heute etwa 800 Ingenieure, Techniker und Führungskräfte. Sie forschen beispielsweise an der Entwicklung von Steuereinheiten für autonomes Fahren sowie Kamera- und Radarsensoren. „Rund 100 Entwickler kümmern sich um die Zusammenführung von Sensordaten mit Hilfe von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen. Dies ermöglicht eine detaillierte Darstellung der Fahrzeugumgebung, wesentlich zuverlässiger, als es rein kamerabasierte Systeme anderer Hersteller vermögen“, führt Laumann aus und ergänzt: „Kurz gesagt, arbeiten wir hier in Wuppertal an dem Gehirn und dem Nervensystem für die Mobilität der Zukunft und deren Sicherheit.“
Für diese Entwicklungsarbeit erhielt Aptiv 2019 vom Land Nordrhein-Westfalen über das Projekt „Bergisch.Smart.Mobility“ eine Förderung, in dessen Rahmen das Unternehmen mit den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal sowie der Bergischen Universität, den Wuppertaler Stadtwerken und weiteren Akteuren zusammenarbeitete. Insbesondere den Kontakt zur Hochschule beschreibt der Aptiv-Geschäftsführer als „fruchtbare Verbindung“, zu der Kooperationen in den Gebieten der Wissenschaft, Forschung und Lehre gehören.
Wuppertal ist zudem ein Aptiv-Produktionsstandort für Verbindungslösungen. Im hiesigen Werk werden Silikondichtungen angefertigt, ein Geschäftsbereich, den das Unternehmen am Standort Deutschland sogar kürzlich erweitert hat. Zu den Hintergründen führt Matthias Laumann aus: „Obwohl Deutschland in einigen Bereichen einen Kostennachteil hat, ist die Produktion in Wuppertal effizient und im Vergleich zu anderen Werken im internationalen Vergleich in der Qualität führend und profitabel. Deshalb hat das Unternehmen hier 2,6 Millionen Euro in den Ausbau im Tal investiert. Damit verbunden sind rund 40 zusätzliche Arbeitsplätze vor Ort.“ Schon im kommenden Jahr rechnet das Unternehmen in diesem Segment mit einem mittleren zweistelligen Millionenumsatz.
Für Laumann ist dies zugleich der Beweis, dass Unternehmen in Deutschland konkurrenzfähig sein können: „Wir beschweren uns nicht über die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen und warten darauf, dass sich diese ändern, sondern zeigen: Es geht! Mit den richtigen Menschen, passender Technik sowie Qualität und Effizienz.“
Text: Martin Wosnitza