Unverpacktladen - Einfach selbst abfüllen

Wuppertals einziger Unverpacktladen in Unterbarmen hat eine riesige Auswahl an Produkten, die man in mitgebrachten Behältern nach Hause nimmt. „Ohne Wenn & Aber“ ist aber auch ein Ort der Begegnung – bei Events, aber auch am „veganen Dönerstag“.

Der Entschluss, einen Unverpacktladen zu gründen, fiel für Diana Lantzen, als sie 2019 auf eine Fridays for future-Demonstration aufmerksam wurde. „Die Dynamik und Entschlossenheit der jungen Leute hat mich aufgerüttelt. Mir war plötzlich klar, dass ich unbedingt selbst etwas ganz konkret gegen den Klimawandel und für eine bessere Umwelt unternehmen möchte – etwas, das einen Impact hat. Und ein wichtiger Faktor ist eben, dass wir einfach nach wie vor viel zu viel Verpackungsmüll produzieren“, sagt sie.

Vor fünf Jahren gründete die gebürtige Solingerin dann zusammen mit ihrem Partner Bernd Krippl den Unverpacktladen „Ohne Wenn & Aber“. Das Sortiment: alle gängigen Lebensmittel wie Obst, Gemüse, Eier, Hülsenfrüchte, Kaffee, Reis, Mehl, Nudeln, Milchprodukte, Süßigkeiten, Kräuter, Gewürze, Essig und Öl, zusätzlich Wasch- und Reinigungsmittel wie Natron, Waschsoda und Zitronensäure. An den Wänden lauter Halterungen zum Abfüllen von Müsli, Nudeln und Co., in der Mitte ein großer Tisch unter anderem mit Kosmetikartikeln wie handgefertigten Seifen und Zahnbürsten aus Holz.

„Uns war schon bewusst, dass der Weg steinig werden würde, aber wir wollten das unbedingt machen. Einfach, damit es auch in Wuppertal möglich ist, ohne große Mühe den eigenen Lebensstil nachhaltiger, regionaler und bewusster auszurichten.“ Kurze Transportwege, transparente und direkte Lieferantenbeziehungen, ein möglichst breites Warensortiment in Bioqualität – all das war und ist ihr wichtig. Dass ihr Verdienst heute weit unter ihren früheren Einkünften liegt, hat sie zähneknirschend „eingepreist“. Immer wieder erreichen die Mutter von zwei Jungs im Grundschulalter auch Anfragen für lukrative Projekte als Unternehmensberaterin / Senior Consultant im IT-Projektmanagement – Bereiche, in denen sie viel Erfahrung mitbringt. Doch am Ende baut sie lieber zunächst ihr Kerngeschäft weiter aus – etwa mit einem Cateringservice.

Die Idee für den Unverpacktladen realisierte sie durch Crowdfunding. Auch deshalb wurde Diana Lantzen in diesem Jahr als eine von drei Preisträgerinnen als „Frau mit Profil“ vom „Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bergisches Städtedreieck“ ausgezeichnet. Sie erhielt den Zuschlag in der Kategorie „Kreative Lösungen zur Existenzsicherung“. Bei seiner Laudatio lobte Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind, dass die 42 Jahre alte Diplom-Geografin „keine halben Sachen“ mache. Die Arbeit im Laden, Personalplanung, Distribution, die Bewältigung bürokratischer Hürden – all das manage sie mit einer Energie, die ansteckend sei.

Diana Lantzen ist überzeugt, dass Unverpacktläden und Bioläden eine Lobby brauchen: „Ich möchte, dass wir in Deutschland genau wie in Schweden regionales Essen günstiger anbieten können als Essen

aus globalen Lieferketten.“ Nur konsequent, dass sie den Schritt in den Vorstand des Verbands der Unverpacktläden in Deutschland gegangen ist, zuständig unter anderem für Politik & Forschung: „Wir wollen die bio-regionale Infrastruktur in Deutschland erhalten. Dazu gehört aus meiner Sicht auch, dass Sozialunternehmen steuerlich und in Bezug auf Auflagen anders behandelt werden als privatwirtschaftliche Unternehmen. Nur so können wir konkurrenzfähige Preise anbieten.“ Um dies zu erreichen, setzt sie auch auf Lobby- und Netzwerkarbeit, vor allem Frauennetzwerke auf Bundesebene.

Von Zeit zu Zeit organisiert die Unternehmerin in den Räumen ihres Cafés neben dem Ladenlokal auch Veranstaltungen und Workshops. Wöchentliches Highlight im „Ohne Wenn & Aber“ ist aber der „vegane Dönerstag“, bei dem es immer donnerstags frisch zubereitete vegane Döner zum Mitnehmen gibt. Da treffen sich hier nicht nur Mütter mit Kinderwagen, sondern auch die Schüler und Schülerinnen der benachbarten Gesamtschule. Wenn es dann im Laden brummt, geht der Inhaberin das Herz auf, denn schließlich soll das „Ohne Wenn & Aber“ vor allem ein Ort der Begegnung sein, für möglichst alle.

Text: Liane Rapp

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