Neuausrichtung - Alltagshilfe für alte Menschen

Die Remscheider Zeitarbeitsvermittlung Intecma steht vor einer Neuausrichtung. Geplant ist, Arbeitskräfte für die Betreuung von Senioren zu vermitteln. Der Bedarf daran steigt.

Entlassungswellen in Corona-Zeiten, ein eklatanter Fachkräftemangel und die Vorstellung von Job-Bewerbern, nicht mehr in Vollzeit zu arbeiten, führten auch in Zeitarbeitsvermittlungen zu starken Umsatzeinbußen. Für Nadja Ullrich, Geschäftsführerin der Intecma Personaldienstleistungs GmbH mit Sitz an der Hindenburgstraße in Remscheid, kam 2022 nach erfolgreichen Jahren in dieser Branche die große Trendwende. Sie verzeichnete Einbußen in Höhe von 70 Prozent. Doch die Unternehmerin, die seit 1997 selbstständig ist, will nicht aufgeben. Eine Neuausrichtung und eine Fusion mit der Firma ihres Ehemannes Frank Ullrich könnten die Rettung sein.

Aufgrund persönlicher Betroffenheit kam Nadja Ullrich auf die Idee, statt Vollzeitstellen in der Industrie Teilzeitjobs in der Seniorenbetreuung zu vermitteln. Die Nachfrage nach haushaltsnahen Dienstleistungen sei hoch. Dazu gehören Einkaufen, Reinigung der Wohnung, Fensterputzen, Zubereitung von Essen, Garten- und Außenarbeiten. Die Geschäftsführerin nennt außerdem Schreibarbeiten und Behördengänge, Begleitung zum Arzt, kleine Handwerksdienste wie eine Glühbirne austauschen – kurzum alles, womit sich Senioren im eigenen Haushalt überfordert fühlen. Älteren Menschen mit Pflegegrad 1 steht ein Budget in Höhe von monatlich 125 Euro für Haushaltshilfen zu. Es gehe aber um persönliche Kontakte, um einer Vereinsamung vorzubeugen. Angehörige können das nicht immer leisten, weiß Nadja Ullrich. Als ihre Mutter erblindete, suchte sie vergeblich eine Betreuerin. „Der Pflegedienst kommt dreimal am Tag. Dennoch fehlt die Betreuung am Nachmittag ab 15 Uhr, bis abends die Pflege wiederkommt. Wäre ich nicht selbständig, könnte ich diese Betreuung nicht leisten“, sagt die Unternehmerin.

Den Bedarf an haushaltsnahen Dienstleistungen innerhalb von Remscheid möchte sie mit einem eigenen Team decken. Bei ehemaligen Mitarbeiterinnen hat sie die Bereitschaft sondiert, Tätigkeiten in der Seniorenbetreuung zu übernehmen. „Viele können sich das vorstellen. Vor allem Frauen über 50 wollen oder können nicht mehr in Vollzeit 40 Stunden arbeiten. Sie suchen eine Teilzeittätigkeit“, resümiert die Remscheiderin. Der Stundenlohn liege mit 13,50 Euro über dem Mindestlohn. „Einstellungs-Voraussetzungen sind Zuverlässigkeit, ein eigener Pkw und die Beherrschung der deutschen Sprache“, sagt Nadja Ullrich. Körperlich anstrengende Arbeiten wie Gartenpflege könnten die Mitarbeiter ihres Mannes übernehmen. Der zweite Geschäftsführer bietet mit seinem Team aus acht Mitarbeitern Hausmeisterdienste, Grünflächenpflege, Fensterreinigung und handwerkliche Tätigkeiten wie Reparaturarbeiten an. Dafür besitzt er einen eigenen kleinen Fuhrpark und ein Lager für Maschinen und Materialien.

Als Zeitarbeitsvermittlerin verfüge sie über das notwendige Know-how in Personalführung, Personaldisposition und in den administrativen Arbeiten. „Immer wieder werde ich gefragt, wann wir denn endlich loslegen“, sagt Nadja Ullrich. Nun werde sie das Antragsverfahren für die geplante Neuausrichtung einleiten, um langfristig die Zukunft ihrer Firma zu sichern. Auch eine Nachfolgerin werde von Beginn an in die neue Tätigkeit eingearbeitet, um das Unternehmen gut weiterführen zu können.

Text: Sólveig Pudelski

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