IHK-Sommerempfang - WOHLSTAND UND DEMOKRATIE SICHERN

Beim Sommerempfang der Bergischen IHK in der Historischen Stadthalle Wuppertal analysierte Henner Pasch die Wirtschaftslage mit Blick auf 75 Jahre Grundgesetz und stellte Forderungen an die Politik. Gastrednerin Anja Kohl nahm auch die Unternehmen in die Pflicht. Und Kabarettist Florian Schroeder teilte in alle Richtungen aus.

Der Sommerempfang der Bergischen IHK in der Historischen Stadthalle ist immer ein guter Anlass zur Bestandaufnahme und Kontaktpflege – aber so viel gelacht wie in diesem Jahr wurde selten. Kabarettist Florian Schroeder war der Grund – viel mehr seine Witze gegen Lastenräder und deren Fahrer, gegen die AfD und deren Anhänger oder gegen sämtliche Internetplattformen und deren Nutzer. Schroeder hat keine Gruppe geschont und so das Publikum auf seine Seite gezogen. Seine Einlage war beinahe der Abschluss des Bühnenprogramms – bevor gemeinsam das Bergische Heimatlied gesungen wurde – und hat den Abend für die gut 750 Gäste abgerundet.

Zuvor hatte IHK-Präsident Henner Pasch in einer engagierten Rede das 75 Jahre alte Grundgesetz gewürdigt und die Artikel zum Anlass genommen, der Politik den Spiegel vorzuhalten. Er verwies etwa auf Artikel 7 – „Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates“ – und forderte von der Politik, in die Qualität der Bildung wie der Gebäude zu investieren. Bildung werde grob vernachlässigt. „Ausbaden müssen es die Schülerinnen und Schüler und die Unternehmen. Die Qualifikation vieler Bewerberinnen und Bewerber ist so schlecht, dass die Ausbildungszeit zu einem großen Nachhilfeunterricht für Lesen, Schreiben und Rechnen ausartet.“

Artikel 14 – „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“ – sei Paschs Lieblingsartikel. „Das ist der Schlüssel für unser gesellschaftliches Miteinander und unseren noch vorhandenen Wohlstand.“ Pasch forderte dazu auf, das Eigentum zum Wohle der Allgemeinheit zu nutzen, aber auch, durch Leistung Eigentum zu erwirtschaften. Er forderte die Politik auf, mehr Anreize für Leistung zu setzen und es Leistungsträgern einfacher zu machen. Etwa durch weniger Bürokratie, weniger komplizierte Vorgaben für die Wirtschaft, eine effektive Bekämpfung der Schwarzarbeit und ein besseres Angebot in der Kinderbetreuung. „Ja, Eigentum verpflichtet, aber ohne Leistung kein Wohlstand, und damit nichts, was man zum Wohle der Gesellschaft umverteilen kann. Anreize, die Leistung verhindern, und Bürokratie, die Leistung ausbremst, sind Gift für den Wohlstand und damit das eigentliche Gift für unsere Demokratie.“

Die Demokratie und Gefahr durch den bei der Europawahl deutlich gewordenen Rechtsruck waren ebenso Schlüsselthemen des Abends. Mit Blick auf Artikel 20 – „Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus“ – forderte Pasch die Unternehmerinnen und Unternehmer auf, ihr Umfeld und ihre Mitarbeiter zu motivieren, wählen zu gehen. „Es geht dabei nicht darum, andere von einer bestimmten Partei zu überzeugen. Es geht darum, klarzumachen, was für ein Geschenk es ist, eine Auswahl zu haben.“

Auch Gastrednerin Anja Kohl, Journalistin, bekannt aus dem Format „Wirtschaft vor acht“, machte deutlich, dass „Demokratie und Freiheit die entscheidenden Zukunftsthemen“ sind. Sie betonte dabei, dass das auch massiv mit der Wirtschaftspolitik und dem Verhalten der Unternehmen zusammenhänge. Wir seien an den „Grenzen des Wachstums und dem Ende der Globalisierung, wie wir sie kannten“ angekommen. Demokratische und autoritäre Systeme konkurrierten stark um Rohstoffe, die für die unumgängliche Transformation nötig seien. In diesem Kontext forderte sie von den Unternehmen, sich deutlich für die Demokratie einzusetzen und die Transformation anzupacken. „Man kann sich nicht mehr nicht verhalten“, sagte sie. Investitionen in fossile Energien gefährdeten die Vermögenswerte, die aktuell noch bestehen. Das Hauptproblem in Deutschland sei, dass man nicht bereit sei, zu investieren. Sie forderte von der Politik eine Lockerung der Schuldenbremse oder ein Sondervermögen und von den Unternehmerinnen und Unternehmern private Investitionen. „In Deutschland gibt es 7,7 Billionen Euro Privatvermögen. Rekordniveau. Was wäre möglich, wenn wir das in die Zukunft investieren würden?“ Damit ginge auch einher, der Jugend ein Gefühl zu geben, die Zukunft gestalten zu können. So könne man junge Generationen wieder zu Leistung motivieren. Das fehle in der aktuellen Krisenstimmung.

Kohl lobte die Patentdichte in der Bergischen Region – und nannte Forschung und Entwicklung als einen Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg. „Daraus müssen Produkte werden!“. Sie erinnerte daran, dass Deutschland in Sachen KI den weltweit zweiten Platz einnehme. „Wir haben so viele Ideen, wir müssen sie nur heben“, betonte sie und unterstrich, dass viele Lösungen für Probleme schon da seien, sich nur noch nicht durchgesetzt hätten.

Kohl formulierte Forderungen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Die Energiepreise müssten fallen – ohne die Transformation zu gefährden. Deutschland müsse strategische Zukunftsfelder definieren. Der Mittelstand müsse entlastet werden. Verwaltung müsse digitalisiert werden. Die Anerkennung ausländischer Abschlüsse müsse erleichtert werden. Und das Potenzial weiblicher Arbeitskräfte müsse erkannt und gehoben werden. „Machen Sie den Frauen Angebote“, forderte sie in den Saal. Außerdem müsse die Infrastruktur – Stromnetze und die Bahn – verbessert werden. Für diese Aufgaben müssten alle demokratischen Kräfte geeint seien, „sonst drohen Wohlstandverluste“.

Apropos Demokratie: IHK-Hauptgeschäftsführer Michael Wenge erinnerte in seiner Begrüßungsrede daran, dass Anfang 2025 die IHK-Vollversammlung neu gewählt wird. „Die Grundidee der Selbstverwaltung der Wirtschaft ist das Versprechen, dass die Unternehmen ihre Anliegen besser, schneller und günstiger als der Staat erledigen können. Diesem Versprechen können Sie durch Ihre Teilnahme an der Wahl Ihre Stimme geben. Nutzen Sie sie bitte!“ Zudem bat er die Gäste des Abends, für die Vollversammlung zu kandidieren und andere von der Kandidatur zu überzeugen. Denn Demokratie lebe davon, dass Menschen mitmachen. Auch bei der IHK.

Im Anschluss an das Programm wurden die Gäste von der Culinaria hervorragend bewirtet. Bis in den späten Abend nutzten die Unternehmerinnen und Unternehmer dann die Chance zum Austausch in der Stadthalle sowie im Garten mit Blick auf Elberfeld.

Text: Eike Rüdebusch

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