- Das Fundament
Sie hat ein Faible für alles, was wächst und gedeiht. Als Interims-Geschäftsführerin der städtischen BUGA-gGmbH engagiert sich Annette Berendes für eine nachhaltige Umsetzung der Bundesgartenschau 2031 in Wuppertal.
Annette Berendes hat eine klassische Gärtnerlehre absolviert. Sie studierte Landespflege an der TU München-Weihenstephan und an der Universität für Bodenkultur in Wien. Nach dem Studium arbeitete sie als Umweltbeauftragte der Gemeinde Eichenau bei München und als Abteilungsleiterin Umwelt und Grünflächen der Stadt Böblingen. Seit 2008 lebt und arbeitet Berendes in und für Wuppertal. Heute leitet die Diplom-Ingenieurin das Grünflächen- und Forst-Ressort der Stadt. Außerdem sorgt sie seit 2023 als Interims-Geschäftsführerin der städtischen BUGA-Gesellschaft für optimale Abläufe und ist in engem Austausch mit dem BUGA-Projektbüro, das aus ihrer Sicht „eine tolle Arbeit macht“. Dort wird die Bundesgartenschau aktiv vorangetrieben. In der Öffentlichkeit sieht man davon aktuell noch nicht allzu viel. Das werde sich demnächst ändern, sagt sie.
Berendes ist eine ruhige Person, die stets darauf bedacht ist, die richtigen Worte zu wählen. Man merkt, dass sie das komplexe planerische Geschehen im Blick hat, die Abläufe kennt – und sich für dieses so wichtige Projekt einsetzt und begeistert. Die Bundesgartenschau ist für sie mehr als ein „Job“, Herzensprojekt trifft es wohl eher. In den letzten 30 Jahren hat sie keine Bundes- und auch keine Internationale Gartenschau verpasst. Hat diese immer auch hinsichtlich der Effekte auf die Stadtentwicklung analysiert. Mit „Blümchenschau“ – ein Begriff, den Kritiker in der Vergangenheit gerne genutzt haben – habe das alles nichts zu tun. Nahezu jede BUGA sei auch ein groß angelegtes Stadtentwicklungsprojekt gewesen. „Koblenz war sicher herausragend in dieser Hinsicht. Dort wurde das gesamte Rheinufer neu gestaltet und viele weitere Projekte angestoßen.“ Trotz anfänglicher Skepsis in der Politik will die BUGA-Flächen dort heute niemand mehr missen, sie werden nach wie vor von einer Bürgerinitiative gepflegt.
Gerade für Städte, die sich wie Wuppertal in einem Strukturwandel befinden, sei eine BUGA eine gute Möglichkeit, Fördermittel zu bekommen. „Man muss einfach sehen, dass sich Wuppertal ohne so große Projekte wie die BUGA langfristig nicht weiterentwickeln kann“, so Berendes. Um die reibungslose und vor allem rechtskonforme Entwicklung der Kernareale kümmert sich die BUGA-gGmbH, die Stadt hat die sogenannten BUGA-Plus-Projekte wie den bereits vorgestellten Radwegering im Blick. Aber das ist längst nicht alles, insgesamt liegen zurzeit rund achtzig Vorschläge aus der Wuppertaler Bürgerschaft vor. Diese werden kategorisiert und abgestimmt.
Zunächst aber werden die „großen“ Projekte angestoßen, von denen die Bundesgartenschau maßgeblich abhängt. „Wir haben zuletzt ein Büro beauftragt, das uns bei der Hängebrücke begleitet. Da geht es erst einmal um planungsrechtliche Fragen.“ Die BUGA-Hängebrücke soll die beiden Areale Kaiserhöhe und Königshöhe verbinden und das Tal dazwischen aus luftiger Höhe erlebbar machen. Es wird die erste innerstädtische Hängebrücke dieser Größenordnung in ganz Deutschland. Dass die beiden Höhen dabei als grüne Waldparkanlagen erhalten bleiben und sogar weiterentwickelt werden, steht für Berendes außer Frage. Ganz ohne Eingriffe sei das aber heute schon nicht möglich: „Auf der Königshöhe sehen wir aktuell ein Absterben der alten Buchen. Dem müssen wir entgegenwirken“ Auch das kostet Geld.
Die Wuppertaler BUGA wird auch die erste ihrer Art sein, die an einem Bahnhof beginnt. Konkret handelt es sich um den Bahnhof in Vohwinkel. Der muss für diese wichtige Aufgabe vorbereitet werden. Geplant ist, dass die Besucher von dort aus direkt auf das BUGA-Gelände gelangen. „Das alles wird in einem städtebaulichen Entwicklungskonzept festgehalten, das 2024 im Wuppertaler Rat verabschiedet werden muss.“ Der gesamte Bereich rund um den Vohwinkeler Bahnhof wird so aufgewertet.
„Unsere BUGA soll ein Katalysator für die Themen Mobilität, Klimaresilienz und Kreislaufwirtschaft sein“, betont Berendes. Man werde zum Beispiel ein effizientes System aus ÖPNV und anderen Nahverkehrsmitteln schaffen, um die Besucher von den außerhalb gelegenen Parkflächen zum Kernareal zu transportieren. Auch für die Verbindung zwischen den einzelnen Arealen soll es ein Konzept geben, das dem Klimaschutz zuträglich ist. Der dezentrale Ansatz sei dabei keineswegs neu und auch nicht einzigartig für eine Bundesgartenschau, sagt Annette Berendes. Ähnliches wurde bereits erfolgreich in Mannheim, bei der Landesgartenschau Schwäbisch Gmünd, in Koblenz und Erfurt umgesetzt.
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Qualität der Wuppertaler Grünanlagen. Denn auch hier können die Bürgerinnen und Bürger von der BUGA profitieren. Sie sollen im Rahmen eines gesamtstädtischen Freiraumkonzeptes weiterentwickelt werden. „Wir wollen die einzelnen Grünflächen aufwerten und besser miteinander verbinden.“ Dabei gehe es auch um wichtige Themen wie Artenschutz und Biodiversität, genauso wie um die Frage, wo sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können. Die Gelder dafür seien bereits im Wuppertaler Haushalt angemeldet, sagt Berendes.
„Ich freue mich am meisten darauf, wenn die BUGA endlich als ein echtes Zukunftsprojekt wahrgenommen wird. Und ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse der Kernareale in 2025.“ Bis dahin bleibe allerdings noch reichlich zu tun, so Berendes. „Wir sind gerade erst dabei, das Fundament zu errichten.“ Ohne das geht es nicht. So richtig spannend ist das von außen nicht. Im Laufe der nächsten zwei Jahre werde man aber mehr von der Zukunftsluft im Tal an der Wupper schnuppern können.
Text: Marc Freudenhammer