Möbelhaus - Alles für ein schönes Zuhause
Seit fast 30 Jahren ist das Unternehmen Knappstein in Remscheid präsent. Die Geschäftsführung setzt auf Online-Marketing – und auf Speis und Trank vor Ort.
Andreas Knappstein serviert dem Gast einen frisch zubereiteten Cappuccino. Zum Interview hat er ins „Bella Bergisch“ geladen, dem Restaurant im obersten Stock des Remscheider Knappstein-Möbelhauses. Hier gibt es Frühstück, bergische und italienische Küche für den Hunger zwischendurch sowie Kaffee und Kuchen für den Plausch am Nachmittag. Nach dem Motto: „Mit vollem Magen shoppt es sich besser.“ Allerdings, räumt der Geschäftsführer der Möbel Knappstein GmbH & Co. KG ein, kommen manche Gäste auch nur für Speis und Trank vorbei – „und auch sie sind uns natürlich herzlich willkommen.“ Zumal man auf dem Weg nach oben vielleicht doch eine Stehlampe oder ein Ecksofa erspäht, die perfekt ins traute Heim passen würden.
Das Möbelhaus an der B 229 ist eine regionale Institution. Der Volksmund spreche vom „Kaufhaus von Remscheid“, so Knappstein. „Und das ist positiv gemeint.“ Die Kunden kämen auch aus Wipperfürth, Wermelskirchen und den nahen Wuppertaler Stadtteilen. Auf vier Etagen wird ein Vollsortiment präsentiert, vom Handtuch fürs Gäste-WC bis zur kompletten Einbauküche. Zusammen mit dem Lager im Keller kommt der Standort auf 25.000 Quadratmeter Fläche. Rund 100 der insgesamt 300 Knappstein-Mitarbeitenden sind im größten Möbelhaus des Unternehmens beschäftigt. Drei weitere Häuser stehen im Sauerland, der Heimat von Andreas Knappstein, der Präsident der IHK Arnsberg, Hellweg-Sauerland. Eine Filiale befindet sich in Thüringen. Mit dieser Unternehmensgröße bewege man sich in einer kleinen Nische: „Es gibt in Deutschland rund 9.000 Möbelgeschäfte. Zehn davon machen 67 Prozent des Umsatzes. Rund 8.000 machen sieben Prozent des Umsatzes. Und wir liegen dazwischen.“
Sein Vater Erich hatte den Grundstein des Unternehmens im Alter von 25 Jahren gelegt, unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs. In den Jahren des Wirtschaftswunders waren schicke und bequeme Möbel sehr gefragt. Nach der Wende 1990 richtete sich der Fokus auf die neuen Bundesländer. Sohn Andreas, der in Berlin BWL studierte, kümmerte sich um den Aufbau der Filiale in Bad Langensalza. „Eigentlich waren noch weitere Häuser im Osten Deutschlands geplant.“ Doch dann habe sich ein Mann aus dem Bergischen gemeldet und auf den Bedarf in Remscheid hingewiesen. „Am 1. Juli 1991 hatten wir dann den ersten Kontakt mit der hiesigen Wirtschaftsförderung“, erinnert sich Knappstein noch ganz genau. Am 31. August 1995 war Eröffnung.
Er selbst habe eigentlich überhaupt nicht ins Möbel-Business einsteigen wollen. In Berlin war er mehrere Jahre erfolgreich in der Steuerberatung tätig, und eine Rückkehr aus der Metropole war nicht geplant. Doch irgendwie hat es sein Vater dann doch geschafft, dass er komplett in die andere Branche eingestiegen ist. Bereut habe er es aber nie. Im Gespräch wird schnell klar, dass Andreas Knappstein in der Materie aufgeht. Schon seit einiger Zeit liegt sein Fokus auf der Digitalisierung. „Die heutige Kundenansprache muss zu 100 Prozent digital sein“, betont er und verweist unter anderem auf Social Media. „Doch neben dem Online-Shop wollen die Leute weiterhin Möbel sehen, anfassen und ausprobieren.“
Mit „Roomio“ hat Knappstein kürzlich eine neue Marke geschaffen, die gezielt die Bedürfnisse junger Käufer im Preiseinstiegssegment ansprechen soll. Die etablierte Marke Interliving hat „einen modernen Soft-Relaunch“ erfahren. „Die Zielgruppe ist nun mit 35 bis 45 konkreter definiert“, so Knappstein. Außer dem 60-Jährigen besteht die Geschäftsführung aus Menschen dieser Altersgruppe: Seine Nichte Meike ist ebenfalls Geschäftsführerin, Sohn Philipp sowie Nichte Gesine und Neffe Robert haben Prokura.
Für Remscheid wünscht sich der Unternehmer vor allem mehr Anreize für Kunden. „Es ist beispielsweise sehr bedauerlich, dass wir keinen verkaufsoffenen Sonntag haben.“
Text: Daniel Boss