Jubiläum - Ehrliches Handwerk

Karl Bahns gründete seine Stahlwarenfabrik vor 75 Jahren. Was die Marke Burgvogel mit Papageien zu tun hat.

Nicht, dass Stefan Bahns sich mit 53 Jahren zur Ruhe setzen möchte. „Wir sind aber stolz darauf, dass wir die Nachfolgeregelung schon jetzt gelöst haben“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Burgvogel Cutlery GmbH. Das Unternehmen bleibt auch in der vierten Generation in Familienhand. „Wir haben direkt neben der Firma gewohnt, sind hier schon als Kinder ein- und ausgegangen“, blickt Sohn Philipp zurück. Der 31-Jährige bereitet sich mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Katrin auf die spätere Übernahme vor.

„Mein Bruder Holger und ich sind auch nicht gezwungen worden, in die Firma einzutreten“, erzählt Stefan Bahns. Für „ehrliches Handwerk aus Solingen“, so das Versprechen auf der Homepage, konnten sich beide auch so begeistern – und schreiben im Jubiläumsjahr die Erfolgsgeschichte fort. „Wir wollen den Umsatz vom Vorjahr halten und sind in Solingen wahrscheinlich einer der wenigen Produzenten, die das sagen können“, spricht der gelernte Maschinenschlosser die Probleme der Branche an.

Für rund die Hälfte des Umsatzes sorgt die in den 70er Jahren eingeführte eigene Marke Burgvogel. Die andere Hälfte bringen Messer, die unter Kundennamen vertrieben werden. „In diesem Jahr ist besonders das USA-Geschäft stark“, erläutert Philipp Bahns. Eine amerikanische Warenhaus-Kette bietet beispielsweise zwei komplette Serien an, die an der Burger Landstraße gefertigt werden. Die Qualitätsprodukte aus Solingen werden aber auch in Südkorea und Hongkong geschätzt, wo die Solinger mit Gastrogroßhändlern zusammenarbeiten.

In Europa setzt das Unternehmen auf den Fachhandel. „In Deutschland ist unser Kundenstamm in den letzten vier, fünf Jahren stetig gewachsen“, erklärt Stefan Bahns. Aber auch Belgien, die Niederlande und Südtirol sind als Märkte interessant geworden. „Die Messe Ambiente ist im letzten Jahr sehr gut für uns gelaufen“, freut sich Katrin Bahns. „Wir sind seit 1991 in Frankfurt vertreten und fragen die Messeleitung seit etlichen Jahren nach einem größeren Stand.“

Zu zeigen haben die rund 20 Mitarbeiter einiges. „Wir stellen rund 400 gängige Produkte her“, berichtet der Geschäftsführer. Sie reichen vom „Zöppken“, dem kleinen Haushaltsmesser, bis zum machetenartigen Modell „Christmas Tree“ mit 40 Zentimetern Klingenlänge. Es wird in den USA genutzt, um angehende Weihnachtsbäume in ihren Schonungen in die gewünschte Kegelform zu bringen. Bei fast allen Messern verarbeitet die GmbH rostfreien Stahl. Die Griffe sind heute meistens aus Holz; in den 90er Jahren gab es dagegen den Trend zum Kunststoff.

Bei der Produktion gehen die Messer immer noch durch viele Hände. Schon 1949 setzte Firmengründer Karl Bahns als einer der Vorreiter aber auch eine halbautomatische Schleifmaschine ein. Der Maschinenpark wuchs besonders ab den 80er Jahren; an den klassischen Schleifböcken werden inzwischen vor allem die Griffe bearbeitet. „Die Ergonomie ist das A und O für uns“, betont Stefan Bahns.

der Immobilie nicht leicht. „Ende der 80er Jahre haben wir gedacht, dass der Platz reicht“, erinnert sich Stefan Bahns – vor allem, weil die Räume einer benachbarten Gesenkschmiede gekauft werden konnten. „Zu der Zeit waren wir aber auch noch mehr Zulieferer.“ „Wir könnten auf unserem Grundstück noch erweitern“, sagt Philipp Bahns. „Die Bauvoranfrage ist beschieden.“ Das Areal kann auch von der Rückseite erreicht werden. „Die zu transportierenden Maschinen werden aber immer größer.“

Das Lasergerät, mit dem die Klingen beschriftet werden, spielt da keine Rolle, macht aber neugierig: Wie kam es zur Namensfindung für die eigene Marke? „Zum einen lag die Firma ja an der Straße nach Burg“, erläutert Stefan Bahns. „Zum anderen lag auch der zweite Namensteil nah: Mein Großvater beschäftigte sich viel mit Waldvögeln, und mein Vater züchtete Papageien und Sittiche.“

Text: Fred-Lothar Melchior

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