Mode lange nutzen - Nachhaltig kleiden

Franziska Erhard und Anna Dörnemann engagieren sich für eine nachhaltige Modeindustrie und haben deshalb 2023 Kleidertausch.de als gemeinnützige Unternehmergesellschaft gegründet.

Ursprünglich war Kleidertausch.de ein Greenpeace-Projekt, das seit 2016/17 von Franziska Erhard ehrenamtlich begleitet wurde. Über dieses Engagement lernte sie Anna Dörnemann kennen, mit der sie das Projekt bis zur Ausgründung 2023 betreute und seitdem leitet. „Uns verbindet die Überzeugung, für eine faire und nachhaltige Modeindustrie und gegen Fast Fashion einzutreten. Deren Massenproduktion ist ressourcenintensiv, verursacht gigantische Müllberge und gefährdet Klima und Umwelt“, sagt Erhard. Dazu ergänzt Dörnemann: „Mit Niedriglöhnen, Zwangs- und Kinderarbeit und mangelndem Arbeitsschutz, der bereits vielen Menschen das Leben gekostet hat, sind die sozialen Missstände immens.“

Zugleich bringen Modeunternehmen, von denen laut Clean Clothes Campaign 93 Prozent ihren Textilarbeitern keinen existenzsichernden Lohn zahlen, immer neue Kollektionen zu billigen Preisen heraus – ein bekannter chinesischer Konzern gar 9.000 neue Artikel täglich. Dabei wäre laut einer WDR-Reportage genügend Kleidung für die nächsten zehn bis 15 Jahre vorhanden, würde deren Produktion eingestellt werden.

Auf der Plattform Kleidertausch.de wollen die Gründerinnen nicht nur über die negativen Auswirkungen der Mode- und Textilindustrie informieren, sondern „positive Alternativen schaffen und zeigen, dass es Spaß machen kann, sich nachhaltig zu verhalten“, sagt Dörnemann.

So organisieren die beiden Wuppertalerinnen nicht nur eigene Kleidertausch-Events, sondern werben über einen Online-Kalender, einen Newsletter und ihre sozialen Kanäle für ähnliche Veranstaltungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Wir unterstützen die Organisatoren mit einem umfangreichen ‚How-to‘ und weiteren Materialien auf unserer Website sowie der Möglichkeit, einen Kleidertausch-Workshop zu buchen, bei dem wir persönlich vor Ort alle Fragen erläutern“, führt Anna Dörnemann aus.

„Mit einem Kleidertausch-Event wird das Ziel verfolgt, Kleidung übers Verschenken möglichst lange im Kreislauf zu halten“, betont Erhard. Laut einer Greenpeace-Studie wird etwa ein Party-Top lediglich 1,7-mal getragen. Wichtig ist aus Sicht von Franziska Erhard, in der Organisation etwaigen Vorurteilen, etwa dass Second-Hand-Kleidung oft schmuddelig und kaputt sei, zu begegnen und eine Wohlfühlatmosphäre zu schaffen: „Es braucht qualitative Standards, weswegen Kleidung durchgesehen und, wenn sie abgetragen oder löchrig ist, aussortiert werden muss – eventuell in eine Upcycling-Kiste, wenn es nähbegeisterte Gäste gibt oder im Rahmenprogramm gar ein Workshop dazu angeboten wird.“ Das nächste eigene Kleidertausch-Event findet am 9. November im Codeks in Wuppertal statt.

Beide Inhaberinnen können auch für Vorträge, etwa in Schulen, gebucht werden. Darin legen sie großen Wert auf Interaktion mit den Teilnehmern, wie Franziska Erhard erklärt: „Wie viele Schrankhüter habt ihr? Die Frage, wie viel Kleidung die Seminarteilnehmer seltener als einmal alle drei Monate tragen, gilt als Einstiegsfrage und ist eine von vielen Stellen, an denen wir die Möglichkeit zum Mitdenken, Schätzen und Diskutieren bieten.“

Kleidertausch.de setzt auf Spenden und stellt aufgrund seiner Gemeinnützigkeit passende Nachweise aus. Neben der Möglichkeit einer direkten Zuwendung kann über eine Unterstützer-Mitgliedschaft ein monatlicher Beitrag gezahlt werden, wozu Dörnemann ausführt: „Wir bieten vier Optionen an, die jeweils verschiedene Benefits enthalten, wie zusätzliche Werbung für das eigene Kleidertausch-Event oder den Zugang zu einem regelmäßigen Online-Austausch mit anderen Veranstaltern.“ Beide zeigen sich offen für ein direktes Sponsoring von Kleidertausch-Events und planen eine Buchungsoption für Werbeanzeigen im Eventkalender – vorausgesetzt, auf beiden Seiten stimmen die grundsätzlichen Wertvorstellungen überein. „Diese Unterstützung ermöglicht uns, mehr Zeit in eine nachhaltige Modeindustrie zu investieren.“

Text: Martin Wosnitza

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