- Bauen, wohnen, leben
Ercüment Aysever ist seit 25 Jahren in der Projektentwicklung tätig und Mitglied im Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen. Im Interview spricht der Bauingenieur über hohe Ansprüche und wenig bekannte Förderungen für Kaufinteressenten und Anleger.
Herr Aysever, Sie haben zahlreiche Bauprojekte im Bergischen Land erfolgreich abgeschlossen. Woran arbeiten Sie aktuell?
Zurzeit laufen drei Projekte. In Vohwinkel entsteht ein energieeffizientes Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen, das bis Ende nächsten Jahres bezugsfertig sein wird. Zwei der Wohnungen stehen aktuell noch zum Verkauf. Im Wuppertaler Norden entwickeln wir ein ähnliches Konzept. In Hattingen entstehen insgesamt 25 nachhaltige Einfamilienhäuser und 12 bis 15 sozial geförderte Wohnungen. Alle Bauprojekte sind auf vielfältige Nutzerbedürfnisse ausgerichtet.
Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?
Die bautechnischen Anforderungen sind heute deutlich komplexer als früher. Vor allem aus Gründen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. Es gibt inzwischen fast jedes Jahr neue Gesetze und Verordnungen. Wir legen deshalb großen Wert auf die Zukunftssicherheit unserer Projekte. Teilweise übererfüllen wir sogar bewusst die heutigen Standards. Wir verzichten zum Beispiel schon seit über 15 Jahren auf Gasheizungen, alle unsere Neubauprojekte sind mit Direktwärmepumpen ausgestattet. Außerdem verzichten wir weitestgehend auf Wärmedämmverbundsysteme an Fassaden, um bauphysikalisch und energetisch besser aufgestellt zu sein. Dafür verwenden wir dickeres Mauerwerk, das dem vorgeschriebenen Dämmwert entspricht. Solche Umstellungen merkt man natürlich am höheren Preis. Allerdings muss man am Ende auch die Ersparnisse im laufenden Betrieb sehen. Energieeinsparungen machen sich auf lange Sicht durchaus bezahlt. Viele Interessenten wissen das nicht, deshalb ist Beratung immer wichtiger geworden.
Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung ein?
Die Preise für heute noch selten verwendete Baustoffe zur Energieeinsparung werden wohl bei größerer Nachfrage langfristig etwas sinken. Grundsätzlich sehe ich aber wenig Spielraum für Preissenkungen. Besonders bei Neubauten nicht. Ausgenommen davon sind die spekulativen Preise, die durch Krisen wie die Pandemie oder den Ukrainekrieg in die Höhe getrieben wurden. Aber in der Gesamtbetrachtung werden die Kosten auf dem heutigen Niveau bleiben.
Wie beurteilen Sie die Lage in Wuppertal und dem Bergischen Land?
Man kann in Wuppertal durchaus rentabel in Neubau investieren. Aber wir haben einen Mangel an Bauland und das ist auch ein Kostenfaktor. In Sachen Preisgestaltung sind wir in den Bergischen Städten aber noch weit entfernt von dem Niveau in Köln oder Düsseldorf. Dabei sind die Kosten für den Bau gleich hoch. Dafür ist der Preisdruck bei uns größer. Dem versuchen wir zum Beispiel dadurch zu begegnen, dass wir in der Vermarktung verschiedene Ausstattungspakete anbieten. Eine Premium-Variante mit der kompletten Energiesparausstattung und eine Classic-Variante. Beide erfüllen mindestens den Energiestandard Effizienzhaus 40 und damit auch die Vorgaben der NRW-Bank für ein Förderdarlehen.
Um den Preissteigerungen auf Käuferseite entgegenzuwirken, hat die Regierung diverse Zuschüsse und Förderungen auf den Weg gebracht. Wer profitiert am meisten davon?
In erster Linie profitieren davon Familien mit Kindern, die auf der Suche nach einem Eigenheim oder einer Eigentumswohnung sind. Dieses Jahr wurden zum Beispiel die Einkommensgrenzen deutlich erhöht, dadurch sind mehr Familien förderungsfähig. Und es gibt es ein NRW-Darlehen für selbstgenutztes Wohneigentum von bis zu 214.000 Euro mit bis zu 10 Prozent Tilgungszuschuss und einer Zinsgarantie von 0,5 Prozent auf 30 Jahre. Das scheint allerdings noch nicht bei allen angekommen zu sein. Für unser Team heißt das, dass wir noch intensiver zu den Förderungen beraten müssen. Ich empfehle jedem Interessenten, sei es als Käufer oder Anleger, sich bei uns zu melden und sich unverbindlich beraten zu lassen. Im direkten Austausch findet man schnell Wege, die vorher vielleicht nicht so klar waren. Es besteht also kein Grund zur Zurückhaltung.