Grundstücke für Gewerbe - Oftmals zu kleinteilig

Eva Platz, Vorständin der Wirtschaftsförderung Wuppertal, über die großen Herausforderungen im Bergischen. Problematisch sei bei Gewerbeflächen häufig die Nähe von Arbeiten und Wohnen.

Frau Platz, der Fehlbedarf an Gewerbe­flächen beträgt in Wuppertal rund 120 Hektar: Was steckt alles hinter dieser Zahl?

Die Unterdeckung bezieht sich auf die kommenden Jahre und wurde durch die Bezirksregierung Düsseldorf anhand von Berechnungsschlüsseln und der Flächenvermarktung der vergangenen Jahre ermittelt. Leider konnten in den vergangenen Jahren Flächenanfragen von Wuppertaler Unternehmen nicht bedient werden, was ich sehr bedaure. So sind Arbeitsplätze in anderen Regionen entstanden, die wir in Wuppertal so dringend brauchen. Für die Unternehmen bedeutet es zudem zusätzlichen logistischen Aufwand, wenn Standorte außerhalb eröffnet werden müssen, den sie gerne vermeiden würden. Allein in diesem noch laufenden Jahr liegen der Wirtschaftsförderung Wuppertal Anfragen nach gewerblichen Flächen in einer Größenordnung von mehr als 40 Hektar vor, die nicht zu bedienen sind.

Wie stark schränkt der Flächenmangel Ihren Handlungsspielraum als Wirtschaftsförderung ein?

Vorhandene Flächen sind nicht nur unzureichend vorhanden, sie sind oftmals auch zu kleinteilig und unter anderem durch Bauhöhen eingeschränkt. Derzeit kann die Stadt Wuppertal beispielsweise kein Grundstück anbieten, das mit 15.000 bis 20.000 Quadratmeter Grundfläche und einer ausreichenden Höhe für Lager- und Kranbereiche bebaubar wäre. Dazu kommt, dass absehbar keine GI-Flächen zur Verfügung stehen, also Grundstücke für Industrie, auf denen ein uneingeschränkter Dreischichtbetrieb möglich ist.

Wo liegen die besonderen Herausforderungen im Bergischen?

Die Topografie mit Hanglagen ist ein herausforderndes Thema. Es ist jedoch grundsätzlich lösbar, auch wenn es die Erschließungs- und Baukosten erhöht. So wurden etwa durch die Stadt Wuppertal das Gewerbegebiet Vorm Eichholz und auch einzelne Flächen mit bis zu zwölf Meter Höhenunterschied nivelliert und baureif übergeben. Auch private Käuferinnen und Käufer haben in Absprache mit der Stadt erfolgreich mit dem Thema umgehen können. Ich habe schon viele gute Beispiele gesehen, wie unsere Unternehmen das gemeistert haben. Große Herausforderungen im Bergischen liegen aber auch in teilweise über Jahrhunderte gewachsenen Gemenge­lagen, die in jedem Stadtteil vorzu­finden sind. Die für die Region typische Nähe von Wohnen und Arbeiten ist heutzutage oftmals nicht einfach.

Die Expo Real als große Präsentationsplattform der Regionen liegt erst wenige Wochen zurück – wie kann sich das Städtedreieck trotz der geschilderten Gegebenheiten interna­tional positionieren?

Das Bergische Städtedreieck hat große Stärken. Viele Weltmarktführer kennzeichnen die Region, die geprägt ist von inhabergeführtem erfolgreichem Mittelstand. Die überdurchschnittlich hohe Patent- und Exportquote der hier ansässigen Unternehmen ist herausragend. Die Lage Wuppertals ist großartig – im Grünen mit hohem Freizeitwert und Charme, aber zudem in der Nähe weiterer Großstädte wie Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet. So kann die Region attraktiv sein auch für Arbeitskräfte aus anderen Regionen Deutschlands, da die Partnerin oder der Partner in der Um­gebung mit hoher Wahrscheinlichkeit auch einen Arbeitsplatz findet. Auch die Bergische Universität Wuppertal ist neben anderen Forschungseinrichtungen ein wichtiger Baustein des Standortes.

Wie will die Region das Thema Flächen in den kommenden fünf Jahren angehen?

Beim Thema Flächenrecycling hat die Wirtschaftsförderung gemeinsam mit der Stadt Wuppertal mit schwierigsten Projekten und sehr kreativen Partnerinnen und Partnern aus der privaten Wirtschaft bewiesen, dass die Revitalisierung von unterschiedlichen Brachen ein Erfolgsmodell sein kann, etwa bei den ehemaligen Kasernen, alten Rangierbahnhöfen oder größeren aufgegebenen Firmenarealen wie dem ehemaligen Schaeffler-Gelände. Ziel muss es sein, einen Mix anbieten zu können, der sowohl unbebaute Flächen als auch vorhandenen Gebäude­bestand und Brachen beinhaltet und zudem – das ist ganz wichtig – Kauf- und Mietoptionen ermöglicht.

Text: Daniel Boss

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