Eventlocation - Alte Gemäuer voller Leben

Seit 2015 betreiben Tobias und Florian Unkel die Alte Schlossfabrik in einer res­taurierten alten Manufaktur im Solinger Stadtteil Burg.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die historischen Gemäuer unterhalb von Schloss Burg erbaut, ursprünglich für eine Eisengießerei. Später, bis 1998, dienten sie als Produktionsstätte von Kugellagern. Heute ist die „Alte Schlossfabrik“ eine der angesagtesten Eventlocations im Bergischen Land. Die Brüder Tobias und Florian Unkel erwarben das rund 35.000 Quadratmeter große Grundstück inklusive rund 7.500 Quadratmetern überdachter Fläche 2018, nachdem sie dort bereits seit 2012 Partys und Events realisiert hatten.

„Wir haben als BWL-Studenten angefangen, Partys vor allem für Oberstufenschüler zu organisieren“, erzählt Tobias Unkel, 41. Unter anderem im „Getaway“, als es die Disco in Solingen-Ohligs noch gab. Ihre „Abi Battles“ waren über die Grenzen der Region bekannt und zogen Tausende von angehenden Abiturienten auf die Tanzfläche. Doch während Social-Media-Plattformen wuchsen, um soziale Kontakte zu knüpfen, nahm die Lust aufs Tanzengehen offensichtlich ab, analysiert Tobias Unkel. Folge: Das Getaway schloss ebenso wie viele andere Discotheken. „Diese Entwicklung, die auf der einen Seite dazu führte, dass dieses tolle Event-Format ausstarb, brachte uns auf der anderen Seite dazu, neue Ideen voranzutreiben“, erklärt Tobias Unkel, im zweiten Beruf Unternehmensberater. So kam es, dass die Brüder 2012 erstmals eine Party in der Alten Schlossfabrik ausrichteten. 2013 kam der Durchbruch mit einem fast ausverkauften Fünf-Tage-Event namens „Ber­gisch Beach“. Zahlreiche weitere Motto-Partys sollten folgen.

Seither hat sich viel getan. 2018 konnten die Brüder mit den damaligen Eigentümern der Immobilie, Gisela und Günter Ohliger, einen Modus verhandeln, der es ihnen ermöglichte, die Kaufsumme in Form von monatlichen „Zeitrenten“ abzuzahlen. So blieb Geld übrig, um zu investieren. Schließlich entstanden in dem teils denkmalgeschützten Gebäudekomplex vor allem vier unterschiedliche Event-Räumlichkeiten von 145 bis 768 Qua­dratmetern Fläche, alle im Stil von „Old Industrial Art“ – so jedenfalls nennt Tobias Unkel den vorherrschenden Stil der Räume, bei dem die groben Bruchsteinmauern im Zusammenspiel mit modernen Möbeln, Theken und Lichtelementen eine einzigartige Atmosphäre schaffen.

Etwa 150 Hochzeiten werden hier pro Jahr gefeiert, darüber hinaus circa 15 Abibälle sowie jede Menge Business Events. Auch einige Public Events wie die beliebte Hochzeitsmesse „Spirit of Wedding“ finden hier statt. Im Februar 2025 wird erstmalig die „Future Factory“, eine innovative Ausbildungs- und Studienmesse, mit Unterstützung der IHK stattfinden. „Wir erwarten über 50 Aussteller und über 1.000 Besucher. Ein paar Quadratmeter sind sogar noch frei, sollten Firmen Interesse zeigen“, erklärt Tobias Unkel. Neben dem Event-Geschäft haben die Brüder auch eine Immobilienfirma gegründet, welche sich um die Vermietung der Räume der Alten Schlossfabrik an über 45 Mieter wie Musiker, eine Autolackiererei und das Brautmodengeschäft „Brautliebe“ kümmert.

Drei Millionen Euro Umsatz macht das Unternehmen heute, sagt Tobias Unkel nicht ohne Stolz. Leicht melancholisch verweist er auf die Durststrecke zwischen 2020 bis 2022, als das Event-Geschäft aufgrund der Pandemie stillstand und sie sich mit Corona-Soforthilfen über Wasser hielten. Obendrauf kamen noch die verheerenden Folgen des 14. Juli 2021, als der Eschbach zu einem reißenden Fluss wurde und auch die Alte Schlossfabrik unter den Wassermassen im Matsch begrub. Die Wieder-Inbetriebnahme gelang, unter anderem dank der Hilfe der Bergischen IHK und von Landes-Fördermitteln. Vor allem aber, weil die beiden sowie zahlreiche Mitarbeiter, Freunde und Nachbarn mitanpackten.

Heute blicken die beiden Geschäftsmänner – Florian Unkel lebt mittlerweile in Spanien, leitet die Geschäfte mit seinem Bruder von dort – optimistisch in die Zukunft. Zehn feste Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, über 160 Teilzeitkräfte. „Wir können auf jeden Fall noch weitere gut gebrauchen“, versichert Tobias Unkel und weist auf ein interessantes Incentive-System hin, das es den Minijobbern ermögliche, durch eine gute Performance ihr Stundenhonorar schnell zu verbessern. „Nach jedem Event bekommt der einzelne Mitarbeiter eine Schulnote – je besser, desto schneller kann er bei uns Karriere machen“, erläutert Unkel mit einem Augenzwinkern und verweist darauf, dass das in den Genen läge – ihr Vater habe als Lehrer gearbeitet, das färbe ab.

Text: Liane Rapp

Mit Ihrer Erlaubnis verwenden wir Google Analytics, um den Traffic auf dieser Website zu analysieren. Sie können Ihre Entscheidung jederzeit unter Datenschutzerklärung ändern.