Veränderung - Gemeinsam nachhaltig
Leo von Boetticher, Paul Norman Bujak und Simon Rummenhöller sind nicht nur langjährige Freunde, sondern zugleich die Gründer des Start-ups Offsee. Ihre Mission sehen sie darin, ökonomisch und ökologisch sinnvolle Produkte zu gestalten, die allen Menschen zugänglich sind.
Die drei Gründer kennen sich aus ihrer Studienzeit an der Bergischen Universität Wuppertal und haben bis vor Kurzem noch gemeinsam in einer Wohngemeinschaft gelebt. Simon Rummenhöller und Leo von Boetticher sind studierte Industriedesigner. Paul Norman Bujak hat einen BWL-Abschluss mit einer Vertiefung im Bereich Marketing und studiert derzeit nebenberuflich Industriedesign. Der Wunsch, gemeinsam zu gründen, verbindet die drei schon lange. Mit Offsee sind sie Anfang 2023 gestartet und arbeiten seitdem gemeinsam in ihrem Büro am Wuppertaler Arrenberg an ihrer Vision.
„Wir wollen Unternehmen dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden und dabei helfen, die bestehende Produktpalette dahingehend neu- beziehungsweise umzugestalten“, erklärt Simon Rummenhöller. Das sei aus vielen Gründen notwendig: So gebe es von Kundenseite verstärkt eine Präferenz für nachhaltige Produkte und vom Gesetzgeber sogar die Pflicht, die Produktion nachhaltig zu gestalten. „Für Unternehmen, die dies vernachlässigen, wird die Produktion, etwa durch eine steigende CO2-Steuer, immer teurer, was sich wiederum negativ auf den Preis für den Endverbraucher auswirken kann“, erläutert Paul Norman Bujak. Doch auf Unternehmerseite fehle oftmals nicht der Wille, sondern vor allem die personellen Kapazitäten sowie ein offener Blick auf das eigene Produkt, um Veränderungen anzustoßen. Genau hier setzt Offsee als externer Partner mit seinen Beratungsleistungen an.
Das Start-up arbeitet in drei Phasen: Materialforschung und -entwicklung, Konzeptentwicklung und Design. „Wir betrachten Produktion und Produkte im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes. Ein Fokus liegt dabei auf den verwendeten Materialien und möglichen nachhaltigeren Alternativen“, erklärt Leo von Boetticher. Hierzu können die Jungunternehmer auf eine eigens entwickelte, über 200 Materialien umfassende und ständig aktualisierte Datenbank zurückgreifen. „Wir verstehen uns als Mittler, die Materialien, Gestaltung und Anwendungsfälle zusammenbringen“, ergänzt Rummenhöller. Dann werden die Einbindung der neuen Materialien erprobt und die damit verbundenen Prozesse optimiert, um im Ergebnis ein nachhaltigeres Produkt zu erhalten. „Dieses muss nicht unbedingt teurer sein“, betont Bujak und führt aus: „Auch wenn das Material womöglich im Preis steigt, können Prozessoptimierungen dazu führen, dass ein Produkt am Ende sogar günstiger wird.“
Eine „Blaupause“ für die Arbeitsweise präsentiert Offsee mit V’eye, der Umsetzung nachhaltiger Brillenfronten, die in Kooperation mit dem Designbüro ID AID aus Stuttgart entstand. „Die von uns nach umfangreichen Tests ausgewählte Rizinusbohne bildet die Grundlage eines nachhaltigen Kunststoffs, der im 3D-Druckverfahren zur Brillenfront wird. Das Gestell haben wir auf drei Teile reduziert: Front, Bügel und deren Enden. Alles, was brechen könnte, etwa Schrauben oder komplexe Gelenke, haben wir im Entwicklungsprozess eliminiert“, führt Rummenhöller aus. Zusätzlich übernahm Offsee im Falle von V‘eye die Vermarktung und Kommunikation der Marke, die an vielen Standorten in Deutschland sowie bei zwei Optikern in Wuppertal erhältlich ist.
Die V’eye-Botschaft „Sustainable Eyewear for Everyone“ soll laut den Gründern das Ziel eines jeden Produktes sein. „Uns geht es nicht darum, das eine nachhaltige Produkt zu entwickeln, was sich am Ende nur ein Bruchteil der Bevölkerung leisten kann, sondern den Standard, der in großen Mengen abgesetzt wird, so nachhaltig wie möglich zu gestalten, weil so die größte Wirkung erzielt werden kann“, betont von Boetticher. Deshalb möchten sie die handelnden Akteure dazu befähigen, selbstständig nachhaltige Prozesse und Produkte für die Probleme ihrer Arbeitsumwelt zu entwickeln: „Denn wir glauben daran, dass sich das beste Produkt nur zusammen entwickeln lässt.“
Text: Martin Wosnitza