Eissporthalle Solingen - Auf Kufen übers Eis
Die Eissporthalle Solingen ist nach der Sanierung wieder ein Anlaufpunkt für die Solinger. Geschäftsführer Wolfgang Lingen hat die Halle aus Leidenschaft für den Eishockey-Sport gerettet und setzt künftig auf nachhaltige Energieversorgung.
Die Bässe wummern. Lichtblitze durchzucken die rund 10.000 Quadratmeter große Halle. Und obwohl die Temperatur der Eissporthalle Solingen nur knapp über null liegt, scheint die Luft zu dampfen. Ganz Solingen scheint sich in der Eissporthalle am Südpark in Solingen versammelt zu haben an diesem Samstag, als nach der Sommerpause die neue Saison mit Eisdisco, Lasershow und Acts eines Freestyle Teams eröffnet wird.
„An guten Tagen zählen wir um die 1.000 Besucher“, sagt Wolfgang Lingen, der in Personalunion 1. Vorsitzender des Eishockeyteams „Bergisch Raptors / EC Bergisch Land e. V.“ und Geschäftsführer der „Solingen Eissport gGmbH“ ist, die die Halle seit September 2022 betreibt.
Die Stadt hatte die sanierungsbedürftige und vom Abriss bedrohte Eissporthalle an der Brühler Straße nach 18 Jahren von der Lebenshilfe zurückgekauft und als Erbbaurecht an den Eishockeyclub (EC) Bergisch Land übertragen. Für den Neustart bedurfte es vieler Vorarbeiten: Mit finanzieller Unterstützung der Stadt Solingen konnten Kältetechnik und Lüftung wieder ans Laufen gebracht werden – die Grundlage für die Eisaufbereitung. Besonders das Thema Energieversorgung trieb und treibt Wolfgang Lingen, einen studierten Wirtschaftsingenieur und Energieanlagenelektroniker, um. Die erste Abrechnung war so immens groß, dass er kurzerhand beschloss, die Belieferung von Energie umzustellen: „Wir haben nun einen Energie-Liefervertrag direkt über die Energiebörse. Da zahlen wir nicht mal die Hälfte.“
Langfristig möchten Wolfgang Lingen und seine Mitstreiter eine „autonome Eissporthalle“, sagt er energisch. „Die Photovoltaikanlage, die auf unserem über 2.000 Quadratmeter großen Hauptdach Platz hätte, könnte uns unter Nutzung eines Stromspeichers und einer Brennzelle die ganze Saison lang versorgen.“ Ein entsprechender Antrag auf eine EFRE-Förderung (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung) über 3,5 Millionen Euro liegt in Brüssel vor. „Unser Ziel ist es, nicht nur hier und da zu reparieren, sondern die Halle auf einen wirklich modernen Stand zu bringen.“ Neue Spinde wurden angeschafft und die Duschen saniert. Eine neue LED-Beleuchtung sorgt für eine Energieeinsparung der Beleuchtung von rund 70 Prozent. Dennoch muss hier bis zur Energie-Autarkie noch viel passieren, schließlich ist die Einfachverglasung der Halle noch von 1978.
Eigentlich könnte Wolfgang Lingen als Rentner einfach ein bequemes Leben führen. Aber der Eishockeysport liegt bei ihm in den Genen: Schon sein Onkel spielte bei der DEG und auch er spielte bis zum 16. Lebensjahr bei der DEG. Das führte dazu, dass der Wahlsolinger in der Krise Verantwortung übernahm: „Eishockey im Bergischen Städtedreieck stand vor dem Aus. Sonst gibt es hier in der Region keine zweite Halle. Mein Sohn spielte damals bei den Bambinis und heute in der Ersten Mannschaft, da konnte ich nicht einfach zusehen, wie das hier den Bach runtergeht“, so der 70-Jährige.
Neben den öffentlichen Laufzeiten dienstags bis sonntags nutzen vor allem die Eishockey-Teams der Raptors die Halle für Spiele und Training, allen voran die 1. Herrenmannschaft, die in der Regionalliga NRW spielt. Aber auch der Solinger Turnerbund ist hier mit seinen über hundert Kindern und Jugendlichen aktiv, die Eiskunstlaufen lernen.
Die ganz große Zeit der Eissporthalle war wohl in den 1980er Jahren, als unter Trainer Uli Rudel die damalige Solinger Eishockey-Mannschaft des SCS, später EC Bergisch Land, Siege in der Zweiten Bundesliga einfuhr. Bis zu 3.000 Fans standen dicht an dicht. Heute stemmen fünf Festangestellte und eine Handvoll ehrenamtlich engagierter Menschen das Geschäft in der Eissporthalle. Lingens Lebensgefährtin Claudia Falkenberg ist nicht nur fürs Kaufmännische zuständig, sondern sorgt auch dafür, dass das Imbiss- und Snackangebot in der Cafeteria / Bistro passt. „Wir versuchen, mit den Preisen moderat zu bleiben, zwei Euro für ein Kaltgetränk ist bei den meisten drin. Auch Pommes und Bratwurst laufen gut.“ Die Frikadellen macht sie selbst, ebenso den Weißkohlsalat.
Die jüngsten Besucher sind im Kindergartenalter und schieben eine Eislaufhilfe vor sich her. Die Ältesten sind meist passionierte Läufer, die seit Jahren dem Sport frönen und hier ihre Runden drehen. Vor allem aber sind es Teenies aus Solingen und Umgebung, die es winters in die Halle zieht, vor allem, wenn die Musik hochgefahren und die Laser angeschmissen werden.
Auf die Frage, warum er sich das alles mit 70 noch „antut“, sagt Wolfgang Lingen emotional: „Wo sollen die Jugendlichen denn sonst hin? Was gibt es sonst noch in Solingen für Jugendliche?“
Text: Liane Rapp