- Die neue Art zu bauen

Die Baubranche ist im Wandel. Das muss auch in den Köpfen der Verantwortlichen ankommen, findet Colemus-Chef Ercüment Aysever. Ein Gespräch über nachhaltiges Bauen, atmende Gebäude und den Weg raus aus der Komfortzone.

Herr Aysever, die Branche ist ja schon länger im Wandel. Die Kosten steigen, weil die Ansprüche wachsen. Dazu der Fachkräftemangel. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Ein chinesisches Sprichwort sagt: „Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“ Wir haben es momentan mit vielfältigen Krisen zu tun, das stimmt. Man darf sich davon aber nicht abschrecken lassen und muss vielleicht auch mal raus aus der Komfortzone. Unser größtes Problem ist fehlender Pragmatismus. Wir brauchen dringend einen Wandel in den Köpfen, der den Umständen Rechnung trägt. Manchmal scheinen wir in einer Art Fließbandmentalität gefangen zu sein. Und daraus kann nichts Neues entstehen.

Sie haben in den letzten 25 Jahren viele Bauprojekte im Bergischen Land erfolgreich abgeschlossen. Woran arbeiten Sie zurzeit?

In Vohwinkel entsteht aktuell ein Mehrfamilienhaus mit acht Wohnungen nach dem Energiestandard Effizienzhaus 40. Zwei der Wohnungen stehen aktuell noch zum Verkauf. Im Wuppertaler Norden entwickeln wir ein ähnliches Konzept und in Hattingen entstehen insgesamt 25 nachhaltige Einfamilienhäuser und 12 bis 15 sozial geförderte Wohnungen. Darüber hinaus entwickeln wir weitere Projekte in Wuppertal.

Der Neubau in Vohwinkel befindet sich bereits in der Rohbauphase. Was macht das Gebäude so besonders?

Zum Beispiel, dass jede Wohnung individuell auch mit Wärme versorgt wird. Die gesamte Technik wie Photovoltaik, Lüftung oder Wärmepumpe ist von Grund auf für den effizienten Betrieb optimiert. Und durch den Verzicht auf Kunststoffe in der Fassadendämmung schaffen wir ein besonders angenehmes Raumklima. Um das zu erreichen, verwenden wir dickeres Mauerwerk, das dem vorgeschriebenen Dämmwert entspricht. Dadurch können die Wände mehr Luftfeuchtigkeit speichern und wieder abgeben. Das Gebäude kann besser atmen, wenn man so will.

Worauf können sich die zukünftigen Eigentümer freuen? Und ab wann?

Wir werden voraussichtlich im Frühjahr 2025 mit dem Innenausbau beginnen. Zum Ende des Jahres wird das Gebäude dann bezugsfertig sein. Und man kann sich auf vieles freuen. Zum einen wird man durch die energieeffiziente Bauweise langfristig Geld sparen. Zum anderen befindet sich das Haus in der Nähe der Nordbahntrasse und ist damit sehr gut zum Beispiel per Fahrrad an Elberfeld und die Nachbarstädte angeschlossen. Und nicht zuletzt hat man durch die Höhenlage einen traumhaften Blick über Wuppertal.

Wie hat sich Ihre Arbeit in den letzten Jahren verändert?

Die bautechnischen Anforderungen sind heute deutlich komplexer als früher. Vor allem aus Gründen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit. Es gibt inzwischen fast jedes Jahr neue Gesetze und Verordnungen. Wir legen deshalb großen Wert auf die Zukunftssicherheit unserer Projekte. Grundsätzlich übererfüllen wir bewusst die gesetzlichen Standards. Wir verzichten zum Beispiel schon seit über 15 Jahren auf Gasheizungen, alle unsere Neubauprojekte sind mit Direktwärmepumpen ausgestattet. Das hat natürlich seinen Preis, aber die Mehrkosten am Anfang zahlen sich auf lange Sicht aus. Viele Interessenten können sich das nur schwer vorstellen, deshalb ist Beratung für uns immer wichtiger geworden.

Die Bundesregierung hat zuletzt diverse Zuschüsse und Förderungen auf den Weg gebracht. Wer profitiert davon?

In erster Linie profitieren Familien mit Kindern. Dieses Jahr wurden zum Beispiel die Einkommensgrenzen deutlich erhöht, dadurch sind mehr Familien förderungsfähig. Und es gibt ein NRW-Darlehen für selbstgenutztes Wohn­eigentum von bis zu 214.000 Euro mit bis zu 10 Prozent Tilgungszuschuss und einer Zinsgarantie von 0,5 Prozent auf 30 Jahre. Das scheint allerdings noch nicht bei allen angekommen zu sein. Für unser Team heißt das, dass wir noch intensiver zu den Förderungen beraten müssen. Ich empfehle jedem Interessenten, sei es als Käufer oder Anleger, sich bei uns zu melden und sich unverbindlich beraten zu lassen. Im direkten Austausch findet man schnell Wege, die vorher vielleicht nicht so klar waren. Es besteht also kein Grund zur Zurückhaltung.

Herr Aysever, vielen Dank für das Gespräch.

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