Percussionistin - Musik im Blut

Die 34 Jahre alte Wuppertalerin Salome Amend ist studierte Musikerin, Dozentin und professionelle Schlagzeugerin. Sie tritt nicht nur mit Orchestern in den größten Konzertsälen der Republik auf, sondern auch in der Improvisationsszene.

Sie haben Musik studiert, sind heute selbst Dozentin, Ihr Bruder ist Leiter der Wuppertaler Musikschule. Musik liegt bei Ihnen in der Familie?

Tatsächlich haben alle immer irgendwie Musik gemacht, sowohl unsere Eltern als auch unsere Großeltern. Wir wurden überall mithingenommen, in die Oper, ins Konzert, ins Theater, zu Pina Bausch, alles. Musik war einfach immer da, und ein fester Bestandteil meines Lebens.

Dann hören Sie auch viel Musik, wenn Sie nicht selbst spielen?

Ja, auf jeden Fall. Tatsächlich höre ich auch viel Musik, die bei uns zu Hause lief, während ich als Kind noch mit Legosteinen auf dem Boden saß, Queen, Black Sabbath, Deep Purple oder auch Abba, Musik aus meiner Teenie-Zeit wie Linkin Park und auch Aktuelles von anderen Musikern. Gregorianische Choräle find ich auch großartig, könnte ich gleich losheulen. Aber ich habe auch Tage, da brauche ich einfach Stille.

Es gibt nicht so viele professionelle Schlagzeugerinnen in Deutschland, wie kommen Sie dazu?

Mit fünf Jahren hat mich meine Mutter mitgenommen zum „Tag der offenen Tür" in der Wuppertaler Musikschule. Ich kam in den Raum, sah und hörte das Schlagzeug und war schockverliebt. Ab da wusste ich, dass Schlaginstrumente mein Ding sind. Angefangen habe ich mit Bongos, später kamen das Drumset, Marimbaphon, Vibraphon und einiges mehr hinzu. Zum Glück hatte ich einen Lehrer, der breit aufgestellt ist. So habe ich schon früh auch das Marimbaphon ausprobiert, das Xylophon natürlich, das Vibraphon. Ich besitze über 200 Schlag-Instrumente, die ich auch alle spiele – von kleinen Trommeln bis hin zum Schlagzeug.

Hat man Rhythmusgefühl im Blut oder kann man das lernen?

Ich glaube schon, dass man das entweder hat oder nicht. Man kann es auch üben, aber es ist sehr schwierig, wenn man gar keinen Takt halten kann. 

Sie spielen in großen Orchestern, aber auch in kleinerer Besetzung und in der freien Improvisationsszene mit dem Schwerpunkt auf Neuer Musik. Wollen Sie sich nicht auf einen Musikstil festlegen?

Manchmal braucht es das Leise, manchmal muss es knallen. Das hat alles seinen Reiz. Ich muss mich nicht festlegen. Vielleicht sehe ich das in ein paar Jahren anders, aber jetzt reizt mich die Vielseitigkeit. Die Kehrseite mag sein, dass ich so ein bisschen überall und nirgends bin. Deshalb ist es für mich wichtig, mich immer wieder zu erden, zu Hause in Wuppertal. Das gibt mir Halt und Sicherheit. Dann nehme ich mir auch mal Zeit zum Nichtstun.

Was braucht es, damit Sie Ihren Beruf gut ausführen können?

Genügend Schlaf, mentale und körperliche Fitness. Die Grundvoraussetzung ist, dass ich bei mir bin. Darauf baut alles auf.

Brauchen Sie das Publikum?

Auf jeden Fall. Meine Motivation, Musik zu machen, ist dieses Gefühl, dass ich sonst vor Freude platze – also, wenn ich es nicht teilen kann. Ich liebe es, auf der Bühne Musik zu machen. Wenn dann Menschen nach einem Auftritt zu mir kommen und sagen: Du hast uns einen tollen Abend beschert, ist das das Größte für mich. Als Corona all dies unmöglich machte, war das schon eine schlimme Zeit. Ich wusste einfach nicht, wohin mit diesem Gefühl, das ich so gern teile.

Sie treten oft mit dem Marimbaphon, quasi dem „großen Bruder“ eines Xylophons, auf. Dieses Instrument wiegt über 150 Kilo, wie bekommen Sie das bewegt?

Ich muss es auseinandernehmen, in sechs Taschen verteilen und vor Ort wieder aufbauen. Manchmal helfen mir Rowdies dabei, dafür bin ich echt dankbar. Aber meistens schleppe ich alles allein auf die Bühne. Nicht nur dafür ist mein Rückentraining nützlich (lacht). Alternativ kann ich auf Marimbaphone zurückgreifen, die vor Ort sind, etwa im Schauspielhaus in Düsseldorf oder ich leihe mir eins von befreundeten Musikern, zum Beispiel, wenn ich in Berlin auftrete.

Haben Sie einen Wunsch, wo Sie gern auftreten möchten?

Ich habe schon Konzerte im Skulpturenpark gespielt, das ist schon ein besonderer Ort, da würde ich gern noch einmal auftreten. Auch sehr gern im Gaskessel, der direkt um die Ecke von meinem Probenraum liegt. Die Akustik ist krass, aber gerade das wäre eine tolle Herausforderung. Ich bin auch schon einmal mit einem Orchester in der Elbphilharmonie aufgetreten. Das war einerseits großartig, andererseits sehr herausfordernd, weil man jedes noch so leise Knistern vom benachbarten Musiker und auch den hinteren Reihen hört. Mein Wunsch wäre es, dort mal solo zu spielen.

Sie sind mit den „Toten Hosen“ bei deren „Alles ohne Strom“-Konzerte aufgetreten, wie kam es dazu?

Der Produzent der Unplugged-Tour kannte mich und sprach mich an. Das war als große Tournee bis nach Argentinien geplant. Aber dann haben nur die Konzerte in Düsseldorf plus die Produktion von CD/DVD stattgefunden, weil durch Corona alles abgeblasen werden musste. Die wenigen gemeinsamen Auftritte waren eine unglaublich schöne Erfahrung.

Könnten Sie sich einen anderen Beruf als den als Schlagzeugerin vorstellen?

Ich möchte das so lange machen, wie mein Körper es mitmacht. Der Beruf ist schon herausfordernd, unter anderem für den Rücken und die Hände. Ich habe eine Yogalehrer-Ausbildung gemacht, unterrichte das auch. Vielleicht wäre das eine Alternative. Aber: Ich habe den schönsten Beruf der Welt, weil ich das machen kann, was meine Leidenschaft und Berufung ist. Und ich kann davon leben. Ich bekomme auch immer noch strahlende Augen, wenn mich die Musik berührt – sowohl während eines Auftritts als auch während der Proben. Das ist pures Glück.

Wann kann man Sie in nächster Zeit in Wuppertal erleben?

Geplant ist ein Konzert mit meinem „Geysir-Quartett“ am 29. Januar 2025 im „LOCH".

Was gefällt Ihnen besonders gut im Bergischen?

Ich merke, dass mir dieses „nach Hause-Kommen“ nach Wuppertal immer wieder total guttut, um meinen Akku aufzuladen. Zum Beispiel mit Yoga, aber auch mit Spaziergängen. Entweder gehe ich direkt von der Haustür in der Nordstadt los oder ich fahre in die Barmer Anlagen oder etwa in die Elfringhauser Schweiz. Hauptsache grün. Das ist eine Qualität hier, die ich sehr zu schätzen weiß.

Was ist Ihr Geheimtipp im Bergischen?

Was ich gerade an Wuppertal super schön finde, sind die Höhen und der Blick von dort auf die Stadt. Die Stadt sieht von dort immer anders aus, je nachdem, wo du stehst, welchen Blickwinkel du wählst. Also: Fahrt auf die Höhen und schaut von dort in die Weite!

Das Gespräch führte Liane Rapp.

Mit Ihrer Erlaubnis verwenden wir Google Analytics, um den Traffic auf dieser Website zu analysieren. Sie können Ihre Entscheidung jederzeit unter Datenschutzerklärung ändern.