automotiveland.nrw - Austausch mit China zu Autobau
2017 wurde der Automobilkongress in Wuppertal ins Leben gerufen. Seitdem hat sich der Austausch zwischen Unternehmen, Forschungsinstituten, Vertretern der Wirtschaftspolitik und Entwicklern aus China und Deutschland vertieft.
Dass der Kongress seitdem kontinuierlich fortgeführt wird, hat zwei Effekte: Zum einen geht es um den Austausch zu aktuellen technologischen Trends. Der Input der chinesischen Unternehmen bietet auf direktem Weg Orientierung für das, was marktbestimmend wird. Der Kongress macht es möglich, die aktuellen Entwicklungen in China frühzeitig zu erkennen. Und zum anderen geht es um mittlerweile freundschaftliche, belastbare Beziehungen nach China – eine gute Grundlage für mögliche Kooperationen. „Auf der Arbeitsebene rund um den Kongress konnten wir als ,automotiveland.nrw‘ gute Dialoge und ein vertrauensvolles Miteinander etablieren. Das ist durch die Kontinuität der Begegnungen gewachsen“, so Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer von „automotiveland.nrw“.
Der diesjährige Deutsch-Chinesische Automobilkongress fand im Oktober in München statt. Deutlich wurde insbesondere das hohe Entwicklungstempo bei innovativen, preisaggressiven Produkten im Bereich der Elektromobilität in China. Die Dynamik und Konsequenz, mit der China im Automobilmarkt aktiv ist, lässt sich mit einer Zahl gut beschreiben: Hatte China im Jahr 2005 lediglich einen Anteil von 5,7 Prozent am weltweiten Automobilmarkt, liegt der Anteil aktuell bei rund 32 Prozent aller produzierten Autos. „Bei Chinas Strategie für den Automobilsektor ist damit zu rechnen, dass in den nächsten 15 bis 20 Jahren die chinesische Autotechnologie vorherrschend sein wird“, so Stephan A. Vogelskamp. China wird den globalen Markt der Elektromobilität bestimmen. Umso wichtiger, genau diese Szenarien zu erkennen und sie an die, die davon betroffen sein werden, weiterzutragen: die kleinen und mittleren Zulieferer in Nordrhein-Westfalen, die ansonsten nur wenig Anhaltspunkte und Orientierung haben. Die ganze Marktlage hat sich extrem verändert, das hat der Kongress noch einmal deutlich gemacht. Die Hersteller haben noch nicht die richtigen Antworten gefunden, die Rahmenbedingungen sind uneindeutig, und die bergischen Zulieferer hängen in der Folge in der Luft.
Der Kongress hat noch einmal in aller Deutlichkeit die rasanten Entwicklungen in China abgebildet – Entwicklungen, zu denen man sich positionieren muss. Einer der prominenten Speaker auf dem Kongress war Prof. Ferdinand Dudenhöfer, Direktor des Center Automotive Research (CAR). Er verwies in seinem Vortrag auf die Schwächen Deutschlands im Bereich der Elektromobilität. Die Gefahr einer Insellage drohe, zumal die Länder um Deutschland herum eine deutlich ausgeprägtere Programmatik zu dem Thema verfolgen. Dass insbesondere der Ausbau der Infrastruktur wichtig sei, betonte Dudenhöfer – eine Forderung, die auch „automotiveland.nrw“ immer wieder gestellt hat.
Auf dem Kongress sprachen sich zudem deutsche und chinesische Vertreter gleichermaßen gegen Strafzölle auf chinesische Automobile aus. Ein Strafzollkrieg müsse in jedem Fall vermieden werden.
Vertreten waren auf dem Kongress zudem zahlreiche Unternehmer und Technologie-Entwickler aus dem Automobilbereich. Sie gaben Einblick in neueste Entwicklungstrends.
Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise der Automobilbranche und den drohenden Werksschließungen bei großen deutschen Traditionsmarken ist der Blick auf die globalen Markttatsachen enorm wichtig. Er zeigt: Die notwendige Transformation wurde nicht entschlossen genug verfolgt. Eine falsche Modellpolitik der deutschen Hersteller, ein Mangel an E-Fahrzeugen im unteren Preissegment, ein zu zögerliches Bekenntnis zur E-Mobilität und zu wenig Verständnis für die digitale Vernetzung der Fahrzeuge stellen fundamentale Versäumnisse der Autohersteller dar. Aber auch von politischer Seite ist bisher zu wenig erfolgt, um zum Beispiel ein tragfähiges Ladenetz aufzubauen.
„Mit all den Erkenntnissen aus der Konferenz können wir als ,automotiveland.nrw‘ in zwei Richtungen agieren: Zum einen können wir die Branche mit wertvollen Informationen versorgen, was besonders für unsere KMU-Zulieferer wichtig ist. Zum anderen können wir Druck gegenüber den Herstellern aufbauen. Als ,automotiveland.nrw‘ haben wir auch die Möglichkeit, uns im politischen Raum zu positionieren“, so Stephan A. Vogelskamp.
Zusätzlich fand am Folgetag des Deutsch-Chinesischen Automobilkongresses der 10. Bayerische Chinatag im Generalkonsulat der V.R. China in München statt. Seit 2015 wird er für einen aktiven Wirtschaftsaustausch organisiert, um den Aufbau von Kooperationen zwischen beiden Ländern zu fördern. Zu den Teilnehmern gehörten auch Teile- und Komponentenzulieferer und Original Equipment Manufacturer (OEMs).
Im nächsten Jahr wird der Kongress wieder in Changchun, China, stattfinden. Neben dem offiziellen Kongress werden zahlreiche Unternehmensbesuche organisiert. Angedacht für das nächste Jahr ist zudem eine große Veranstaltung mit VW in Wolfsburg und ein „Bergischer China-Tag“. Die Idee: Chinesische Delegationen besuchen Zulieferer aus NRW – eine gute Möglichkeit, um zukünftige Kooperationen auszuloten. Rund 500 Teilnehmer waren in diesem Jahr dabei. Chinesische Partnerin des Kongressformats ist die China International Investment Promotion Agency (CIIPA), ein Ableger des Handelsministeriums der Volksrepublik China in Deutschland. „automotiveland.nrw“ ist Partner des jährlichen Austauschformates.
Am 13. Dezember veranstaltet „automotiveland.nrw“ in Wuppertal einen Zukunftskongress, auf dem viele der aktuellen Entwicklungen und die daraus resultierenden Fragen aufgegriffen werden. Wie sehen erfolgreiche Transformationswege aus? Das diskutieren Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Industrie und Politik, darunter NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur.
Text: Anette Kolkau