IHK-Wahl - Gemeinsam entscheiden

Vom 18. Januar bis 14. Februar wählen die bergischen Unternehmerinnen und Unternehmer ihr „Parlament der Wirtschaft“. Die Vollversammlung der IHK vertritt ihre Interessen gegenüber Politik und Verwaltung und bestimmt die Arbeit des Hauptamts.

Tobias Unkel ist Geschäftsführer der Alten Schlossfabrik in Solingen – die 2021 schwer vom Hochwasser getroffen wurde. Das Wasser stand 1,80 Meter hoch in den alten Gemäuern, die für Hochzeiten oder Abibälle gemietet werden. Unkel betreibt die Location mit seinem Bruder seit 2015. Das Hochwasser am 14. Juli 2021 hätte das Aus bedeuten können. Aber das Land hat Hochwasserhilfen bereitgestellt und mit Hilfe der IHKs zugänglich gemacht. Die Bergische IHK hat Unkel geholfen, einen vereidigten Sachverständigen zu finden und den Antrag auf Hilfsgelder zu stellen. „Ohne die Hilfe der IHK hätte der Betrieb nach der Flut nicht überlebt.“ Nur mit Hilfe der IHK sei der Antrag über 1,7 Millionen Euro innerhalb von 48 Stunden auf die Beine gestellt worden.

Unkels Beispiel zeigt zweierlei. Die IHK ist da, wenn Unternehmen Hilfe, Beratung und schnelle Unterstützung brauchen. Und: Die bergischen Unternehmerinnen und Unternehmer lassen sich auch von Krisen nicht unterkriegen.

Das zeigt auch die IHK-Wahl 2025: 141 Unternehmerinnen und Unternehmer kandidieren für die Vollversammlung der Bergischen IHK und wollen einen der 80 Plätze einnehmen – sie sind trotz – oder wegen – aller Krisen und Herausforderungen bereit, Verantwortung zu übernehmen. Die Vollversammlung wird von 2025 bis 2029 im Amt sein. Vier Jahre lang wollen diese Gewerbetreibenden also mitreden und mitbestimmen. Während die Stimmung in der deutschen Wirtschaft extrem schlecht ist, während die weltpolitische Lage unsicher ist wie lange nicht, kurz nach einer Pandemie und mitten in einer großen Transformation. Man kann den bergischen Geschäftsleuten nicht vorwerfen, dass sie sich nichts trauen oder in schweren Zeiten den Fokus auf sich selbst lenken.

Aber das wäre auch nicht typisch. Nicht für Unternehmerinnen und Unternehmer, nicht für das Bergische Städtedreieck. Eine Region mit seit jeher hoher Innovationskraft und einer hohen Dichte an mittelständischen Betrieben. Mehr als 40.000 Unternehmen sind in der Bergischen IHK organisiert. Sie sind Mitglieder und gleich­zeitig Kunden. Sie zahlen Beiträge und können dafür Hilfestellung, Beratung, Informationen, Unterstützung bei der Ausbildung und Teilhabe verlangen. Und sie können aktiv werden, sich beteiligen und ihrer Stimme Gehör verschaffen.

Die Arbeit von Unternehmen und IHK, von Ehrenamt und Hauptamt geht Hand in Hand – angetrieben durch die Vollversammlung. Sie ist das Gremium, das aus gewählten Vertreterinnen und Vertretern der Wirtschaftszweige und der drei Städte besteht: 26 aus der Industrie, zehn aus dem Groß- und Außenhandel/Vermittlergewerbe, elf aus dem Einzelhandel, vier aus der Gruppe Kreditinstitute und Versicherungen, drei aus dem Verkehrsgewerbe sowie 26 aus „sonstigen Dienstleistungen“.

Diese gewählten Vertreterinnen und Vertreter bestimmen die Richtung der IHK. Sie gestalten die gesetzlich festgeschriebenen Aufgaben als Selbstverwaltungsorgan der Wirtschaft aus, indem sie politische Themen diskutieren und in der Vollversammlung die Grundsatzentscheidungen für die IHK-Arbeit treffen. Die Vollversammlungsmitglieder definieren so die Leitlinien der IHK, sie beschließen ihre Satzungen und verabschieden den Etat. Damit nehmen sie einerseits Einfluss auf die Aufgabengestaltung der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und andererseits auch auf die Entwicklung der bergischen Wirtschaft allgemein. Sie bestimmen, wie sich die IHK positioniert gegenüber Verwaltung und Politik. Der Einfluss ist regional, aber auch auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene spürbar. Denn über die IHK NRW und die DIHK sowie die Auslandshandelskammern ist das Netz der IHKs auf allen Ebenen aktiv.

Dass auch eine regionale IHK durchaus bundesweit Gehör findet, wurde etwa deutlich, als der Offene Brief des Präsidiums an die DIHK nach Berlin geschickt wurde. Das Echo war weit zu hören. Ebenso wirkungsvoll war es, als der IHK-Präsident Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Daten, Fakten und Stimmung der Industrieunternehmen übermittelt hat, um die Entscheidung in Sachen Energiepreisbremse zu beeinflussen. Vor allem aber zählt für die IHK der Umgang mit den Unternehmen, die von der Politik betroffen sind. Etwa während der Corona-Pandemie. Die IHK hatte in dieser Zeit eine Hotline eingerichtet, die durchgehend besetzt war, um den Unternehmen die jeweils aktuellen Regelungen jederzeit zu erklären und Hilfestellung zu bieten.

Michael Kozinowski, früherer Inhaber der Buchhandlung Klaus v. Mackensen und lange Vollversammlungsmitglied, weiß, was er an der IHK hatte: „In den 34 Jahren meiner Selbstständigkeit war die Bergische IHK immer ein verlässlicher Partner. Wann immer ich Fragen zum Arbeitsrecht oder zu wirtschaftlichen Zusammenhängen hatte, habe ich dort kompetente Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner gefunden. Besonders hilfreich fand ich die Zusammenarbeit während der Corona-Zeit, als wir praktisch täglich neue Verordnungen und Verbote hatten. Die wurden bei der IHK für uns sorgfältig aufgearbeitet, damit wir erfolgreich weiterarbeiten konnten.“

Die IHK kann Krise, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die IHK vor allem im Alltag ein starker Partner ist. Das hat zum Beispiel Lucia D’Armento Sahin festgestellt. Sie ist Autorin eines Kinderbuchs. Dazu hat sie Merchandise-Artikel entwickelt, die sie online und in Wuppertaler Buchhandlungen und Geschäften verkauft. „2014 habe ich mein Buch veröffentlicht: Schwuppi – Die Schwebebahn. Dazu wollte ich Produkte herausbringen, insbesondere für Kinder. Dafür musste ich mich erst einmal mit der Produktverordnung auseinandersetzen. Das war für mich eine riesige Odyssee. Deswegen habe ich mich mit der IHK in Verbindung gesetzt. Dort wurde mir super geholfen. Ich bin jetzt bestens informiert und meine Produkte sind auf dem Markt.“ Gerade in Sachen Aus- und Weiterbildung ist die IHK präsent und übernimmt hoheit­liche Aufgaben vom Staat, regelt Inhalte, Verfahren und nimmt Prüfungen ab.

Professor Detlef Sack von der Bergischen Universität Wuppertal bescheinigt den IHKs im Interview (BW 11/24) einen großen Einfluss auf diesem Gebiet: „Der größte Vorteil ist die Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit. Diese hängt eng mit der guten Arbeit im Bereich Berufsbildung durch unsere IHKs zusammen.“

Wie gut die ist, zeigt etwa die IT-Consulting-Firma Quadrilog Nissen. Die hat im vergangenen Jahr den DIHK-Bildungspreis gewonnen. Jens Nissen ist Geschäftsführer der Firma Quadrilog Nissen IT-Consulting: „Im Jahr 2000 habe ich mit Hilfe der IHK meine Ausbildung begonnen. Als mein Ausbilder damals erkrankte, hat die IHK schnell und unbürokratisch weitergeholfen und Thorsten Buschmann wurde mein Ausbilder. Im Jahr 2004 habe ich mich selbstständig gemacht und auch hier hat die IHK mich stets mit Rat und Tat begleitet und unterstützt. Seit 2018 sind wir nun schließlich selbst Ausbildungsbetrieb.“ Thorsten Buschmann ist heute Mitarbeiter der Firma – Nissen war früher sein Auszubildender, nun arbeitet Buschmann seit sechs Jahren als Datenschutzbeauftrag­ter und Ausbildungsleiter bei Quadrilog Nissen: „Anfang 2018 musste ich bei meinem ehemaligen Auszubildenden Jens Nissen auch nochmal eine kurze Ausbildung absolvieren. Seit Sommer 2018 bilden wir, mit Unterstützung der IHK, selbst aus. Dabei profitieren wir von Angeboten wie der „passgenauen Besetzung“ für die Stellenbesetzung der Auszubildenden oder auch von den KI-Scouts, um unsere eigenen Auszubildenden zu fördern.“

Ein erfolgreiches Angebot für Auszubildende und Betriebe ist die Teilnahme an den Energie Scouts. Auszubildende lernen dabei, Einsparpotenziale zu erkennen und mit eigenen Projekten erfolgreich zu heben. Im vergangenen Jahr hat Ediz Kurul von Winning BLW den Wettbewerb gewonnen: „Über das Projekt konnten wir 40 Tonnen CO2 und 20.000 Euro einsparen.“ Die Firma Winning BLW ist der IHK verbunden. Ausbildungsleiter Rik vom Stein sagt: „Die IHK ist ein wichtiger Kooperationspartner für uns. In allen Ausbildungsfragen, aber auch in Prüfungsangelegenheiten ist sie immer eine gute Hilfe.“

Auch die Ausbildung lebt vom Engagement der Betriebe und der Unternehmer. Einer der Engagierten in dem Bereich ist Dirk Miehlich von der Allianz. Er ist Prüfer bei den Abschlussprüfungen Kaufleute Versicherungen und Finanzen sowie AEVO-Ausbilder: „Ich unterstütze die IHK in zwei Prüfungsausschüssen der Aus- und Weiterbildung.“ Er weiß, wie wichtig die Ausbildung ist – und der Einsatz von IHK und Ehrenamtlichen. „Wir reden alle vom Fachkräftemangel und wir sprechen viel über Nachhaltigkeit, und gerade in der beruflichen Aus- und Weiterbildung gilt es, dafür etwas zu tun! Das tut die IHK! Ohne sie gäbe es keine Prüfungen – ebenso wenig ohne ehrenamtliche Prüfer. Daher engagiere ich mich dafür im Ehrenamt.“

Einzelne Problemfelder lassen sich oft gut verbinden – so etwa das Thema Fachkräftemangel, Sichtbarkeit der Wirtschaft und Innenstadtförderung: 2023 fand erstmals die Bergische Expo statt, angeregt von der IG1, der Interessengemeinschaft der Elber­felder Geschäftswelt und der IHK, und organisiert vom Wuppertal Marketing unter Leitung von Martin Bang. „Wenn Themen immer komplexer werden und Herausforderungen spontaner, braucht es immer mehr Menschen, die gemeinsam denken und in starken, auch regionalen Netzwerken zusammenarbeiten. Deswegen waren wir total froh, dass wir gemeinsam mit der IHK die Bergische Expo auf die Straße bekommen haben, um für Arbeits- und Ausbildungsplätze zu werben. Wir freuen uns sehr, dass wir dieses tolle Format nächstes Jahr wiederholen können“, so Bang.

Nachwuchsförderung läuft bei der IHK auch über die Zusammenarbeit mit der Uni – was ebenso den Vorteil des Wissens­transfers mit sich bringt, in beide Richtungen. Die Bergische Universität und die IHK haben eine Kooperationsvereinbarung seit 2008, die 2022 erneuert worden ist. Dr. Anja Kluge ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Career Service der Bergischen Universität. Sie ist zuständig für Industriekontakte. „Dahinter steckt das Ziel, unsere Studierenden, Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen niederschwellig und vertrauensvoll mit den Unternehmen der Region in den Austausch zu bringen. Zu unseren gemeinsamen Formaten gehören der Bergische Innovations- und Bildungskongress, der Arbeitskreis Wirtschaft und Wissenschaft oder auch die Exkursionswochen, um Studierende bereits im Studium mit den Unternehmen hier in der Region in Kontakt zu bringen.“

Ein anderer Aspekt von Fachkräfteförderung ist die Frage nach internationalen Fachkräften. Esther Königes befasst sich mit dem Thema in ihrem eigenen Unternehmen. Sie ist Gründerin und Geschäftsführerin von Workstadt. Sie weiß, wie wichtig die IHK auch als Multiplikator in der Wirtschaft ist: „Wir brauchen 400.000 Fachkräfte aus dem Ausland – pro Jahr. Das ist echt ein ganz schön dickes Brett. Wir bei Workstadt kümmern uns im Auftrag von Unternehmen darum, dass internationale Fachkräfte hier gut ankommen, und dass sie auch langfristig in der Region bleiben. Und befähigen Unternehmen in der internationalen Rekrutierung. Mit der IHK machen wir das Thema zusammen sichtbar – im Industrieausschuss, auf der Bergischen Expo, in ganz vielen Events, in den Medien. Gemeinsam sorgen wir für Sichtbarkeit, Sensibilisierung und Lösungen im Fachkräftemangel. Wir entwickeln auch zusammen neue Lösungen: Wir haben uns zum Beispiel vorgenommen, dass wir internationale Auszubildende in die Region holen. Zusammenfassend kann man sagen: Gemeinsam kann man viel, viel, viel mehr wuppen!“

Das weiß auch Sarah Knörr. Sie ist Geschäftsführerin der Bürger Albrecht Partner GmbH und engagiert bei den Wirtschaftsjunioren. „Ein starkes regionales Netzwerk ist für uns Unternehmerinnen essenziell. Genau das habe ich bei den Wirtschaftsjunioren Wuppertal gefunden. Wir sind ein Zusammenschluss von jungen Führungskräften und Unternehmerinnen aus der Region, die viel gemeinsam netzwerken, sich gegenseitig unterstützen und stärken. Bei all unseren Projekten werden wir stets von der Bergischen IHK unterstützt. Sie ist starker Partner und Fürsprecher unserer Sache. Zusammen mit der Bergischen IHK setzen wir uns mit viel Engagement für unsere Region ein, setzen Impulse und schaffen echte Veränderung.“

Die IHK ist auf allen Ebenen der lokalen Wirtschaft engagiert. Das Ehrenamt ist dabei nicht nur in der Vollversammlung als oberstem Gremium engagiert und präsent. Sondern auch in den Fachausschüssen, an denen sich Vollversammlungsmitglieder ebenso wie interessierte IHK-Mitglieder beteiligen. Es gibt 14 Ausschüsse – je einer zu jeder Stadt im Bezirk und elf weitere zu bestimmten Ressorts: Gesundheitswirtschaft; Digitale Wirtschaft; Industrie, Tech­nologie und Umwelt; Großhandel und Handelsvertreter; Sachverständigenwesen; Außenwirtschaft; Einzelhandel; Finanzen und Steuern; Haushalt; Verkehr und Lehrwerkstatt Solingen.

In den Ausschüssen werden Fachthemen diskutiert und Meinungen gebildet, die die Arbeit der IHK prägen. Entscheidungen oder Papiere, die dort beschlossen werden, gehen dann in die Vollversammlung und werden von dort aus in die Medien, die Politik oder die Verwaltung getragen.

Generell: Beim Meinungsbildungsprozess der IHK geht nicht darum, dass die lauteste Meinung sich durchsetzt. Die IHK muss Mindermeinungen berücksichtigen. Sie muss auch die Standpunkte weitergeben, die keine Mehrheit finden – deswegen aber nicht weniger relevant sind. „So werden die Meinungen und das Fachwissen der Mitglieder ausgewogen an die Entscheider weitergegeben“, erklärt IHK-Haupt­geschäftsführer Michael Wenge. Das hilft der IHK dabei, dass ihre Stimme als ausgewogen und fachlich relevant wahrgenommen wird.

Die Arbeit der IHK ist vielfältig, aber immer auf die Belange der Wirtschaft ausgerichtet. Die Unternehmerinnen und Unternehmer in diesem Text sind allesamt Wahlbotschafter für die IHK-Wahl. Sie haben – wegen der guten Erfahrungen mit der IHK und weil sie die Wahl für relevant halten – ihre Geschichten erzählt und sich für die Kampagne zur Verfügung gestellt. Sie wissen, wie wichtig es ist, die Stimme abzugeben und die IHK so zu unterstützen. Denn sie wissen, wie sehr die IHK ihnen hilft und was für ein guter Partner eine starke IHK ist. Die Wahl zur Vollversammlung findet vom 18. Januar bis 14. Februar statt. Unternehmerinnen und Unternehmer erhalten einen Wahlschein per Post, den sie zurücksenden können. Auf diesem ist aber auch der Link zur Wahlwebsite angegeben, von wo aus sie auf das Wahlportal zugreifen und online wählen können.

Eine Liste der Kandidierenden finden Sie auf den Sonderseiten in diesem Heft und auf bergische-ihkwahl.de.

Text: Eike Rüdebusch

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