Kohlenhandel - Früher Holzbriketts, heute Schmiedekoks
Es gibt Handelsunternehmen, da lohnt ein Blick zurück, weil er den Sinn für Veränderungen schärft. So ist es auch bei der Solinger Firma J. Kohnen & Sohn GmbH & Co. KG, betrieben von Heinz Kohnen, in vierter Generation.
Kohnen, das war lange Jahre ein Begriff in Solingen. Wenn es ans Heizen ging, wurde dort angerufen und der aktuell gültige Preis für Brennstoffe erfragt. Für Eierkohlen und Heizöl etwa. Die Kohlen kamen in Säcken zu 50 kg oder auch im offenen Kleinlaster, von wo sie über die hintere Ladeklappe donnernd abgeladen wurden. Entweder auf dem Rücken oder nach mühevollem Schippen landeten sie im Keller. Von dort wurden sie verfeuert, teils sogar im glühenden Guss-Ofen mitten in der guten Stube.
Unvorstellbar? Für alle, die die 1970er Jahre noch miterlebt haben, nicht. Das gab Gestank und Abgase und am Ende litt nicht nur die Atmosphäre, sondern auch der Mensch. Also wurde umgedacht. Und so ist dort, wo früher „Josef Kohnen & Sohn“ Kohlen und Kartoffeln von Aufderhöhe aus ins ganze Solinger Stadtgebiet lieferte, heute ein Gelände entstanden, bei dem nur noch ein Schild am früheren Firmensitz verrät, welche Geschäfte hier über Jahrzehnte getätigt wurden.
1899 hatte die Familie an der Friedenstraße, damals noch Habsburger Straße, einen kleinen Platz für den Kohlenhandel errichtet, dahinter einen doppelt so großen Garten mit Gemüse für den Eigenbedarf. „Uroma muss vorausschauend gewesen sein, hielt zwei Ziegen und zwei Schweine, und meinte, dass man nie wisse, was komme, und zu essen müsse man schließlich immer haben“, erzählt Heinz Kohnen.
Die Kohlen kamen damals über den Bahnhof Ohligs nach Aufderhöhe, im Pferdewagen. Verteilt wurden sie dann wiederum oft in Handwagen. Sogar von den Kindern der Familie. 1926 wurde ein Traktor angeschafft. Die Kartoffeln kamen zunächst aus Hilden oder vom Niederrhein, zuletzt vor allem aus Norddeutschland, aus der Lüneburger Heide, erinnert sich Heinz Kohnen. Transportiert wurden sie in Körben, die je 150 Pfund wogen. Ein „Zentner Fettnußkohlen“ kostete damals 1,45 Reichsmark ab Lager oder 1,60 Reichsmark „frei Keller“.
Der erste Lastwagen wurde in den 1930er Jahren gekauft und war ein Chevrolet, der zweite war ein 3 1/2-Tonner Opel Blitz mit Anhänger. Später kamen weitere Fahrzeuge hinzu. Im 2. Weltkrieg mussten die Männer an die Front, die Frauen versuchten das Geschäft am Laufen zu halten. In den Nachkriegsjahren ging es auch für die Firma Kohnen wieder bergauf. Die Kohlen wurden teils direkt von der Zeche im Ruhrgebiet geholt. Immer war ein reges Treiben auf dem Hof an der Friedenstraße. 1956 kam noch der Handel mit Heizöl hinzu, das teilweise direkt aus Rotterdam an die Wupper geliefert wurde. 1969 übernahm die Deutsche Shell das Heizöl-Geschäft auf Basis eines Pachtvertrages.
1984 übergab der Seniorchef den Betrieb an seinen Sohn Heinz-Josef Kohnen, der führt ihn bis heute. Nicht wenige Turbulenzen galt es in den Jahren zu meistern. Zum Beispiel die komplette Sanierung des Firmengeländes. „280 LKW-Ladungen Erde wurden hier herausgefahren“, berichtet er, „nun ist das ganze Gelände wieder sauber“. Und so haben sich hier diverse Betriebe etabliert, etwa ein Verpackungslager und eine Autowerkstatt, ein Reifen-Center und ein Kunstatelier. Heinz Kohnen, 69, betreibt mittlerweile einen Online-Shop. Vor allem vertreibt er darüber Schmiedekohle und Schmiedekoks. „Abnehmer sind etwa die Dombauhütte in Köln und auch die Eventschmiede in Müngsten von Monika und Michael Bauer-Brandes“, erklärt Heinz Kohnen. Er sorgt dafür, dass, wer etwa „Schmiedekoks“ im Internet sucht, schnell auf seiner Seite landet. „Für die Suchmaschinenoptimierung nehme ich mir jede Woche ein, zwei Stunden – ein nicht unerheblicher Faktor unseres geschäftlichen Erfolgs!“
Text: Liane Rapp