Bilanz - Viel getan
Bei der IHK ist viel passiert seit der Wahl 2021. Die Kammer ist in Bewegung, aus eigenem Antrieb, aber auch begründet durch die äußeren Umstände. Eine kleine Bilanz der Arbeit für die Unternehmen und die Wirtschaftsregion.
Schon vor der IHK-Wahl 2021 war die Welt in Bewegung und durch Krisen geprägt. Corona hat 2020 die Welt so stark beeinflusst, wie wir es bis dahin nicht kannten. Aber auch danach ging es sehr unruhig weiter: Im Juli 2021 gab es das verheerende Hochwasser und im Februar 2022 begann der russische Krieg gegen die Ukraine und in der Folge die Krise unserer Energieversorgung. Viel Arbeit für Ehrenamt und Hauptamt, die gemeinsam geholfen und Initiativen gestartet haben.
Dabei hat die IHK ihre Fähigkeiten im Krisenmanagement gut unterstreichen können. Etwa als das Hochwasser im Juli 2021 auch zahlreiche Unternehmen, die an den Flüssen und Bächen liegen, getroffen hat. Thomas Grigutsch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, erinnert sich, dass die IHK ihren Mitgliedern bei der Beantragung der Hilfen des Landes helfen konnte. „Durch unsere Stellungnahmen konnten wir dazu beitragen, dass mehr als zehn Millionen Euro Hilfsgelder in die Region geflossen sind.“
Das Geld aus NRW war schnell bereitgestellt – aber an Bedingungen geknüpft. Etwa an ein Gutachten von vereidigten Sachverständigen. Die waren stark gefragt zu der Zeit und Gutachten kaum zu bekommen. „Wir haben bei der Vermittlung geholfen“, erinnert sich Andre Scheifers aus dem IHK-Geschäftsbereich Starthilfe, Unternehmensförderung, Recht. Die Anträge auf die Mittel mussten von der IHK vorgeprüft werden. „Wir haben sie durchgesehen, geprüft und den Antragsstellern Feedback gegeben, zudem haben wir täglich die FAQs aktualisiert. Die Anträge waren für uns schon eine Herausforderung, auch wenn wir täglich damit zu tun hatten. Es war wichtig, dass wir die Unternehmen unterstützen konnten. Wir konnten in vielen Fällen signifikant helfen.“ So hat die IHK am Ende 33 Anträge bearbeitet und 24 Unternehmen zu Fördermitteln verhelfen können.
Zudem hat die IHK selbst Unterstützungsgelder von hilfsbereiten Unternehmen gesammelt und verteilt. Dadurch kamen weitere 433.800 Euro zusammen, die betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmern direkt geholfen haben.
Um besser auf kommende Fluten vorbereitet zu sein, hat IHK-Vizepräsident und Unternehmer Dr. Andreas Groß einen Prototyp für ein KI-Hochwasserwarnsystem entwickelt und mit anderen Beteiligten dessen Förderung erwirkt. Aus seiner Idee ist ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt entstanden, das Hochwasserwarnsystem 4.0 genannt wird. Beteiligt sind der Wupperverband, die Bergische Universität Wuppertal, die Heinz Berger Maschinenfabrik, die Wuppertaler Stadtwerke, die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft und eben die Bergische Industrie- und Handelskammer. Die KI wird hierbei darauf trainiert, Muster zu erkennen, die auf die Entwicklung von Flusspegeln hindeuten – also Pegelstände in Talsperren, Rückhaltebecken, verrohrten Wupperzuflüssen, außerdem Niederschlagsmengen, Unterwasserdruck, Luftfeuchtigkeit, Luftdruck, Temperatur, Windrichtung, Windstärke. Die daraus abgeleiteten Informationen sollen per App in Echtzeit abrufbar sein.
Auch in Sachen Energie war die IHK an der Seite der Unternehmen. So wurden, während es Befürchtungen einer Gas-Mangellage infolge des Ukraine-Kriegs gab, Daten und Stellungnahmen der bergischen Industrie gesammelt und von IHK-Präsident Henner Pasch an Wirtschaftsminister Robert Habeck persönlich übergeben. Pasch nutzte den Parlamentarischen Abend von DIHK, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) im Haus der deutschen Wirtschaft in Berlin dazu, dem Minister die Daten mitzugeben und die Situation aus erster Hand zu schildern.
Dass Energie nicht nur zugeliefert wird, sondern auch auf dem eigenen Firmendach entstehen kann, ist der Hintergrund für das Erfolgsformat „Photovoltaik auf Gewerbedächern“, das seit gut zwei Jahren regelmäßig in Zusammenarbeit mit der Landesgesellschaft Energy4Climate und weiteren Partnern stattfindet. Mehrere hundert Unternehmen haben bisher teilgenommen und sich über die Vorteile einer Photovoltaikanlage auf den eigenen Gewerbeflächen und die gesetzlichen Rahmenbedingungen informiert. „PV-Anlagen auf dem Firmendach sind kein Nischenthema mehr, wir sehen das sehr deutlich an den Teilnehmerzahlen“, sagt Lennart Diepmans, Referent aus dem Geschäftsbereich Industrie, Innovation und Energie.
Der Fachkräftemangel ist ein dauerhaftes Problem unserer Zeit und auch hier ist die IHK auf vielen Ebenen aktiv, das Problem zu minimieren. Gemeinsam mit dem Wup-pertaler Stadtmarketing und der IG1 – Interessengemeinschaft der Elberfelder Geschäftswelt unter Vorsitz der IHK-Vizepräsidentin Katrin Becker, hat die Bergische IHK etwa das Konzept für eine Freiluftmesse der bergischen Unternehmen erdacht und umgesetzt, die Bergische Expo. „64 Unternehmen haben sich in der Elberfeld Innenstadt als Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe präsentiert – direkt dort, wo auch Publikumsverkehr stattfindet“, erklärt Bereichsleiterin International Dr. Daria Stottrop. Die Hemmschwelle, Kontakt aufzunehmen, sollte so gesenkt werden. „Mit Erfolg“, so Stottrop. „Zahlreiche Unternehmen haben uns zurückgemeldet, dass sie Gespräche mit potenziellen Arbeitnehmern haben führen können und sogar direkt einige Arbeits- sowie Ausbildungsplätze besetzen konnten.“ Die Expo kam so gut an, dass sie am 16. und 17. Mai 2025 wieder stattfinden wird – die Anmeldungen laufen bereits.
Darüber hinaus hat die Bergische IHK einen Personalleiterkreis gegründet. „Personalleiter aus verschiedenen Branchen sind dabei zusammengekommen, um gemeinsam Herausforderungen sowie Best Practices im Bereich Human Resources zu besprechen“, so Carmen Bartl-Zorn, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung. Dabei gibt es langfristige Ziele: Mit dem künftigen Netzwerkaustausch soll eine innovative Plattform geschaffen werden, die sich den aktuellen Herausforderungen annimmt und Impulse für die Personalwelt setzt.
Mit dem Unternehmerfrühstück hat die Bergische IHK ein neues Veranstaltungsformat etabliert, das zweimal jährlich stattfindet und Unternehmerinnen und Unternehmern die Möglichkeit bietet, sich in ungezwungener Atmosphäre über aktuelle Themen auszutauschen. Beim Auftakt wurden wichtige Themen wie Teilqualifikationen, das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz, Transfergesellschaften und die Nutzung von Künstlicher Intelligenz für die betriebliche Praxis diskutiert. „Das Unternehmerfrühstück soll eine Plattform bieten, um sich mit anderen auszutauschen und Anregungen für die Weiterentwicklung des eigenen Unternehmens mitzunehmen“, erklärt Carmen Bartl-Zorn. Das Format verbindet Fachimpulse mit Netzwerkmöglichkeiten und richtet sich an alle, die sich zu Zukunftsthemen informieren und Lösungen für aktuelle Herausforderungen finden möchten.
Auch in Sachen Azubis hat die IHK neu gedacht – mit dem neuen Format der Ausbildungsparty „the beginning“. „Angehende Azubis haben hier die Chance, Betriebe in entspannter Atmosphäre und mit anschließender Party kennenzulernen und sich zu vernetzen“, so Bartl-Zorn. „Die Party hat seit 2022 mehrfach im Kulturzentrum Cobra in Solingen stattgefunden und ist für alle Beteiligten ein Erfolg.“
Um die Chancen der Künstlichen Intelligenz gezielt zu nutzen und Unternehmen zukunftssicher aufzustellen, startete die Bergische IHK im August 2024 gemeinsam mit der Technischen Akademie Wuppertal und dem BZI Remscheid den neuen Zertifikatslehrgang „KI-Scout (IHK)“. „Der Kurs vermittelt Wissen und Praxis, um KI-Potenziale im Unternehmen zu erkennen und zu nutzen“, so Bartl-Zorn. Nach Abschluss erhalten die Teilnehmenden ein bundesweit anerkanntes Zertifikat, das ihre Qualifikation und ihr Engagement für Zukunftsthemen bestätigt. Folgekurse sind terminiert.
Fachkräftemangel hat auch damit zu tun, dass Kinder nicht ausreichend betreut werden können. Es fehlen viele Plätze in den Einrichtungen in allen drei Städten des IHK-Bezirks. Viele Eltern können deshalb nicht so viel arbeiten, wie sie gerne würden. Das betrifft vor allem Frauen. Im März 2024 hat die Bergische IHK daher einen Kinderbetreuungsgipfel organisiert, um Politik, Verwaltung, Träger und Wirtschaft auf eine Bühne und ins Gespräch zu bringen. Die IHK ist seitdem weiter in Kontakt mit den Kommunen, um praktische Lösungen zu suchen.
Die Digitalisierung nimmt zunehmend Einfluss auf die Berufsausbildung und ermöglicht es, Prozesse effizienter und flexibler zu gestalten. In diesem Kontext arbeitet die IHK kontinuierlich daran, das Berufsbildungsportal weiterzuentwickeln, um Auszubildenden, Unternehmen, Prüfern und Bildungseinrichtungen einen noch besseren Service bieten zu können.
Die IHK betreut im Schnitt mehr als 5.500 Auszubildende und 3.000 Ausbildungsprüfungen im Jahr – die Anmeldungen dazu laufen seit 2022 digital statt per Post über das Portal Berufsbildung online #BBO. „Für die Betriebe haben wir 2021 den Ausbildungsvertrag online eingeführt. Die Prüflinge können die Ausbildungsnachweise hochladen und die vorläufigen Prüfungsergebnisse einsehen. Alle Nutzer können in ihrer Dokumentenbox im Portal die Dokumente wie Eintragungsbestätigungen verwalten, diese stehen seit 2022 auch digital zur Verfügung“, berichtet Ausbildungsberaterin Sabrina Hager. Im kommenden Jahr wird das Portal eine Erweiterung erfahren: Es wird künftig auch die Anmeldung und Abwicklung von Fortbildungsprüfungen ermöglichen; ein Service für viele Weiterbildungsteilnehmer, denn die IHK nimmt jährlich 1.200 Fortbildungs- sowie AEVO-Prüfungen ab.
Gründerinnen und Gründer können seit 2022 die Angebote des Startercenter NRW in Remscheid in Anspruch nehmen. Gründungsberater Andre Scheifers sieht das als großen Erfolg: „Auf den dritten Standort haben wir jahrelang hingearbeitet. Jetzt können wir wirklich von einem bergischen Angebot für Gründerinnen und Gründer sprechen.“ Ebenso bieten die drei Startercenter der IHK-Startercenter-Standorte Beratungen für Unternehmensnachfolge an. „Dass der Standort in der Gründerschmiede Remscheid liegt, sorgt natürlich für eine perfekte Anbindung an die Infrastruktur für Gründende“, so Scheifers. Im Jahr berät mit dem Startercenter jährlich rund 1.000 Gründerinnen und Gründer.
Wer schon ausgearbeitete Ideen für das eigene Start-up hat, kann sich zum Berg Pitch anmelden, und mit anderen Start-ups um 5.000 Euro Preisgeld konkurrieren. Das größte Start-up-Event im Bergischen, organisiert von Solingen Business unter Mitwirkung der Bergischen IHK sowie weiterer Startercenter-Partner, findet seit 2016 statt, seit vergangenem Jahr auch wieder in Wuppertal – und zwar im Rex Filmtheater. „Eine besondere Bühne für die jungen Unternehmerinnen und Unternehmer“, findet Scheifers.
Während die IHK im Einsatz für die Unternehmen ist, so lebt sie auch von deren Beiträgen. „Damit sorgsam zu haushalten ist oberste Prämisse“, sagt Stabsbereichsleiter Finanzen Dirk Herzog. Die IHK ist seit Jahren auf dem Weg, die Bilanz auszugleichen. Im Zuge dessen wurden die Beiträge in der vergangenen Wahlperiode angepasst - erstmals seit knapp 20 Jahren. „Damit soll die finanzielle Sicherheit für die Zukunft der IHK auf ein besseres Fundament gestellt“, so Herzog. „Gleichzeitig hat die IHK auch Ausgaben überprüft, um mit den Mitteln wirtschaftlich und sparsam umzugehen“, so Dirk Herzog. „Wir sind auf einem guten Weg, die IHK bilanziell in sicheres Fahrwasser zu bringen.“
Text: Eike Rüdebusch