Bergische Gesellschaft - Rückschau und Ausblick
Fortführung laufender, Aufbau neuer Projekte, einige Herausforderungen und Jubiläen – all das machte das Jahr 2024 aus Sicht der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft aus.
Ein stark gekürzter Klima- und Transformationsfonds der Bundesregierung infolge des Urteils des Bundesverfassungsgerichts vor über einem Jahr, weniger Mittel zur Unterstützung von Zukunftsprogrammen, Krisen in der Automobilindustrie, hohe Energiekosten, Auswirkungen des Klimawandels – all diese Problemstellungen erreichen auch das Bergische Städtedreieck. Die Region muss all dem begegnen, muss Antworten auf die Herausforderungen finden. Im Jahr 2024 hat die Bergische Gesellschaft mit ihren Aktivitäten unterschiedliche Programme und Projekte umgesetzt, die der bergischen Wirtschaft bei der Transformation helfen.
„automotiveland.nrw“ hat dazu im vergangenen Jahr mit zwei Projekten für Orientierung und Wissenstransfer bei den Automobilzulieferern gesorgt – gute Hilfen, um relevante Information für Transformationswege zu erhalten: „automotiveland.nrw“ ist Teil des bundesweiten Transformations-Hubs für Wasserstoffantriebe und Komponenten in der Automobil- und Zulieferindustrie. Der Projektverbund macht die Möglichkeiten rund um die Wasserstoffmobilität transparent, damit Unternehmen teilhaben können an dem entstehenden Markt. Zudem ist „automotiveland.nrw“ am Projekt „TRAIBER.NRW“ (Transformation der Automotive Industrie in der Bergischen Region) beteiligt. Entwickelt wird eine regionale Transformationsstrategie, sie enthält Unterstützungsinstrumente zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit der Automobilzulieferer. 2024 konnten Unternehmen im Rahmen des Projekts einen kostenlosen Orientierungscheck wahrnehmen.
Zudem hat sich „automotiveland.nrw“ im vergangenen Jahr stark um internationalen Austausch gekümmert. Insbesondere zu China bestehen gute Kontakte, die 2025 in einen bergisch-chinesischen Austausch münden sollen. Dabei geht es zum einen um den Austausch zu allerneuesten Technologien und Produkten, aber auch um das Ausloten von künftigen Kooperationen.
Ein Beitrag zur Adressierung von Anliegen der bergischen Wirtschaft war auch die „automotiveland.nrw“-Zukunftskonferenz im letzten Dezember, zu der unter anderem die NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur zugegen war. Mittlerweile existiert „automotiveland.nrw“ fünf Jahre und hat sich zum Sprachrohr der Branche entwickelt.
Im Frühjahr gab es den Bewilligungsbescheid für das Projekt FAB Region Bergisches Städtedreieck. Seitdem sind acht Initiativen und wissenschaftliche Institutionen aus dem Bergischen Städtedreieck damit befasst, anschauliche Projekte für eine konsequente Kreislaufwirtschaft in der Region zu identifizieren. Das Projekt FAB Region Bergisches Städtedreieck folgt dem Prinzip einer „Fabrication City“, einer Stadt, die ihre eigenen Konsumgüter herstellt. Weltweit gehören über 50 Städte und Regionen zum FAB City-Verbund, so auch Barcelona, Paris, Mexico City, Hamburg und Augsburg. Nun soll mit dem Bergischen Städtedreieck die erste deutsche Region hinzukommen. Im Oktober hat das Projekt mit der Unterzeichnung des Memorandum of Understanding seine Anwärterschaft als Mitglied der FAB-Community besiegelt.
Die Regionalagentur Bergisches Städtedreieck unter dem Dach der Bergischen Gesellschaft war 2024 intensiv in die Fachkräfteoffensive des Landes NRW eingebunden. Um gut ausgebildete Menschen in gefragte Beschäftigungsverhältnisse zu bringen, wurden unter anderem Programme wie Ausbildungswege NRW zum Coaching junger Bewerberinnen und Bewerber in die Region gebracht, die Regionalagentur unterstützte die Bergische Weiterbildungsmesse und startete eine Kampagne zu gelungenen Beispielen zu Inklusion. Input zu guter dualer Ausbildung und dazu, was zur Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeitsmarkt nötig ist, lieferte die Regionalagentur dem NRW-Arbeitsministerium in unterschiedlichen Gesprächsrunden. 2024 feierte sie ihr 20-jähriges Bestehen.
Erfreulich für das touristische Marketing war im vergangenen Jahr die Wahl des „Bergischen Weges“ zum schönsten Fernwanderwanderweg Deutschlands 2024. Auf 14 Etappen führt der Fernwanderweg vom Baldeneysee in Essen bis ins Siebengebirge nach Königswinter am Rhein. Drei Wanderetappen des Qualitätswanderweges verlaufen durch das Bergische Städtedreieck. Mit dieser Auszeichnung konnte der Bergisches Land Tourismus Marketing e. V. das Städtedreieck auf den einschlägigen Messen platzieren und damit auch die gute Lebensqualität in der Region kommunizieren.
In diesem Jahr werden die beiden Projekte „TRAIBER.NRW“ und „cH2ance – bundesweiter Transformations-Hub für Wasserstoffantriebe“ abgeschlossen, „TRAIBER.NRW“ wird im Mai eine finale Transformationsstrategie vorlegen. Aufgebaut wird das Büro „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“. Es zielt darauf ab, die Cybersicherheitskompetenzen der Unternehmen zu stärken. Die entwickelten Strategien können als Modell für andere Regionen dienen. Aktuell werden Vorbereitungen getroffen, um beim aktuellen „Regio.NRW“-Förderaufruf beispielhafte Projekte zur Cybersicherheit einzureichen.
Text: Anette Kolkau
Seit 2018 hat sie die Arbeit der Bergischen Gesellschaft als Geschäftsführerin mitgeprägt. Sie war im Bergischen Städtedreieck insbesondere im Themenbereich Strukturförderung aktiv. Ein paar Fragen zum Abschied.
Welche Ihrer Projekte haben Sie am meisten bewegt?
Zum einen bedeutet mir die Erarbeitung des Integrierten Regionalen Mobilitätskonzeptes (IRM) sehr viel, weil wir aus dem Städtedreieck heraus eine erfolgreiche Kooperation mit den angrenzenden Städten und Kreisen organisiert haben. Koordiniert haben wir ein Konzept für einen konkreten Verkehrsraum erarbeitet, in dem Möglichkeiten für Nahverkehr und Radfahren, also klimafreundliche Mobilität, identifiziert wurden. Zum zweiten freut es mich sehr, dass wir mit dem in diesem Jahr gestarteten Projekt FAB Region vielfältige, kreative Beispiele für nachhaltiges Wirtschaften für das Bergische Städtedreieck entwickeln und das im internationalen Verbund. Wir werden damit auf der Weltkarte der nachhaltigen Projekte sichtbar.
Welche zentralen Eindrücke nehmen Sie mit?
Ich bin in meiner Projektarbeit im Städtedreieck auf so viele engagierte Menschen gestoßen, die – egal aus welcher Stadt sie kommen oder welchen Hintergrund sie haben – tatkräftige Konsortien gebildet haben, um gemeinsam und kreativ Zukunftsideen und -projekte zu entwickeln und umzusetzen. Daran mitzuwirken hat mir viel Spaß gemacht.
Welche Anregung geben Sie der Region mit?
Ich wünsche mir, dass möglichst noch viele kreative Initiativen, so wie ich sie erlebt habe, Chancen und Unterstützung bekommen. Denn das gehört zum ganz typischen Potenzial dieser Region, dass Menschen mit besonderer Motivation neue Denkrichtungen erproben wollen – ein ganz wichtiger Motor für das Städtedreieck.
Was planen Sie für den Ruhestand?
Ich möchte mich mit einigen bergischen Themen weiter befassen, ehrenamtlich als Senior Expert, in der Arbeit mit Studierenden, ich habe da einige gute Ideen. In die Planung dafür steige ich aber erst im Januar ein.
Text: Anette Kolkau