Neugestaltung - Ein Klinikum im Umbruch

Seit über 75 Jahren gibt es das Sanitätshaus Goll & Schracke Massing in Remscheid, heute der führende Fachbetrieb mit zwei Standorten vor Ort plus einem in Wipperfürth.

Die neurologische Station BS1 wirkt jetzt alles andere als kühl und nüchtern. Ausgewählte Wandfarben in warmen Tönen, große Schwarz-Weiß-Fotos von bergischen Motiven, gedämpftes Licht und feine Düfte, die Aroma-Lampen in Patienten-Zimmern verströmen, hellen die Stimmung auf und schaffen eine angenehme Atmosphäre mitten im Klinik-Alltag. Diese Veränderung habe durchweg positives Feedback gebracht, sagt Janine Bender zur Neugestaltung der Station durch das Team. Seit Anfang 2024 ist sie Geschäftsführerin des Sana-Klinikums an der Burger Straße in Remscheid und damit Chefin von 1.200 Mitarbeitenden.

Mit Esoterik habe der Einsatz von Farben, Bildern und Düften nichts zu tun. „Die positiven Effekte auf die Stimmung und Genesung sind wissenschaftlich belegt. Bei Patienten werden Ängste abgebaut, sie fühlen sich wohler. Und Fotos mit Wiedererkennungswert wecken Heimatgefühle“, so die studierte Sozialpädagogin. Zusammen mit allen Abteilungen des 526-Betten-Hauses möchte sie weitere Projekte umsetzen, die der Zukunftssicherung des Klinikums dienen. Die neue BS1 sei als „Station der Zukunft“ ein Baustein. Weitere schrittweise Neugestaltungen seien geplant.

Janine Bender und ihr Team richten ihren Blick aber auch auf die Unternehmens­kultur, interne Strukturen und Prozesse. Während ihres zweiten Studiums in Betriebswirtschaft und des Studiums in „System Engineering“ habe sie sich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, wie sich stabile, nachhaltige und zukunfts­sichere Prozesse etablieren und Abläufe optimieren lassen. Dabei sollen Erfahrungen mit Arbeitsmodellen wie des „New Work“ helfen, also die Förderung flacher Hierarchien, von Kreativität, Flexibilität und Eigenverantwortung. Bender: „Wir wollen ein offenes Miteinander, Transparenz und eine Kommunikation auf Augen­höhe fördern.“ Einen ersten Schritt in diese Richtung hat sie gewagt: Die Belegschaft wurde aktiv aufgefordert, sich künftig untereinander zu duzen, ganz gleich, in welcher Abteilung der Einzelne arbeitet – von der Reinigungskraft bis zum Chefarzt. Das sei ein Novum in der Krankenhauslandschaft. Viele hätten sich für das „Du“ entschieden und sprechen von einem besseren Arbeitsklima und stärkeren Wir-Gefühl. Davon profitierten auch Patienten.

Ein zweites Experiment: Einer Station habe sie inzwischen mehr Eigenverantwortung übertragen und Selbstorganisation ermöglicht. „Die Mitarbeitenden der Station schreiben die Dienstpläne selbst, ermöglichen eine Vier-Tage-Woche und Wunscharbeitszeiten. Das funktioniert hervorragend“, berichtet die Geschäftsführerin. So sei der Teamgeist gestärkt worden, die Zufriedenheit mit dem Job habe dank neu gewonnener Flexibilität zugenommen. Das wirke sich auch positiv auf Stellenbesetzungen aus: Der Pflegestellenplan sei trotz des allgemeinen Fach­kräftemangels in allen Abteilungen inzwischen zu 100 Prozent erfüllt, ein Arbeitnehmer-Leasing daher verzichtbar. „Als ich hier anfing, war ich positiv überrascht, wie engagiert und motiviert die Pflegekräfte sind. Das zeigt sich auch in einer Offenheit für das Thema Digitalisierung“, lobt sie die Bereitschaft ihrer Belegschaft zu Veränderungen. In Zusammenarbeit mit Pflegedirektorin Jasmin Shmalia wolle sie die Professionalisierung in der Pflege weiter vorantreiben und Weiterbildungswilligen Abschlussgrade im Pflegemanagement und in der Pflegewissenschaft ermöglichen. „Ihnen sollen dafür die notwendigen Freiräume gewährt werden“, sagt die Krankenhaus-Chefin.

Wie viele andere Krankenhaus-Leitungen sieht sich Janine Bender mit großen Herausforderungen konfrontiert. „Wir müssen beobachten, wie sich der Markt entwickelt. Eine älter werdende Bevölkerung stellt uns vor neue Aufgaben, besonders der Umgang mit Demenz.“ Außerdem rücke das Thema ambulante Operationen und verkürzte Abläufe im OP-Bereich in den Fokus. Doch für alle im Einzugsbereich des Sana-Klinikums hat sie angesichts der Krankenhaus-Reform des Bundes und der Krankenhaus-Planung NRW eine gute Botschaft: Das „Sana“ bleibt als Akut-Krankenhaus mit Schwerpunktabteilungen erhalten. Dazu zählen der Bereich „junge Patienten“ mit Geburtshilfe, Behandlung und Begleitung von Risikoschwangerschaften, Kinderstation und Kinderintensivstation, Kinder- und Jugend­psychiatrie, darüber hinaus die Onkologische Station für die Behandlung von Leukämie und Lymphomen, die Kardiologie, die Orthopädie mit Schwerpunkt Rückengesundheit und Wirbelsäulen-Chirurgie und die Neurologie mit der zertifizierten Stroke-Unit für die Behandlung von Schlaganfall­patienten.

Text: Sólveig Pudelski

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