Hochwassermeldesystem - Beachtliche Fortschritte
Die Menschen vor Hochwasser rechtzeitig zu warnen – darum geht es dem Unternehmer Dr. Andreas Groß und vielen weiteren Akteuren. Von dem innovativen Projekt überzeugt ist auch NRW-Ministerin Mona Neubaur.
KI ist in aller Munde – und steckt in zahlreichen Technologien auch im Bergischen Städtedreieck. Ein besonderes Projekt, bei dem Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, ist das Hochwassermeldesystem 4.0. Angestoßen wurde es von Dr. Andreas Groß, Geschäftsführender Gesellschafter der Heinz Berger Maschinenfabrik GmbH & Co. KG in der Wuppertaler Kohlfurth. Auslöser für seine innovative Idee war ein dramatisches Erlebnis: Während des Hochwassers 2021 wurde das mittelständische Unternehmen, spezialisiert auf Steuerungs- und Robotersysteme, von der nahen Wupper geflutet. 7.600 Quadratmeter Betriebsfläche standen unter Wasser. Menschen wurden zum Glück nicht verletzt, doch der Sachschaden bei Berger war enorm: Er belief sich auf rund drei Millionen Euro.
Statt über das Geschehene zu lamentieren, handelte Dr. Andreas Groß mit Blick in die Zukunft. Er rief ein Projekt ins Leben, um Szenarien wie im Sommer vor vier Jahren möglichst zu verhindern. Dafür fand er die Unterstützung zahlreicher Akteure. Mit dabei sind der Wupperverband, die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft mit dem Draht zur NRW-Landesregierung, die Wuppertaler Stadtwerke, die Bergische IHK und die Bergische Universität mit dem Institute for Technologies and Management of Digital Transformation.
Heute steht fest, dass das Hochwassermeldesystem 4.0 eine Erfolgsgeschichte wird. So gibt es bereits Interessenten zur Übernahme der Warntechnik. Bei ihrem
Besuch Mitte Januar zeigte sich auch NRW-Ministerin Mona Neubaur, deren Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie das Projekt mit rund 2,8 Millionen Euro fördert, sehr angetan vom erzielten Fortschritt. Im Rahmen ihrer Innovation Tour machte sie Station an der Wupper. Und erfuhr: Inzwischen kann das System Pegelstände mit einer Genauigkeit von wenigen Zentimetern voraussagen – mit einem Vorhersagezeitraum von rund drei Stunden.
Möglich machen das rund 70 Sensoren entlang der Wupper. Sie liefern Datenmaterial zu Wasserständen, zu Niederschlag, aktuellen Füllständen in Talsperren und Rückhaltebecken. Die Daten werden mit KI-Methoden – maschinelles Lernen und Deep Learning – ausgewertet. Ziel ist es, dass die KI Datenmuster erkennt, die zu erhöhten Pegelständen führen. Daraus wiederum lassen sich Prognosen erstellen.
Das System ist noch „im Trainingsmodus“, aber bald so leistungsfähig, dass im Ernstfall entsprechende Schutzmaßnahmen entlang der Flussläufe eingeleitet werden können. In der weiteren Projektarbeit steht nun etwa die Verlängerung des Vorwarnzeitraums im Mittelpunkt. Angepeilt werden sechs Stunden, um mittels App rechtzeitig auf drohende Gefahren aufmerksam machen zu können.
Weitere Informationen auf www.bergisches-hws.de
Text: Daniel Boss