Fachkräftemangel - Von Lateinamerika nach Deutschland

Der Bedarf an Fachkräften in den Bereichen Pflege und Medizin ist enorm. Genau hier setzt die Intermed Personal GmbH aus Wuppertal an und wirbt seit 2020 erfolgreich in Lateinamerika, insbesondere in Honduras, für Deutschland.

Die Intermed Personal GmbH wird von Patricia Schuler-Hoffmann und Julian Hoffmann geleitet. Schuler-Hoffmann stammt aus Honduras und hat selbst eine Einwanderungsgeschichte: „Ich bin 1983 zum Studium der Wirtschaftswissenschaften an die Wuppertaler Universität gekommen, habe mir Deutsch angeeignet, mich eingelebt und Deutschland schätzen gelernt.“ Sie lebt nun seit über 40 Jahren hier und weiß, was zu einer gelingenden Integration gehört: „Neben Sprache und Beruf braucht es auch soziale Kontakte und Wissen über das gesellschaftliche Miteinander.“

Genau diese Erfahrungen bringt sie in das von ihrem Sohn und ihr gegründete Unternehmen ein. Dieses ist eher zufällig entstanden, wie Julian Hoffmann ausführt: „Eine Geschäftsführerin suchte um das Jahr 2020 Fachpersonal für ihre Einrichtung und fragte uns, ob wir entsprechendes Personal vermitteln könnten.“ „Wir gründeten eine Facebook-Seite und stellten die Frage, ob Pflegekräfte und medizinisches Personal, auch Ärzte, aus Honduras Interesse daran hätten, in Deutschland zu arbeiten“, so Hoffmann. Das Ergebnis war eindeutig: „Der Beitrag erhielt innerhalb von 24 Stunden 1.000 Likes und wurde rund 500 Mal geteilt. Somit war klar, dass wir uns näher mit diesem Thema beschäftigen werden.“

Kurz darauf wurden Kontakte geknüpft, Formalitäten geklärt und schlussendlich das Unternehmen gegründet. „Mittlerweile verfügen wir über Exklusivkooperationen mit den großen Universitäten in Honduras und starten monatlich mit einem neuen Deutschkurs“, erklärt Patricia Schuler-Hoffmann. Vor Ort vermittelt werden aber nicht nur Deutschkenntnisse bis zum Niveau B1, was eine fortgeschrittene Sprach­verwendung beinhaltet, wie Julian Hoffmann ergänzt: „Im Kurs ‚Von Pfand bis Steuern‘ geben wir den Teilnehmern einen kompakten Überblick über Deutschland. Dazu gehören zum Beispiel der Winterdienst, der Unterschied zwischen Brutto und Netto oder die deutsche Geschichte und Parteienlandschaft.“ Ziel sei es, die Menschen in Lateinamerika – das Unternehmen ist unter anderem auch in Kolumbien und Mexiko aktiv – bestmöglich auf ihre Ankunft in Deutschland vorzubereiten.

Um die damit verbundenen Formalitäten kümmert sich Intermed, angefangen vom Visum über Behördengänge und die erste Wohnung bis hin zur Anerkennung des Berufsabschlusses. „Wir übernehmen nicht für jede zugewanderte Kraft alle Punkte. Insbesondere größere Kliniken haben eigene Onboarding-Programme, die ab einer gewissen Stelle übernehmen. Wir richten unsere Leistungen flexibel nach den Wünschen unserer Kunden aus“, so Patricia Schuler-Hoffmann. Im ersten Unternehmensjahr konnten ein Dutzend Fachkräfte nach Deutschland geholt werden, mittlerweile sind es laut der Geschäftsführung über 120 Menschen: „Wir sind der größte Antragssteller für deutsche Visa in Honduras.“ In den vergangenen vier Jahren habe es lediglich zwei Menschen gegeben, die zurück ins Heimatland zurückgekehrt sind. „Die große Mehrheit hat sich gut in Deutschland eingelebt und teilweise bereits Familien gegründet“, fasst Schuler-Hoffmann zusammen.

Intermed will sich breiter aufstellen und Fachkräfte aus ganz Lateinamerika – auch für andere Bereiche – werben. „Wir haben einen massiven Bedarf an Erziehern in Deutschland. Während die Qualifikation hier als Ausbildung organisiert ist, erfolgt diese in Lateinamerika durch ein fünfjähriges Studium“, erläutert Julian Hoffmann. Auch möchte das Familienunternehmen Jugendliche für eine Ausbildung in Deutsch­land begeistern und dazu bereits im Schulalter ansetzen. „Hierzu stehen wir mit Unternehmen aus Deutschland im Austausch“, so Patricia Schuler-Hoffmann. Sie und Julian Hoffmann sind zuversichtlich, „dass uns auch das gelingen wird.“

Text: Martin Wosnitza

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