Neue Dauerausstellung - Me Fecit Solingen

„Mich hat Solingen gemacht“, dieser Satz steht auf vielen alten Schwertklingen aus Solingen und zeigt den Stolz der Stadt auf ihre lokale Handwerkskunst. Jetzt ist die Geschichte der Solinger Klingen­herstellung neu zu erleben.

Waren Sie schon einmal im Deutschen Klingenmuseum in Solingen? Im Grunde bejaht fast jeder, der im Bergischen wohnt, diese Frage. Bei manchen ist es schon länger her. Jetzt lohnt ein erneuter Besuch doppelt. Denn im Museum im Solinger Stadtteil Gräfrath sind nicht nur die größte Bestecksammlung der Welt sowie etliche Blankwaren und Schneidwaren zu sehen. Nun wird die Geschichte der Solinger Klingenherstellung in einer neuen Dauerausstellung im ersten Stockwerk des Hauses zusätzlich interaktiv erlebbar.

Me fecit Solingen – Klingen : Stadt : Geschichte“ heißt diese Ausstellung, und sie zeigt, warum Solingen und Klingen untrennbar zusammengehören. Zum einen geht es um die günstigen Standortfaktoren, ebenso darum, wie Klingen vom Mittel­alter bis ins 18. Jahrhundert hergestellt und verwendet wurden. Zuletzt können Besucher einen Blick auf die Gegenwart der Schneidwarenproduktion werfen.

Die neue Ausstellung hält eine Menge Überraschungen bereit: Zunächst passiert der Besucher eine zehn Meter hohe, raumfüllende Karte, die er mit Touchpoints zum Leben erwecken kann: etwa den Lauf der Flüsse und Bäche der Region, die dafür sorgten, dass dank Wasserkraft das Eisen in den Schleifkotten, Hammerwerken und Schmelzhütten bearbeitet werden konnte. Auch die Versorgung mit Holz war ein wichtiger Faktor, der beleuchtet wird, ebenso die Wege, auf denen das Eisenerz etwa aus dem Sieger- und Sauerland in die Region kam, die politische Situation mit Schloss Burg als Sitz der Herzöge von Berg sowie relevante Handelswege des Mittelalters.

Woraus aber besteht so ein Schwert genau? Wie wird aus einem Stück Eisenerz, das man dem Boden entnimmt, nach vielen Arbeitsschritten solch ein respektables Schwert? Auch das wird erklärt. Viele Exponate sind zum Anfassen. Anfassen und möglichst stilecht bewegen kann dann in einer abgetrennten Fechtstation jeder Jugendliche und Erwachsene auch drei unterschiedliche Schwerter, die in den Maßen und im Gewicht den Originalen des 17. Jahrhunderts entsprechen. „Der Säbel ist ganz schön schwer“, stöhnt eine Besucherin, die versucht, den in einer Animation vorgeschlagenen großen, bogen­förmigen Bewegungen zu folgen.

„Früher übte man mit solchen Schwertern die Fechtkunst. Ich weiß aus eigener Erfahrung: Je mehr man übt, umso leichter wird es“, sagt Dr. Sixt Wetzler. Der gebürtige Breisgauer ist ein ausgewiesener Experte für Fechtkunst und Kulturgeschichte, versteht sich auch selbst auf verschiedene Kampfkünste und leitet das Museum zusammen mit seiner Kollegin Dr. Isabell Immel. Dass diese Ausstellung nun auf über 300 Quadratmetern realisiert werden konnte, sagt er, sei auch ein großer Verdienst des Fördervereins „Freunden des Deutschen Klingenmuseums e. V.“. „Die Verantwortlichen waren von Anfang an von unserer Ausstellungsidee und dem Konzept überzeugt“, berichtet er. Förderung erhielt das Museum neben dem Verein auch von der NRW-Stiftung, dem Landschaftsverband Rheinland, der Stadt Solingen, der Stadt-Sparkasse Solingen, der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, der Edda und Gerd Lux Stiftung und der Ulrike und Klaus Krebs Stiftung. „Dieses Projekt war seit der Neueröffnung im Jahr 1991 das größte, das wir hier im Museum umgesetzt haben“, so Wetzler. Für die szenografische Umsetzung der Ausstellung konnte das renommierte Kölner Ausstellungsbüro Facts and Fiction gewonnen werden, das international für Museen tätig ist und auch schon mehrere Weltausstellungs-Pavillons gestaltet hat.

Und während im Foyer die Installation „Welt der Klingen“ anhand von über 250 Exponaten die ganze Bandbreite der Museumssammlung von der Steinzeit bis in die Gegenwart skizziert, gibt es gleich nebenan seit April die neue Kinderausstellung „Drache und Zauberschwert“. Sie nimmt junge Museumsgäste mit auf eine Reise durch ein märchenhaftes Bergisches Land. An unterschiedlichen Spielstationen können sie den Tieren des Zauberwaldes helfen. „‚Drache und Zauberschwert‘ soll natürlich vor allem Spaß machen. Es geht aber auch darum, die Tradition der Klingenherstellung spielerisch kennenzulernen“, sagt Wetzler.

Text: Liane Rapp

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