Modellregion Cybersicherheit - Kooperation mit Estland

Mit der Unterzeichnung des „Memorandums of Understanding“ von Vertretern der CR 14 Cyber Rangers aus Estland und der Bergischen Gesellschaft wurde eine Kooperation mit Aufbau des Projektbüros „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“ besiegelt.

Eigentlich noch mehr: Mit Estland stehen der Bergischen Region erfahrene, technologisch innovative Partner zur Seite, um Projekte zur Förderung der Cybersicherheit von Kritischer Infrastruktur, aber auch der Resilienz von Unternehmen im Bergischen Städtedreieck auf den Weg zu bringen.

Denn wie wichtig Prophylaxe, schnelles Handeln im Ernstfall und ein angemessenes Instrumentarium zur Abwehr von Cyberattacken sind, haben bereits diverse Unternehmen aus der Region schmerzvoll erfahren müssen. Manche Schäden für die Unternehmen haben erhebliche, mitunter Existenz bedrohende Kosten nach sich gezogen. In seinem aktuellen Jahresbericht zur Cybersicherheit weist das Bundesamt für Sicherheit und Informationstechnik auf viele neue Gefahren hin, die Cyberkriminalität nimmt rasant zu, und die Praktiken werden immer raffinierter. Allein von Ende 2023 bis Ende 2024 gab es 78 Prozent mehr Cyberangriffe auf deutsche Unternehmen.

Auch die angespannte Weltlage verlangt nach Vorsichtsmaßnahmen. Darauf wies der bei der Unterzeichnung des Memorandums anwesende Außenminister von Estland, Margus Tsahkna, hin. Unter dem Eindruck der Münchner Sicherheitskonferenz betonte er die aktuell enorme globale Bedrohungslage.

Estland liegt bei der Digitalisierung und bei der Cybersecurity weit vorne. Seit über 25 Jahren werden in Estland Digitalisierungsprojekte mit hohem Tempo vorangebracht. Mittlerweile seien 99,6 Prozent aller Behördengänge digital abzuwickeln – von der elektronischen Stimmabgabe bei Wahlen bis hin zu Steuerdienstleistungen, so der Außenminister Margus Tsahkna. Angesichts des hohen Digitalisierungsgrads in Estland war das baltische Land mehrfach Ziel von Cyberangriffen, so zum Beispiel 2007. Aus diesen Cyberangriffen hat Estland gelernt und hat sich in den letzten Jahren zu einem führenden Standort für innovative Cybersicherheitslösungen entwickelt. Von höchster Priorität ist die Absicherung der staatlichen IT-Infrastruktur in Verwaltung und Militär.

Estland ist auch das Zuhause des „NATO Cooperative Cyber Defense Centre of Excellence (CCDCOE)“, einer multinationalen, interdisziplinären, von der NATO anerkannten Einrichtung, die angewandte Forschung und Entwicklung im Bereich Cyberabwehr betreibt. Es ist darauf spezialisiert, Cyberabwehr zu verbessern, Cyber­sicherheit zu erforschen und Fachwissen weiterzugeben. Auf Grund der Nachbarschaft zu Russland und der aktuellen politischen Lage kommt dem CCDCOE derzeit besondere Bedeutung zu.

Daher gilt Estland als das drittbeste Land der Welt im Bereich Cybersecurity. Teil daran haben auch die CR 14 Cyber Rangers, die Kooperationspartner für die Modellregion Cybersecurity. Die vom estnischen Verteidigungsministerium getragene Stiftung organisiert den Know-How-Transfer zwischen öffentlichen und privaten Akteuren im Rahmen von gemeinsamen Forschungs- und Entwicklungsprojekten. Sie helfen insbesondere dabei, Systeme auf Sicherheit zu überprüfen. Modelle von Rechnersystemen und Datenfunknetzen werden mittels Penetration-Testing auf ihre Cyber-Resistenz simulativ überprüft. Von diesen Aktivitäten wird auch das Bergische Land profitieren: Solche Angriffssimulationen können für Unternehmen und kritische Infrastruktur auch in der Region simuliert werden. Im Rahmen der Kooperation ist der Austausch estnischer und bergischer Unternehmen geplant, ein erster Gegenbesuch in Estland ist derzeit in Planung.

„Der Besuch von Außenminister Tsahkna anlässlich der Unterzeichnung unserer Kooperationsvereinbarung spiegelt die Bedeutung des Themas Cybersecurity,“ so Stephan A. Vogelskamp, Geschäftsführer der Bergischen Gesellschaft und Initiator der Modellregion Cybersicherheit. „Cyber­sicherheit zu organisieren, Forschung und Entwicklung in diesem Bereich voranzutreiben, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe, die bergischen Unternehmen können mit der getroffenen Vereinbarung von bisherigen Erkenntnissen profitieren. Wir freuen uns sehr, nun auf so einen Know-how-starken Partner über diese internationale Zusammenarbeit zurückgreifen zu können.“

Der Kontakt zu den estnischen Cyber­security-Institutionen ist im Rahmen eines Austausches entstanden, den NRW Global Business, die Gesellschaft zur Außenwirtschaftsförderung des Landes Nordrhein-Westfalen, organisiert hatte. Im Sommer letzten Jahres fand die Informationsreise „Best Practice: Cybersecurity Lösungen nach Estland“ statt. Daraus ergab sich nicht nur ein wertvoller Input für das Projekt „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“, sondern auch der direkte Kontakt zu Silver Andre, CEO der CR 14 Cyber Rangers. Gemeinsam mit ihm ist die Idee zur Kooperation entstanden und schließlich das Kooperationsvorhaben ausgearbeitet worden.

Für den Aufbau des Projekts „Modellregion Cybersicherheit Bergisches Land“ hat die Bergische Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft von der NRW-Landesregierung den Zuschlag bekommen. Sie baut demnächst ein Projektbüro auf, um den hier ansässigen kleinen und mittleren Unternehmen effektive Schutzstrategien zu vermitteln, um Cybersicherheitskompetenzen zu stärken und von dem Wissen aus Estland zu profitieren. Gerade mit simulierten Cyberattacken auf Systemzwillinge können Erkenntnisse für deren Optimierung gewonnen werden. Die entwickelten Strategien können als Modell für andere Unternehmen und Regionen dienen.

Derzeit laufen die Vorbereitungen zur Umsetzung der öffentlichen Förderung des Projektes durch die NRW-Landesregierung.

Text: Anette Kolkau

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