Auf Tour mit dem Weltmeister - Leidenschaft zum Kanufahren

Die Wupper ist das Heimrevier von Thomas Becker. Der Solinger wurde bei Olympia 1996 Dritter im Kanuslalom, war mehrfach Weltmeister. Seit 25 Jahren bieten er und seine Frau geführte Kanu- und Kajaktouren auch auf seinem Heimatfluss an.

Im Winter, wenn es kalt ist und am Ufer der Wupper nur wenige Menschen unterwegs sind, ist er meist der Einzige, den man auf dem Wasser sieht: Thomas Becker, 58, Kanute aus Leidenschaft, Olympiadritter (1996 in Atlanta) und mehrfacher Welt-, Europa- und Deutscher Meister im Kanuslalom / Kajak Einer. Kraftvoll, fast elegant gleitet er durch sein Heimrevier, kennt jede Kurve, jedes Hindernis und jede Verengung. „Selbstverständlich halte ich mich an die Regeln und gefährde mit meinem Sport nicht die Natur. Aber gerade in der kalten Jahreszeit hat der Fluss für mich einen besonderen Reiz. Dann genieße ich die Ruhe und Abgeschiedenheit, direkt vor unserer Haustür“, berichtet der Sportler, der hauptberuflich als Lehrer für Sport, Mathematik und Technik arbeitet.

Von Mai bis Oktober ist der Fluss für „jedermann“ befahrbar, in Begleitung von ausgebildeten Fachkräften versteht sich. Dann bieten Thomas Becker, seine Frau Angelika und das Team von „Wupper Kanutouren“ geführte Kanu- und Kajaktouren sowohl auf der Wupper als auch auf der Rur, dem Rhein und der Sieg an. „Das ist tatsächlich ein Erlebnis für Jung und Alt“, so der Sportler. Zur Auswahl stehen Klassenausflüge, Teamevents, Kindergeburtstagsprogramme, Touren mit Hund und Feierabend-Touren auch im Stadtgebiet von Wuppertal. „Für mich ist die Wupper ein Stück Heimat. Vom Fluss aus hat man die Möglichkeit, das Bergische Land auf eine ganz besondere Art und Weise zu erkunden, vor allem: naturnah“, so der gebürtige Solinger, der auch heute noch in der Klingenstadt lebt. Als Lehrer an einer Gesamtschule versteht er sich auf anschauliche Freizeitpädagogik. Unterstützt wird er dabei von einem rund zehnköpfigen Team, auch Sohn Ben, 23 Jahre, hilft am Wochenende.

Besonders empfehlenswert ist laut Thomas Becker die von ihm angebotene „Tour 3“ vom Wupperhof bis Leichlingen, vorbei an zahlreichen ehemaligen Kotten-Standorten über Rüden und Friedrichsaue vorbei auch am Wipperkotten. „Erst erlebt man die schroffen, steilen Wupperberge, dann öffnet sich der Blick und man durchfährt die Ebene bis zur Balker Aue“, gerät der Diplom-Ingenieur geradezu ins Schwärmen. Abhängig ist die Durchführung der Touren auch vom Pegelstand der Wupper: „Bei niedrigem Wasserstand sind einige Abschnitte aufgrund von FFH-Richtlinien nicht freigegeben und somit tabu. Dann können wir die Touren aber dennoch im oberen Lauf der Wupper durchführen.“ Gepaddelt wird in 3er- und 4er-Canadiern, im Preis enthalten sind auch der Gepäcktransfer, kleine Snacks und Getränke sowie ein Shuttle, das einige Teilnehmer zurück zum Ausgangspunkt der Touren bringt. Und auch Kajakkurse gehören zum Angebot von „Wupper Kanutouren“.

Für bundesweite Schlagzeilen sorgte ein folgenschwerer Unfall eines Mitbewerbers im August 2023, bei dem eine Frau zu Tode kam. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für den betreffenden Tag eine amtliche Unwetterwarnung herausgegeben. „Wir sind dort nicht gefahren“, sagt Thomas Becker nur knapp, aber man merkt, wie sehr ihn der Vorfall betroffen macht. In der Folge stornierten auch einige seiner Kunden. Dabei ist gerade er es, der unter anderem zusammen mit dem Kanu-Verband die Inhalte der Qualifizierungslehrgänge für den „Wupperführerschein“ gestaltet hat und in engem Kontakt mit dem Wupperverband und den Naturschutzbehörden steht. Er fühlt sich verantwortlich für die Erhaltung dieses Gewässers und freut sich darüber, wenn er mit seinen geführten Touren auch Anderen die Bedeutung des fragilen Ökosystems vermitteln kann: „Für mich ist das Erholung pur, und das direkt vor unserer Haustür!“

Text: Liane Rapp

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