Plätze in der Kita - Frühkindliche Bildung

Sozialdezernentin Annette Berg und Sandra Groß, stellvertretende Stadtbetriebsleiterin Kindertageseinrichtungen, sprechen über die schwierige Planung von Kita-Plätzen.

Wenn ein Unternehmen seinen Fachkräften bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen helfen will – was kann es tun?

Sandra Groß: Es kann eine Betriebskita einrichten. Die Hürden – pädagogisch, finanziell und von den Rahmenbedingungen her – sind allerdings hoch. Was sich etabliert hat, sind Kooperationen mit Freien Trägern. Ein Unternehmen kann eine nahe gelegene Kita ansprechen und ein Belegungsrecht für eine gewisse Zeit und Anzahl von Plätzen aushandeln. Das geht natürlich schneller, als erst eine Kita zu bauen. Annette Berg: Es können auch mehrere Unternehmen gemeinsam eine Kita gründen und den Betrieb über einen Träger organisieren. Für eine U3-Betreuung lässt sich eine Großkindertagespflege schneller einrichten als eine Kita. Ein Unternehmen kann auch Räumlichkeiten zur Verfügung stellen und diese an eine Tagespflegeperson vermieten. Oder ein Unternehmen kooperiert mit Tagespflege­personen hinsichtlich eines Belegungsrechts. Wir können gerne entsprechende Personen vermitteln. Unternehmer können uns gerne anrufen.

Meist kommen Kinder heute mit zwei Jahren in die Kita. Hat jemand, der mit älteren Kindern nach Wuppertal zieht, noch Chancen auf einen Kita-Platz?

Groß: Das kommt darauf an, wo. Rein rechtlich gesehen haben wir ein halbes Jahr Zeit, den Familien einen Platz anzubieten. Nach der Anmeldung ver­suchen wir unser Möglichstes, zeitnah einen Platz für diese Kinder zu finden. Auf unserer Homepage haben wir immer eine aktuelle Übersicht über freie Plätze. Derzeit sind dort für August über 30 Einrichtungen zu finden, die freie Plätze haben. Für die Tagespflege sollte man direkt den Kontakt mit uns aufnehmen.

Wie groß ist für das nächste Kindergartenjahr die Kluft zwischen Bedarfen und verfügbaren Plätzen?

Groß: Grundsätzlich haben wir weiteren Bedarf an Betreuungsplätzen. Genaue Zahlen sind schwierig darzustellen. Laut Budgetplanung im Jugendhilfe­ausschuss sind wir bei einer U3-Ver­sorgung von 45 Prozent und bei Ü3 bei 100 Prozent. Da sind aber auch Maßnahmen dabei, die gerade noch im Bau sind. Berg: In den vergangenen zehn Jahren haben wir aber auch 5.000 Plätze und 26 neue Kitas geschaffen. Wir sind eine junge Stadt – rund 20 Prozent der Bevölkerung sind unter 18 Jahren. Deshalb bauen wir weiter aus. Aber alleine durch die Personalsituation ist es schwierig.

Wie leicht oder schwer ist überhaupt diese Bedarfsplanung?

Groß: Wir planen sozialräumlich – Wuppertal ist in 18 Einzugsräume eingeteilt. In jedem Bezirk sollen Kinder gleiche Bildungsmöglichkeiten haben. Wir fragen auch die Bedarfe bei den Eltern ab. Daraus ergeben sich Zielquoten. Berg: Die Kinderzahlen haben wir in unserem Bereich allerdings immer nur in der Prognose, die Kinder sind ja noch nicht geboren. Dann planen wir gemeinsam mit den freien Trägern die Plätze, um den Rechtsanspruch zu erfüllen. So eine Bedarfsplanung bezieht sich allerdings auf mehrere Jahre und ist nicht immer zu 100 Prozent realisierbar. Groß: Manchmal verschiebt sich auch etwas. Der Träger oder Investor meldet eine Kita bei uns an und sagt uns, wann er starten möchte. Aber dann fehlt vielleicht die Baugenehmigung, oder der Träger wechselt.

Gibt es da Unterschiede zwischen den einzelnen Stadtteilen?

Groß: Wir erleben inzwischen vereinzelt Stadtteile, in denen sich die Betreuungssituation entspannt durch neu eröffnete Kitas und stagnierende Kinderzahlen. Es gibt aber immer noch Stadtteile, wo wir keine Grundstücke für neue Kitas finden, etwa am Ostersbaum. Auch in der Kindertagespflege sind wir im ständigen Ausbau.

Ist das dann eher die Großkindertagespflege mit zwei Tagespflegepersonen oder sind das meistens Einzelkämpferinnen?

Groß: Beides. Es gibt diejenigen, die Räumlichkeiten anmieten und solche, die das zu Hause anbieten. Das ist ein wichtiger Pfeiler der U3-Betreuung.

Wie sieht es in Wuppertal mit Fachkräften aus?

Groß: Wir versuchen, möglichst viele Fachkräfte selbst auszubilden. Wir als Stadt und auch die Freien Träger bieten verschiedene Ausbildungen an, von der klassischen Erzieherinnen-Ausbildung und Kinderpflege bis hin zum Studium der Kindheitspädagogik, auch als Duales Studium. Jedes Jahr stellen wir über 60 Auszubildende, aber auch 60 bis 70 fertige Fachkräfte ein. Dennoch reicht das nicht, weil das Angebot stetig erweitert wird. Berg: Und wir beschäftigen viele junge Frauen, die dann irgendwann in die Familienphase gehen. Wir machen jetzt auch Podcasts, in denen wir unsere Arbeitsbereiche vorstellen und mit denen wir junge Leute ansprechen wollen. Erzieherin ist ein toller Beruf, der mitwirkt am Bildungserfolg ganz junger Menschen, der viel zurückgibt und auch Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Die Einstiegsvoraussetzung ist allerdings Abitur. Oder man absolviert erst die Kinderpflegerinnen-Ausbildung und setzt dann die Erzieherin obendrauf.

Wie werben sie sonst noch um Nachwuchs?

Groß: Wir hatten schon einen Radiospot, wir werben auf der städtischen Homepage für den Beruf der Erzieherin/des Erziehers. Wir sind in Fachschulen, in allgemeinbildenden Schulen und auf allen passenden Messen, im Moment läuft eine kleine Social-Media-Kampagne. Wir versuchen wirklich alles.

Das Interview führte Tanja Heil.

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